Paukenschlag: Der OGH kippt das erste Kartnig-Urteil, er muss „nur“ noch 15 Monate in Haft.
Mittwoch, 14.42 Uhr, Oberster Gerichtshof Wien: Ex-Fußball-Zampano und Society-Liebling Hannes Kartnig, schwarzer Anzug, blaue Krawatte, nimmt das Urteil von OGH-Richter Kurt Kirchbacher regungslos entgegen.
Kartnig muss um 1,1 Mio. Euro weniger Strafe zahlen
Innerlich dürfte er aufgeatmet haben, weil: Für ihn geht es um alles, bereits 2012 wurde er zu fünf Jahren Haft und 6,6 Millionen Geldstrafe verurteilt. Jetzt entschied der Oberste Gerichtshof als letzte Instanz über dieses Urteil – und für ihn sensationell: Der Richter reduzierte zeigt sich völlig regungslos, atmet innerlich aber auf.
OGH-Richter Kurt Kirchbacher reduzierte.
Neuer Prozess wegen
Betrugs steht jetzt an
Zudem muss der 63-Jährige statt 6,6 Millionen Euro „nur“ eine Geldstrafe von 5,5 Millionen Euro bezahlen. Tut er das nicht, erhöht sich die Strafe aber um 15 weitere Monate. Der Grund für diese Milderung: Das Verfahren zieht sich seit bereits acht Jahren – für den OGH viel zu lange.
Aber noch heuer muss sich Kartnig erneut vor Gericht verantworten. Vorwurf: Der Ex-Sturm-Präsident und sein Klubsekretär sollen dem steirischen Fußballverband und der Bundesliga Einnahmen verheimlicht haben. Eine Anklage wegen schweren Betrugs ist anhängig. Kartnig zu ÖSTERREICH: „Das mit der Steuer – zu dem stehe ich. Aber alles andere kann ich leider nicht akzeptieren.“ Er will danach alle Möglichkeiten, auch jene einer Fußfessel, ausloten lassen.
Trotzdem: Für Kartnig ist das gestrige Urteil doch ein kleiner Sieg. „Das Strafgesetz ist ja kein Wunschkonzert der Verteidigung“, erklärte sein Anwalt Roland Kier nach dem Urteil gegenüber ÖSTERREICH.
Gesundheitszustand könnte Haft verringern
Unklar ist unterdessen, wie lange der 63-Jährige tatsächlich in eine Zelle – möglicherweise in Graz-Karlau – ziehen muss. Die zweimonatige U-Haft aus dem Jahr 2007 wird ihm angerechnet und auch sein Gesundheitszustand (Darmkrebs) könnte zu einer weiteren Haftmilderung führen. Möglicherweise könnte er auch vorzeitig entlassen werden (nach zwei Dritteln seiner Haftdauer).
Kartnig verließ mit seinen zwei Anwälten als einer der Letzten den Justizpalast. Der einstige Sonnyboy der Society muss erst verkraften, dass er nun tatsächlich hinter Gitter muss.
Interview: Kartnig nach dem OGH-Urteil
»Ich hoffe, dass die FußFessel genehmigt wird«
ÖSTERREICH: Herr Kartnig, wie geht es Ihnen nach diesem OGH-Urteil?
Hannes Kartnig: Auf alle Fälle besser als zuvor. Ich habe blendende Verteidiger und ziehe den Hut vor ihnen. Ich bin durch Himmel und Hölle gegangen. Als ich in den Saal rein bin, war ich komplett fertig. So fertig war ich nicht einmal bei Sturms Spielen in der Champions League. So viel Blut wie bei der Urteilsverkündung habe ich noch nie geschwitzt.
ÖSTERREICH: Warum war Ihre Frau Claudia bei der Verhandlung in Wien nicht an Ihrer Seite?
Hannes Kartnig: Sie wollte, aber ich hab zu ihr gesagt, bleib in Graz, da muss ich alleine durch.
ÖSTERREICH: Wann werden Sie die Haft antreten?
Hannes Kartnig: Ich hoffe, dass die Fußfessel genehmigt wird. Mein Anwalt hat den Antrag dafür eingebracht.
ÖSTERREICH: Können Sie die 5,5 Millionen Euro Geldstrafe aufbringen?
Hannes Kartnig: Da werde ich schon etwas machen. Vielleicht darf ich in Raten zahlen.
ÖSTERREICH: Bei Ihnen wurde Darmkrebs diagnostiziert. Ist Haftunfähigkeit ein Thema für Sie?
Hannes Kartnig: Nein! So etwas fange ich mir gar nicht an. Damit spielt man nicht.