Coronavirus-Krise

Schock: 571.477! So viele waren noch nie arbeitslos

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Im April neuer historischer Höchststand bei Arbeitslosigkeit.

Wien. Die Arbeitslosigkeit ist im April aufgrund der Coronakrise weiterhin extrem stark angestiegen und hat einen neuen historischen Höchststand erreicht. Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer stieg im Vorjahresvergleich um 58,2 Prozent auf 571.477 Personen. Damit waren Ende April um 210.275 Personen mehr ohne Job als im April des Vorjahres.
 
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Auch gegenüber Ende März mit 562.522 von Arbeitslosigkeit Betroffenen gab es noch einen Anstieg. Die Arbeitslosenquote stieg um 5,5 Prozentpunkte auf 12,8 Prozent. Die Arbeitslosigkeit stieg in allen Altersgruppen, in allen Branchen und in allen Bundesländern sehr stark. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sank um ein Drittel.
 
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Die Covid-19-Krise habe seit Mitte März zu einem "extremen Anstieg der Arbeitslosigkeit" geführt, teilte das Arbeitsmarktservice (AMS) am Montag mit. Der Anstieg habe sich im April zwar verlangsamt, dennoch liege die Zahl der beim AMS vorgemerkten Personen weit über dem Niveau des Vorjahres.
 
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Verdoppelung der Arbeitslosenzahlen in Tirol, +41 Prozent in Wien

Die Coronakrise trifft die Arbeitsmärkte in den Bundesländern deutlich unterschiedlich: Während sich die Anzahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer Ende April im Vergleich zum Vorjahresmonat in Tirol auf knapp 47.000 mehr als verdoppelte (+108 Prozent), stiegen die Zahlen in Wien um 41 Prozent auf über 197.000.
 
In Salzburg gab es 31.501 Personen ohne Job (+82,7 Prozent) und in der Steiermark waren es 69.644 (+77,1 Prozent). Niedriger fiel der Anstieg in Kärnten (+65 Prozent), Oberösterreich (+64,8 Prozent), Burgenland (+61,8 Prozent), Vorarlberg (+57,8 Prozent) und Niederösterreich (+53,8 Prozent) aus. Die Arbeitslosenschulungen des AMS waren aufgrund der Coronavirus-Pandemie seit Mitte März ausgesetzt und werden mit Mitte Mai sukzessive wieder aufgenommen.
 
Nach Altersgruppen am geringsten fiel der Arbeitslosenanstieg im April österreichweit bei Jüngeren aus: Bei Personen unter 25 Jahren gab es ein Plus von 45,7 Prozent auf 83.784 Personen, bei den 25 bis 49-Jährigen einen Zuwachs von 65,9 Prozent auf 332.775 und bei 50-Jährigen sowie Älteren eine Zunahme von 50,3 Prozent auf 154.918 Betroffene.
 
Frauen und Männer sind am Arbeitsmarkt ähnlich stark von der Coronakrise betroffen. Bei Frauen stiegen die Arbeitslosenzahlen um 56,8 Prozent auf 272.351, bei Männern um 59,5 Prozent auf 299.126. Bei Inländern nahm die Arbeitslosigkeit etwas weniger zu (+53,7 Prozent) als bei ausländischen Arbeitskräften (+67 Prozent).

Arbeitslosigkeit in Hotellerie und Gastronomie +130 Prozent

Die Arbeitslosigkeit (Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammen) ist im April in allen Branchen extrem stark angestiegen. Herausragend ist aber der Anstieg in Beherbergung und Gastronomie, wo das Plus zum Vorjahr sogar 130 Prozent betrug. 118.725 Personen waren hier ohne Job. Die Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe wurden zur Eindämmung des Coronavirus Mitte März geschlossen.
 
Die zweite sehr stark getroffene Branche ist der Bau, wo sich die Zahl der Arbeitslosen auf 37.963 Personen fast verdoppelte (+98 Prozent).
 
In Verkehr und Lagerei stieg die Arbeitslosigkeit um 84 Prozent auf 31.537 Personen, in der Warenproduktion um 52 Prozent auf 41.353 Personen und im Handel um 49 Prozent auf 75.988 Personen. Auch in der Arbeitskräfteüberlassung gab es um 49 Prozent mehr Arbeitslose, im Gesundheits- und Sozialwesen um 42 Prozent.
 
Nach Ausbildung gegliedert waren besonders Personen mit Lehrausbildung von Arbeitslosigkeit betroffen, ihre Zahl stieg um 70 Prozent auf 173.002. In absoluten Zahlen am stärksten betroffen ist allerdings die Gruppe mit maximal Pflichtschule, bei ihnen legte die Arbeitslosigkeit um 52 Prozent auf 257.391 Personen zu. Bei Personen mit mittlerer Ausbildung nahm die Arbeitslosigkeit um 55 Prozent zu, in der Gruppe mit höherer Ausbildung um 56 Prozent. Die Arbeitslosigkeit bei Akademikerinnen und Akademikern stieg um 37 Prozent auf 38.705 Personen an.
 
Bei Personen mit Behinderung legte die Arbeitslosigkeit um 19 Prozent und damit unterdurchschnittlich zu, bei jenen mit sonstigen gesundheitlichen Einschränkungen um 28 Prozent.
 
Für die extrem stark gestiegene Zahl der Arbeitslosen gibt es deutlich weniger offene Stellen als vor einem Jahr - die Schere öffnet sich also weiter. Die Zahl der sofort verfügbaren offenen Stellen sank um 33 Prozent auf 53.846. Damit kommen rein rechnerisch auf jede offene Stelle mehr als zehn Arbeitslose. Die Zahl der offenen und sofort verfügbaren Lehrstellen ist um knapp ein Viertel auf 4.561 gesunken. Demgegenüber stehen 8.366 Lehrstellensuchende, die sofort verfügbar sind, ein Anstieg um 55 Prozent. Die Lehrstellenlücke, also die Zahl der fehlenden Lehrstellen, beträgt 3.805. Vor einem Jahr gab es noch mehr angebotene Lehrstellen als Suchende.

Arbeitslosenplus in Österreich größer als in Deutschland 

Die Coronakrise hat in den vergangenen eineinhalb Monaten den Arbeitsmarkt in Österreich deutlich stärker getroffen als in Deutschland. In Österreich stiegen die Arbeitslosenzahlen im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 58 Prozent auf 571.000, in Deutschland um 19 Prozent auf 2,644 Millionen.
 
Der stärker Anstieg in Österreich hänge "sehr stark" mit dem coronabedingten, frühzeitigen Ende der Tourismus-Wintersaison in Österreich zusammen, sagte Wifo-Arbeitsmarktökonom Helmut Mahringer zur APA. Bei den Kurzarbeitsanträgen gebe es in Österreich und Deutschland eine verhältnismäßig ähnliche Entwicklung. Österreichs Betriebe haben bisher für 1,25 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet, in Deutschland für über zehn Millionen. Hierzulande leben 8,8 Millionen Menschen, im nördlichen Nachbarland 83 Millionen.
 
IHS-Ökonom Helmut Hofer sieht die unterschiedliche Arbeitsmarktentwicklung im Rahmen der Coronakrise in Österreich und Deutschland aufgrund folgender Punkte: Der Tourismus und Bau spiele für Österreichs Wirtschaft eine größere Rolle und der österreichische Arbeitsmarkt sei "etwas flexibler" sowie Entlassungen leichter möglich.
 
Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft macht in Österreich 15,4 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) aus. In Deutschland sind es nur 8,6 Prozent, geht aus Daten des Branchenverbands World Travel & Tourism Council (WTTC) hervor.
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