43 Taten am Tag

Nur jeder 10. Einbruch wird geklärt

14.09.2011

Die Polizei spricht von sinkenden Zahlen, doch ÖSTERREICH deckt auf.

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© Getty Images (Symbolbild)
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Sinkende Kriminalität, ein rigoroser Kampf gegen die Ostbanden, kaum noch Einbrüche – seit Monaten bemüht sich das Innenministerium, uns in Sicherheit zu wiegen. Allerdings: Wie eine parlamentarische Anfrage von Herbert Vilimsky (FPÖ) an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ergab und ÖSTERREICH nun offenlegt, ist es längst nicht so rosig um unsere Sicherheit bestellt, wie man versucht, uns weiszumachen. Die erschreckendsten Details aus den 122 Bezirken:

  • Allein im ersten Halbjahr 2011 wurde in 7.810 Häuser und Wohnungen österreichweit eingebrochen. Das sind pro Tag 43 Fälle, pro Stunde 1,78! Absoluter Negativ-Spitzenreiter bei den Delikten ist Wien-Donaustadt mit 326 Fällen, gefolgt von Wien-Favoriten (324) und Wien-Floridsdorf (302).
  • Immer noch wird die meiste Einbruchskriminalität in der Bundeshauptstadt gezählt: Die ersten acht gefährdeten Bezirke liegen in Wien. Nur in Graz (Rang neun) und Linz (Rang 12) wird ähnlich häufig zugeschlagen. Der Hintergrund: In Großstädten können Kriminelle nach ihrer Tat viel schneller untertauchen und werden seltener als Täter identifiziert als in ländlichen Gebieten. In Wien kommt die Nähe zu mehreren Autobahnen hinzu: Eine rasche Flucht vor der Polizei über die Grenze ins Ausland ist hier meist kein Problem.
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  • Besonders dramatisch: Wird man erst einmal zum Einbruchsopfer, wird die Chance, die Täter zu finden, immer geringer. Nur bei 6,79 Prozent aller Wohnungen, die zwischen Jänner und Juni leer geräumt wurden, konnten die Täter geschnappt werden. Bei den Hauseinbrüchen lag die Aufklärungsquote ebenfalls nur bei mageren 10,1 Prozent.
  • Im Klartext heißt das: In 45 der 122 Bezirke konnte kein einziger Wohnungseinbruch aufgeklärt werden. In 41 Bezirken hieß es: null Aufklärungsquote bei den Hauseinbrüchen.
  • Und auch das Problem der Ostbanden scheint längst nicht so gut im Griff, wie immer verkündet wird. Immer noch sind 82,8 Prozent aller Diebe, die in Wohnhäuser einsteigen, Fremde. Bei den Wohnungseinbrüchen liegt die Zahl immer noch bei 67,2 Prozent. Skurril: In der Anfrage­beantwortung werden et­liche davon als „Touristen“ erfasst.
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  • Aber zum Glück gibt es auch Positives zu berichten: In Tamsweg (Salzburg) und Lienz (Osttirol) wurde im ersten Halbjahr 2011 kein einziger Einbruch zur Anzeige gebracht. In Reutte (Tirol) gab es nur einen einzigen Wohnungseinbruch zwischen Jänner und Juni, und die Beamten dort schafften die Aufklärung. Ein Top-Ergebnis. In Waidhofen an der Ybbs und in Zell am See konnten alle Hauseinbrüche zu 100 Prozent aufgeklärt werden.

 

263.183 Fälle wurden insgesamt 2010 angezeigt
Zumindest die allgemeine Kriminalität hat sich zur­ückentwickelt. Insgesamt wurden in ganz Österreich von Jänner bis Juni 263.183 Delikte zur Anzeige gebracht. Ein Minus von 9,5 Prozentpunkten. Und wenigstens hier liegt auch die Aufklärungsquote mit 43,2 Prozent zumindest etwas höher.

784 Täter wurden im ersten Halbjahr 2011 geschnappt, die zuvor in Wohnungen oder Häuser eingestiegen waren. Die aktuellen Zahlen zeigen: 202 von ihnen waren Österreicher, 582 hatten einen ausländischen Pass. Die meisten Ausländer kamen aus Serbien (155), gefolgt von Rumänien (60). Hauseinbrüche werden zu 82,8 Prozent, Wohnungseinbrüche zu 67,2 % von Ausländern verübt.

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