Es war gegen 17.00 Uhr. Eine dreiköpfige Bande lauerte dem 16-jährigen Gymnasiasten Matthias M. (Name geändert) auf: „Her mit dem Handy oder du bekommst eine mit dem Elektroschocker“, drohten sie ihm. Das Objekt der Begierde: sein brandneues iPhone. Matthias M. händigte den Räubern, die nicht viel älter waren als er, sofort das Handy aus und kam mit dem Schrecken davon.
Vorfälle wie dieser stehen in Österreichs Citys derzeit an der Tagesordnung. Von Jänner bis September gab es im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2010 einen Anstieg von 20 Prozent (von 370 angezeigten Fällen auf 444). Und: Die Dunkelziffer ist hoch.
Die meisten Delikte gibt es – klar – in den Citys: In Wien wurden in den ersten neun Monaten des Vorjahres 323 Handys geraubt, heuer waren es schon 379.
Warum immer mehr Jugendliche für ein Smartphone zu Kriminellen werden, erklärt Bundeskriminalamtssprecher Helmut Greiner: „Die Motive sind Gruppen- oder Konsumzwang.“ Jeder will ein iPhone. Und: Mit dem Weiter-Verkauf lässt sich viel Geld machen.
Langzeitfolgen
Psychotherapeutin Rotraud Perner warnt vor den Folgen für die Opfer: „Eine Attacke ist für jeden ein Auslöser von massivem Stresshormon-Ausstoß. Die Jugendlichen können dadurch Sprachstörungen und Albträume bekommen.“
ÖSTERREICH: Wie ist der Überfall abgelaufen?
MATTHIAS: Ich bin nach der Schule mit der Straßenbahn nach Hause gefahren. Mir fiel gleich auf, dass mich zwei Burschen und ein Mädchen beobachten. Als ich ausstieg, ging ich extra in den nahegelegenen Tankstellenshop, um sie abzuwimmeln. Aber sie warteten auf mich, lauerten mir im Dunkeln auf und bedrohten mich.
ÖSTERREICH: Hatten Sie auch Waffen?
MATTHIAS: Sie kreisten mich ein und bedrohten mich mit einem Elektroschocker, sodass ich nicht weglaufen konnte. Dann forderten sie mich auf, mein Handy rauszurücken.
ÖSTERREICH: War es ein Fehler, dass du in der Straßenbahn dein Handy gezeigt hast?
MATTHIAS: Sicherlich. Vor allem, weil mein Freund eine Woche davor auch am Heimweg ausgeraubt wurde.