Luxuspärchen am Sand
2,8 Mio. Euro veruntreut: Prozess
28.06.2010
Liebespaar nach acht Jahren Flucht in der Toskana verhaftet. Angeklagter Advocat legte volles Geständnis ab.Laut Justiz wurde mit Klientengeldern neues Leben aufgebaut.
Der sichtlich abgemagerte Ex-Anwalt nahm in seiner Einvernahme am Vormittag alle Schuld auf sich und damit seine zweitangeklagte Freundin in Schutz. Die Idee zur Flucht und mit den veruntreuten Geldern ein neues Leben aufzubauen habe von ihm gestammt. "Ich habe ihr was vorgegaukelt. Wenn sie gewusst hätte, dass es sich um Treuhandgelder handelt, wäre sie nicht mitgegangen." Seine Lebensgefährtin bekannte sich auch nur der Hehlerei schuldig, als Beitragstäterin sieht sie sich nicht.
"Wollte die Realität nicht sehen"
Selbstkritisch
schilderte der Jurist, warum es mit seiner Kanzlei stetig finanziell bergab
gegangen war. "Mein größter Fehler war, ich konnte nicht wirtschaften. Ich
hätte kein Anwalt werden sollen, habe in den Tag hinein gelebt und wie ein
Vogelstrauß gearbeitet: Ich habe den Kopf in den Sand gesteckt, wollte Dinge
der Realität nicht sehen." Die rund 15 Mio. Schilling (knapp 1,1 Mio. Euro)
Schulden hätten sich wegen fehlgeschlagener Geldanlagen, Fehlüberweisungen
und eines Hausumbaues angehäuft. Dann seien noch zwei große Klienten
weggebrochen. "Ende 1999 ist eine Schere aufgegangen, die war nicht mehr zu
schließen."
Flucht ins Ausland
Friedrich L. überlegte, sich entweder zu
stellen oder sich im Ausland abzusetzen. Als er sich im Juni 2001 in die
Bürokauffrau Brigitte H. bei einem Golfturnier verliebte, entschied er sich
für letzteres. Er sei dann schon überrascht gewesen, dass die Banken ihm
trotz der hohen Verschuldung Millionenbeträge in bar ausbezahlt hätten -
ohne nachzufragen. Wie die gebürtige Niederösterreicherin schilderte, habe
sie spontan zugesagt, mit ihm ein neues Leben zu beginnen. Den Entschluss
unterzutauchen fassten die beiden laut Staatsanwalt Oliver Schoßwohl am 14.
September 2001 bei einem Heurigen. "Er hat es mir schmackhaft gemacht. Er
zeigte mir ein Foto von einem Haus mit Meeresblick. Von seinen finanziellen
Schwierigkeiten erzählte er nichts", sagte die 40-Jährige." L. habe sich ja
als gut situiert dargestellt. Als sie bei einer Kontoeröffnung in London
doch misstrauisch geworden sei, habe er ihr erklärt, bei den Geldern handle
es sich um Aktienerlöse und Schwarzgeld.
Anwalt missbraucht vertrauen
Auf seine Bitte hin habe sie ihm
beim Transfer der Gelder geholfen. In Bozen eröffneten sie beispielsweise 40
Sparbücher, zur späteren Gründung einer Stiftung in Liechtenstein, wo sie
dann alleine hinfuhr. In Südtirol unterschrieb sie einen Vertrag zur
Gründung einer Kapitalgesellschaft. Sozusagen als Gefälligkeit. "Ich war die
Handlangerin." Obwohl Brigitte H. Ende Oktober 2001 von der Polizei und im
Dezember darauf aus der TV-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" von der
Fahndung erfuhr, "war mir nicht wirklich klar, dass nach mir gesucht wurde."
Und sie vertraute weiterhin ihrem Freund. "Er hat immer wieder gesagt, ich
habe damit nichts zu tun. Er erklärte, man sucht mich, damit man ihn findet.
Mit den Tathandlungen hätte ich nichts zu tun."
Luxuspaar erwartet Urteil
Dass sie rund 6.500 Euro von Dezember
2000 bis 26. September 2001 aus der Handkasse ihres Arbeitgebers abgezweigt
hat, war ihr heute "sehr peinlich". Das tue ihr leid. Zurückbezahlt habe sie
es noch nicht. Der Advokat zeigte sich zuversichtlich, dass die Liegenschaft
in Reggello, die 800.000 Euro wert sei, veräußert und das Geld zur
Schadenswiedergutmachung beitragen könnte. Auf Nachfragen des
Staatsanwaltes, ob sie noch liiert seien, antworteten die Angeklagten mit
"ja". Ein Urteil wird gegen Abend erwartet.