Gab es Menschen, die von der Wahnsinnstat von Natascha-Entführer Wolfgang Priklopil wussten? Geheime Ermittlungen deuten darauf hin. Natascha Kampusch will den Bericht sehen.
Bombe im Fall Natascha Kampusch: Wie ÖSTERREICH-Recherchen ergaben, könnte Peiniger Wolfgang Priklopil bei seiner Tat bis zu fünf Mitwisser gehabt haben. Ludwig Adamovich, Chef der Evaluierungskommission, die Ermittlungspannen aufarbeiten soll, zu ÖSTERREICH: "Es gibt offenbar mehrere Personen, die in der Causa Kampusch involviert waren und zueinander sehr enge Kontakte gehalten haben.“
Soko Natascha
Adamovich verweist auf einen Zwischenbericht, den
seine Expertenrunde am Dienstag Innenministerin Maria Fekter übergeben hat.
Wie berichtet, fordert die Kommission in dem zehn Seiten starken Papier,
dass die laufenden Erhebungen der Polizei-Soko Natascha „mit Nachdruck
fortgesetzt werden.“ Die Kriminalisten haben Ende 2008 die Arbeit an dem
bereits geschlossenen Akt wieder aufgenommen, die vom Innenministerium
eingesetzte Adamovich-Kommission kontrolliert sie seither begleitend.
Polizeibericht
Informationen aus hohen Polizeikreisen zufolge
wird der Endbericht der Soko Natascha noch im Mai an die Staatsanwaltschaft
übergeben. Erste Details sickerten durch: "Es gibt Hinweise auf
Mitwisser, aber keine auf Mittäter.“ Immer wieder im Gerede: Priklopils
Freund und Geschäftspartner Ernst H. ("Ich kann nur ständig
wiederholen: Ich habe mit der Sache nichts zu tun“) und ein Greißler, der
Priklopil per Hauszustellung beliefert hat. Auch Teile der Porno-Szene
dürften eingeweiht sein: Besucher eines Sexklubs, in dem Priklopil Stammgast
war, sind im Visier der Ermittler.
Fekter schweigt
Nährboden für Spekulation bildet auch die
Geheimniskrämerei des Innenministeriums. Fekter-Sprecher Martin
Brandstötter: „Wegen laufender Ermittlungen können wir jetzt nichts sagen.“
Der Endbericht der Adamovich-Kommission wird vor dem Sommer erwartet. Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen, fordert vorab die Veröffentlichung des Zwischenberichts.
Natascha Kampusch will Bericht sehen
Natascha Kampusch selbst
übt Kritik an der Aufklärungsarbeit der Polizei. "Es wäre interessant, den
Bericht in seiner Gesamtheit zu sehen und nicht nur einzelne Sätze", hieß es
am Donnerstag aus dem Umfeld der 21-Jährigen. "Sie würde gerne den Bericht
sehen und nicht auf Aussagen aus zweiter und dritter Hand reagieren."
Interview mit Peter Pilz:
ÖSTERREICH: Wie beurteilen Sie die Ermittlungen im Fall Kampusch?
Wurden bisher Ermittlungsfehler gemacht?
Wie wollen Sie das erreichen? |