Prozess wird am 30. Oktober fortgesetzt.
Im Prozess gegen eine Schlepperbande am ungarischen Gericht in Kecskemet wurde bekannt, dass gegen drei weitere mutmaßliche Komplizen der Bande ermittelt wird, berichtete Richter Janos Jadi am Montag. Die Verdächtigen sind bereits festgenommen. Das Gericht will demnächst entscheiden, ob gegen die drei Anklage erhoben und ob das Verfahren in das laufende in Kecskemet einbezogen wird.
Was den drei Beschuldigten zur Last gelegt wird, welche Rolle sie in der Bande hatten und was sie ausgesagt haben, war nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft war für eine Stellungnahme für die APA nicht erreichbar. Der Prozess wird am 30. Oktober fortgesetzt.
Bei dem Prozess am Montag in Kecskemet berichtete Richter Janos Jadi, dass die Bande über ihre Machenschaften Buch geführt hat. Bei Hausdurchsuchungen wurden laut Ungarischer Nachrichtenagentur MTI etwa Hefte beschlagnahmt, in denen Telefonnummern, Namen und Summen aufgelistet sind, die mit den Flüchtlingstransporten im Zusammenhang stehen sollen.
In der Budapester Wohnung des Hauptangeklagten habe man zudem internationale Zug- und Flugtickets gefunden, so Jadi laut MTI. Im Verfahren kam es erneut zu gegenseitigen Schuldzuweisungen der Angeklagten. Der Hauptangeklagte schob die Verantwortung auf den Fünftangeklagten, einen 52-jährigen, bulgarisch-libanesischen Staatsbürger, der laut Staatsanwaltschaft die Autos für die Schlepperbande besorgt haben soll. Der Fünftangeklagte sei demnach der "wichtigste Mann der Schlepperorganisation" gewesen.
Die Bande soll für den Erstickungstod von 71 Flüchtlingen verantwortlich sein. Der Kühl-Lkw mit den Leichen wurde im August 2015 an der Autobahn bei Parndorf im Burgenland entdeckt. Die 71 Flüchtlinge, darunter auch vier Kinder, sind darin nach Angaben der Staatsanwaltschaft innerhalb von eineinhalb bis zwei Stunden noch auf ungarischem Staatsgebiet erstickt. Den elf Angeklagten - einer davon ist noch flüchtig - wird u.a. qualifizierter Mord und Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen, es drohen hohe Haftstrafen.