Wieder schockt eine Bluttat Wien – der Tatverdacht gegen die Tochter hat sich bestätigt: Die 14-Jährige legte ein Geständnis ab. Das Mädchen stritt mit der Mutter um einen Computer. Der Konflikt eskalierte, die Tochter erstach die 37-Jährige.
Nach der Bluttat am Dienstagabend in Wien-Margareten hat die mutmaßliche Täterin, ein 14-jähriges Mädchen, laut Polizei ein Geständnis abgelegt. Die Jugendliche sei mit ihrer Mutter wegen der Nutzung des Computers in Streit geraten. Im Zuge der Auseinandersetzung, die im Badezimmer stattgefunden hat, griff die Tochter schließlich zum Messer und stach einige Male zu. Die 14-Jährige gab an, nicht in Tötungsabsicht gehandelt zu haben. Sie sitzt nun in Untersuchungshaft.
Tathergang
Früher Dienstagabend in der Sankt-Johann-Gasse in
Wien-Margareten. Ein renoviertes Wohnhaus gleich neben der U-Bahn, mit Blick
auf den Bruno-Kreisky-Park. Der 12-Jährige Daniel – Sohn einer tschechischen
Zuwandererfamilie, die schon lange in Wien lebt – kommt um 16.30 Uhr heim.
Warten im Stiegenhaus
Doch niemand scheint zu Hause zu sein, die
Tür zur Wohnung seiner Eltern ist zu. Wie sich später herausstellen sollte,
nicht verschlossen, sondern nur ins Schloss gefallen. Der Schüler wundert
sich sehr, beschließt aber abzuwarten; denn er hat keinen Schlüssel. Der Bub
setzt sich auf ins eiskalte Stiegenhaus und wartet über eine Stunde auf
seinen Vater Miroslav D., der nach der Arbeit um 18 Uhr daheim eintrifft.
Messer steckt in Brust
Der 53-Jährige schließt die Tür mit dem
Schlüssel auf, Vater und Sohn begeben sich in die Wohnung, in der es
beängstigend still ist – und tatsächlich machen die beiden im Badezimmer
eine schreckliche Entdeckung: In einer Blutlache im Badezimmer liegt die
Mutter Svetlana D., 37. In ihrer Brust steckt ein Messer, ragt aus der
Brust. Ihr Oberkörper weist mehrere Stiche in Brust und Rücken auf. Die
Tatwaffe stammt offenbar aus der Küche, ein Messer mit einer 25 Zentimeter
langen Klinge.
Völlig aufgelöst alarmiert der Vater, der nebenbei seinen im Schock erstarrten Sohn umarmt und beruhigt, Rettung und Polizei.
Handy führt zu Mädchen
Die ermittelnden Beamten
vermutet schnell, dass es sich um eine Tat im engsten Familienkreis handeln
muss: Nirgends finden sich Einbruchspuren, nichts fehlt, daher kann auch ein
Raubmord ausgeschlossen werden. Befragungen im Umfeld der Familie und bei
Nachbarn lenken den Verdacht dann auf die Tochter der Familie – die
14-Jährige Angelika. Die Polizei leitet eine Fahndung ein, zapft das
Mobiltelefon des Mädchens an.
Nach zwei Stunden wird sie dann endlich gefunden – weil sie schließlich ihr Handy abhebt. Am anderen Ende der Leitung ist die Polizei. Ein Streifenwagen rast zu einem Park in Wien-Penzing. Hier sitzt das Mädchen, völlig verstört und vom Regen durchnässt. Die 14-Jährige hat inzwischen ein Geständnis abgelegt.
Nachbarn hörten immer wieder Streit, vor allem zwischen der Tochter und ihrer Mutter. Die Familie stammt aus Tschechien, lebt aber schon seit Jahren in Wien. Für die 14-Jährige gilt die Unschuldsvermutung.
Erste Befragungen
Noch in den Abendstunden des Dienstags wurde
zunächst das Mädchen in die Kriminaldirektion gebracht, wo sie von den
Beamten einvernommen wurde. Der völlig zerstörte Vater und der Bruder der
Schülerin wurden vom Kriseninterventionsteam betreut und dann ebenfalls zu
einer Befragung in die Polizeizentrale gebracht. Noch in der Wohnung im
ersten Stock des Hauses in der Sankt-Johann-Gasse wird eine Obduktion
durchgeführt. Die Nachbarn sind entsetzt: "Was, eine so junge
Täterin, das kann es gar nicht geben.“
Voll straffähig
Die Täterin kann strafrechtlich voll
belangt werden, weil sie 14 Jahre alt ist. Urteile werden aber nach dem
Jugendstrafrecht (Ende 14. bis 18. Lebensjahr) gefällt.