Missbrauch

260 Opfer meldeten sich in vier Wochen

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Die Betroffenen fordern eine staatliche Kommission zur Untersuchung der Fälle.

Die Plattform "Betroffene Kirchlicher Gewalt " hat seit Installierung der Hotline vor rund vier Wochen 260 Anrufer verzeichnet, das geht aus einem Bericht der Initiative hervor, der am Donnerstag den Parlamentsparteien präsentiert wurde. "Die Betroffenen fühlen sich von der Republik im Stich gelassen. Die meisten fordern, dass es seitens der Regierung eine kirchenunabhängige Untersuchung gibt", erklärte dabei Philipp Schwärzler, Psychologe im Wiener Kinderschutzzentrum.

Staatliche Kommission
Ein Argument für die Einrichtung einer staatlichen Kommission wäre auch, dass nicht selten die Länder Kinder in kirchlichen Heimen untergebracht haben, betonte der Psychologe. Schwärzler wertete für die Plattform-Statistik 170 Fälle aus. Die heute erwachsenen Frauen und Männer berichten von körperlichen Misshandlungen und sexueller Gewalt in kirchlichen Einrichtungen. Als besonders schlimm hätten es die Opfer empfunden, dass sie von den Eltern nicht ernst genommen worden waren oder dass andere Kirchenvertreter die Sache unter den Teppich gekehrt hatten. Täglich melden sich etwa zehn Personen, ihr Durchschnittsalter beträgt 54 Jahre. Der Großteil der genannten Taten wurde in den 60er und 70er Jahren begangen. Bei 70 Prozent der Betroffenen handelt es sich um Männer.

Missbrauchshandlungen
In 72 Prozent der Fälle wurden die Taten von Männern verübt, eine genaue Zahl über die Häufigkeit von Missbrauchshandlungen lässt sich laut Schwärzler aber kaum feststellen, denn in 70 Prozent der Fälle sprechen die betroffenen Personen von "oft", "häufig", "immer wieder" oder etwa "jede Woche zweimal und das während der ganzen vier Jahre". 64 Prozent der Anrufer berichten übrigens von weiteren Opfern. Der Psychologe schließt daraus: "Im Bereich der körperlichen Misshandlungen müssen wir von tausenden ausgehen, die sich nicht gemeldet haben. Im Bereich der sexuellen Gewalt sicherlich auch von vielen hundert."

Bezüglich der Verteilung der Misshandlungsorte auf die Bundesländer gibt es derzeit aus Wien mit 25 Prozent die meisten Meldungen. Es folgen Oberösterreich und Niederösterreich mit 22 bzw. 21 Prozent, Tirol (elf Prozent), Salzburg (acht Prozent), die Steiermark (sechs Prozent), Vorarlberg und Kärnten mit jeweils drei Prozent und das Burgenland (ein Prozent).

Die Betroffenen wenden sich an die unabhängige Plattform, um ihre Erfahrungen zu deponieren oder um sich mit anderen zu vernetzen. Auch eine Entschädigung oder Sammelklage wird als Grund genannt, teilweise suchen Betroffene juristische Unterstützung oder Hilfe bei der Suche und Finanzierung einer Therapie.

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