Noch (lange) nicht abgeschlossen sind die Ermittlungen nach dem Tod eines 55-Jährigen in Bad Sauerbrunn, der bei einem Polizeieinsatz erschossen wurde. Während gegen einen Beamten ein Verfahren wegen des Verdachts des Mordes läuft, weisen Notrufprotokoll und neue Fotos in eine ganz andere Richtung.
Bgld. Wie oe24 berichtete, war es in der ersten Jännerwoche zu einem tragischen Polizeieinsatz im Kurort Bad Sauerbrunn gekommen. Dabei wurde der deutsche Staatsbürger und Cannabis-Aktivist Erec H. erschossen, als er mit einer Machete auf die einschreitenden Beamten losging.
Seine Witwe meldete sich nach der tödlichen Amtshandlung via Facebook zu Wort und klagte an: "Mein Mann hat selbst die Polizei gerufen, er hat seinen Geisteszustand beschrieben und vor ‚dem wilden Affen‘ gewarnt." Er sei psychisch krank gewesen und habe keine Polizei, sondern einen psychiatrischen Notdienst gebraucht. „Er wollte Hilfe und wurde ermordet.“
Das letzte Fotos das Erec H. von sich auf Facebook postete.
Nik Rast, der Anwalt des Beamten, der beim Eintreffen am Gartentor des Grundstückes mit der Machete am Arm verletzt worden war (Hämatom und Schnittwunde) und daraufhin neun Schüsse abgab - sechs gingen in den Boden, drei trafen den Angreifer tödlich -, stellt die Sache ganz anders dar: "Hier wird versucht, die Schuld am Tod des Mannes meinem Klienten in die Schuhe zu schieben." Beachtet man die letzten Postings des Getöteten und vor allem seine Aussagen am Notruf, sieht alles nach Suicide-by-Cop aus, sprich: dass Erec H. die Eskalation quasi provoziert habe.
Beispielsweise habe der Verstorbene, der sich zuletzt immer mehr dem Wikinger-Look verschrieb, gegenüber der Notrufdisponentin am Telefon gemeint: "Meine Frau hat den Wunsch geäußert, die Polizei zu sehen und ich werde ihr diesen Wunsch erfüllen. Und wenn es mich das Leben kostet, was sicherlich der Fall sein wird. Kommen Sie bewaffnet, bereiten Sie ihre Beamten auf einen wütenden Affen vor, ich würde es Ihnen raten."
Oder (hier spricht er von sich in der dritten Person): Man habe bestätigt, dass "er komplett wahnsinnig ist und jetzt will er das bewiesen haben, jetzt will er es endlich wissen und zwar als letztes, bevor er aus diesem Leben scheidet. Haben wir uns verstanden? Dankeschön! Ich erwarte Ihre Beamten. Danke.“
Top-Anwalt Nik Rast verteidigt Polizisten.
Wirklich nur "ein Familienstreit"?
Unverständlich und hinterfragungswürdig ist in diesem Zusammenhang die Handlung die Notrufdisponentin, die die Beamten ohne weiteren Hinweis bzw. Kommentar zu einem "Familienstreit" schickte. Völlig unvorbereitet soll die Streife dann auf den Tobenden getroffen sein.
Nik Rast: "Im Verhalten meines Mandanten, dem es jetzt sehr schlecht geht, aber auch seines Kollegen vor Ort, kann nicht der geringste Fehler erblickt werden. Sie standen einer Person gegenüber, welche es darauf anlegte, getötet zu werden." Er ist davon überzeugt, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen den Schützen bereits in Kürze einstellen wird.
"Nun geht es darum herauszufinden, ob ein Rechtfertigungsgrund für den Waffengebrauch vorgelegen hat", meinte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. "Wir prüfen, ob sich der Schütze auf Notwehr oder entschuldigenden Notstand berufen kann." Viel werde dabei von einer Tatrekonstruktion abhängen, die am 6. Februar am Ort des Geschehens stattfinden wird
Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.