Marie ist das Schlimmste passiert, was man sich nur vorstellen kann. Ihre 7 Monate alte Tochter ist gestorben.
Es ist eine Tragödie, die sich am Wochenende in Wien ereignet hat. Marie hat ihre Tochter verloren, obwohl sie schon früh auf ihren kritischen Zustand aufmerksam machte. Jetzt will sie die Geschichte öffentlich machen, für alle Mütter in Wien.
"Es begann mit Husten und Fieber"
Gegenüber oe24 erzählt Marie (30), dass sie mit ihrer 7 Monate alten Tochter Annemarie schon vor Tagen zu einem Kinderarzt im 2. Bezirk gegangen ist. "Meine Tochter hatte hohes Fieber", sagt sie. Vergangenen Dienstag sei das Baby positiv auf das RS-Virus getestet worden. Covid oder Grippe hatte die Kleine nicht.
Ihre Tochter war also seit vergangenem Dienstag krank. Sie bekam damals Ibuprofen und eine Inhalationsmaschine, dann wurden Mutter und Tochter nach Hause geschickt. Am nächsten Tag bekam sie erneut Ibuprofen. Sie wurde auch an den Folgetagen immer wieder nach Hause geschickt. "Am Donnerstag sah mein Kind etwas besser aus", sagt Marie oe24.
"Am Freitag begann meine Tochter sich sehr seltsam zu benehmen"
Am Freitag in der Nacht bekam ihre Tochter stärkere Fieberschübe, ihr Bauch zog sich immer wieder krampfhaft zusammen. Marie wusste: "Ich muss sofort zum Arzt." Am Samstag ganz in der Früh machte sie sich auf den Weg.
Mutter klagt an: Meine Tochter starb am RS-Virus in Wien
Am Samstagmorgen ging Marie mit ihrer bereits extrem kranken Tochter zum Kinderarzt im 2. Bezirk.
"Sie war schon sehr schwach, hatte hohes Fieber", erzählt Marie. In der Ordination habe man sie zuerst wieder weggeschickt, weil es keinen Termin gab.
Sie solle um 10 Uhr 20 wieder kommen, sagte man ihr, so Marie. Erst dann habe man ihre Tochter angesehen. "Man gab uns Cortison, Pillen gegen das Fieber und die Schmerzen". Marie bestand darauf, dass ihre Tochter ins Krankenhaus müsse. Beim Kinderarzt habe aber niemand einen Rettungswagen gerufen.
Kinderarzt widerspricht der Darstellung der Mutter
Der Kinderarzt widerspricht auf oe24-Anfrage der Darstellung. Er sagt, dass das Kind nie auf RSV getestet worden ist - eine Virusinfektion wurde bloß vermutet, das Kind zur Kontrolle an den Folgetagen wieder einbestellt.
Erst am Samstag sei es zu den Atembeschwerden gekommen. Am Samstag wurde die Mutter dann gebeten, im Wartezimmer Platz zu nehmen, bis die Behandlung wirkt.
"Festgehalten werden muss, dass das Kind zu diesem Zeitpunkt sehr vital war und kein Hinweis für eine lebensbedrohliche Erkrankung ersichtlich war." Üblicherweise helfe die empfohlene Behandlung, sagt der Arzt.
Erst im Krankenhaus habe sich die Situation des Kindes dann rasch verschlechtert. Der Ärztliche Leiter des Krankenhauses sagt auf oe24-Anfrage:
"Die behandelnden Ärzt*innen des Spitals und ich sind sehr betroffen vom Ableben des kleinen Mädchens. Leider gibt es seltene Krankheitsverläufe, in denen eingeleitete korrekte medizinische Maßnahmen Patient*innen trotzdem nicht retten können. Wie Sie sicher verstehen, können wir aus Datenschutzgründen keine detaillierten Auskünfte geben. Wir unterstützen natürlich alle laufenden Untersuchungen zur Erklärung des tragischen Krankheitsverlaufs vollumfänglich."
Am Samstag per Taxi ins Krankenhaus
"Meine Tochter hatte hohes Fieber, sie atmete sehr unruhig, ihr Bauch zog sich seltsam zusammen", sagt Marie zu oe24. Mit einem Taxi fuhr sie ins Krankenhaus. Sogar dem Fahrer sei aufgefallen, dass das Kind nur noch sehr schwach atme.
Tod in der Nacht auf Sonntag
Eine Stunde nach der Einlieferung ins Krankenhaus wurde ihre Tochter laut der Mutter beatmet, sie hatte ihre Augen geschlossen, wirkte bewusstlos. Die Maschinen piepten, Marie musste immer wieder nach draußen, bettelte Krankenpfleger darum, ihrem Kind zu helfen, dem Baby Medikamente zu geben.
Um 3 Uhr nachts wurde sie geweckt, sagt Marie. Sie habe 15 Menschen in der Intensivstation bei ihrem Kind gesehen. "Die Sauerstoffsättigung betrug nur noch 74 %", klagt Marie. Ihre Tochter Annemarie sei intubiert worden. Am Sonntag starb ihre Tochter. "Als sie intubiert wurde, da war sie schon gestorben", trauert Marie. "Ich sah sie, mit vielen Kabeln, sie hatten für jedes Organ eine Leitung gelegt."
Sie kamen noch in ein anderes Krankenhaus, so Marie. Aber sie habe schon gewusst, dass ihr Kind nicht mehr lebe. Am Sonntagvormittag hielt sie ihre tote Tochter dann ein letztes Mal in den Armen.
"Wenn du gestern nach Hause wärst, wäre deine Tochter in deinem Bett gestorben", habe man ihr im Krankenhaus gesagt. "Wenn man mir gleich geholfen hätte, wäre meine Tochter noch am Leben", klagt Marie an.
"Neben dem aggressiven RS-Virus wurde auch Bronchitis festgestellt", sagt Marie. Vom Krankenhaus gab es dazu für oe24 noch keine Bestätigung. Annemarie war eine Frühgeburt, sie ist nach der Geburt eine Woche lang beatmet worden. Marie ist auch in einer Online-Gruppe für Mütter in Österreich, sagt sie oe24. Dort habe sie schon von vielen anderen Müttern gehört: "Uns ist das selbe passiert."
Marie ist aus Venezuela, ihre Familie lebt jetzt in den USA.
oe24 veröffentlicht das Foto von Annemarie mit Einverständnis der Mutter.