Mafia-Bande

8 Jahre Haft für König der Geldfälscher

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Dimitr K. machte die perfektesten Blüten, wie die Polizei zugab. Aus dem Gefängnis am Wiener Landl floh er seinerzeit im Anzug.

Im Wiener Straflandesgericht ist am Dienstag einer der führenden Köpfe einer europaweit operierenden Fälscher-Bande zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Ein Schöffensenat verhängte über den 48-jährigen Dimitr K. wegen Geldfälschung, Fälschung besonders geschützter Urkunden, schwerer gewerbsmäßiger Hehlerei und Beteiligung einer kriminellen Organisation acht Jahre Haft.

Urteilsbegründung
Bei der Strafbemessung orientierte sich das Gericht bei einem Strafrahmen von bis zu zehn Jahren aus generalpräventiven Gründen an der Obergrenze, wie Richter Peter Liebetreu in der Urteilsbegründung deutlich machte: "Wir lassen uns unsere Währung nicht kaputt machen. Der Euro ist uns heilig. Solche Organisationen wie die Mafia wollen wir nicht. Das soll sich herumsprechen. Die sollen einen Bogen um Österreich machen." Der Angeklagte sei "als absolut gefährlich einzustufen."

Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Dimitr K. verzichtete auf Rechtsmittel. Auch die Staatsanwältin war mit der Strafe einverstanden.

Geldfälscherbande
Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts war Dimitr K. in führender Position in einer von Bulgarien aus operierenden Geldfälscherbande tätig, die auf Euro-Blüten spezialisiert war. In Wien soll er ein 18-köpfiges Team befehligt haben, wobei das Falschgeld in spezial präparierten Lkw oder Bussen herbeigeschafft wurde. Sodann wurde es eigens von dafür abgestellten Personen unter die Leute gebracht bzw. quer durch Europa und bis nach Großbritannien weiter transportiert.

Ausbruch
"Berühmt" wurde Dimitr K. noch unter seinem Aliasnamen Ivan Ivanov, als er kurz nach seiner Festnahme am 13. April 2005 seelenruhig aus der Justizanstalt Wien-Josefstadt spazierte, nachdem sich ein Mithelfer im Gefängnis mit einem gefälschten Bestellungsdekret als Anwalt ausgegeben hatte und den Häftling in die Vorführzone bringen ließ.

Dort wechselte Dimitr K. seine Kleidung, indem er sich einen in einem Pilotenkoffer mitgebrachten Anzug überstreifte und eine Brille aufsetzte. An der Seite des vermeintlichen Anwalts verließ er dann Wien Richtung Bratislava, um kurz danach in Bulgarien wieder seine Fälscher-Geschäfte aufzunehmen. Dabei konzentrierte er sich nunmehr auf täuschend echt aussehende Reisepässe.

Auslieferungsverfahren
Obwohl er ein halbes Jahr später auf Basis eines Europäischen Haftbefehls gefasst werden konnte, schien das Auslieferungsverfahren kein Ende nehmen zu wollen: Zunächst musste Dimitr K. in Bulgarien eine dreieinhalbjährige Haftstrafe absitzen, weil er rund 1.500 Waschmaschinen bestellt, aber nicht bezahlt hatte.

Im Oktober 2009 wurde der Mann doch den österreichischen Behörden übergeben. Als im Jänner der Prozess eröffnet wurde, bekannte sich Dimitr K. formell schuldig, war jedoch bemüht, seine Rolle innerhalb der insgesamt 200 Personen umfassenden mafiösen Organisation herunterzuspielen. "Diese Verantwortung war teilweise lächerlich", kommentierte der vorsitzende Richter nun in der Urteilsbegründung den Auftritt des Angeklagten.

Holzhandel
Dimitr K. war im Juli 2003 nach Wien gekommen, wo er seiner Aussage zufolge zunächst in den Holzhandel einsteigen wollte. Das funktionierte nicht, "und wenn eines nicht funktioniert, schaltet man auf das andere um. Das ist Logik", gab er später zu Protokoll.

"Geschäftsfähige Leute" wären an ihn herangetreten und hätten ihn mit dem Handel von in Bulgarien hergestellten 50-, 200- und 500-Euro-Blüten betraut. Ein falscher 200-er kostete laut K. 46 Euro, fand er dafür einen Abnehmer, streifte er seinen Berechnungen zufolge dafür einen Gewinn von fünf bis acht Euro ein.

Als Dimitr K. eines Tages einem verdeckten Ermittler der Polizei ein "Blüten"-Bündel im Nominalwert von 40.000 Euro anbot, klickten die Handschellen, nachdem die Exekutive hinreichende Aufschlüsse über Erzeugung, Beschaffung, Vertrieb und Transport des Falschgelds gewonnen hatte.

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