Prozess

Adelsmayr: Nie wieder nach Dubai

22.02.2012

Keine Schlussplädoyers in Dubai - Wird der Prozess neu aufgerollt?

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© TZ ÖSTERREICH
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Die Farce in Dubai geht weiter: Statt der Plädoyers hat der Verteidiger des Mitangeklagten ein weiteres Beweisstück eingebracht.

Bis gestern hatte Eugen Adelsmayr keinen Gerichtstermin in Dubai versäumt. Doch dieses Mal fehlte er. „Nach dem Tod meiner Frau bat mich meine Familie, in Österreich zu bleiben. Da gestern die Plädoyers auf dem Programm standen, habe ich auch keinen Sinn darin gesehen, nach Dubai zu reisen“, so Adelsmayr. Der Richter sollte Verständnis dafür haben, da 40 Tage Trauer im arabischen Raum üblich sind. Aber im Prozesssaal machte er sarkastische Bemerkungen über Adelsmayrs Abwesenheit.

Neue Fälschung
Dann der Knaller: Gegen 11 Uhr startete gestern der Prozess am Dubai Court gegen Adelsmayr (davor wurden im Schnellverfahren 14 Fälle verhandelt). Im Gerichtssaal sitzen die Männer rechts und die Frauen auf der linken Seite. Statt der Schlussplädoyers verlangte der Verteidiger des mitangeklagten indischen Arztes die Weiterführung des Prozesses, weil ein weiteres Beweisstück gefälscht sein soll.

Der Krankenpfleger des verstorbenen pakistanischen Patienten soll das Beatmungs-Protokoll verändert haben – und so eine falsche Todesstunde vorgetäuscht haben. Der indische Kollege will damit beweisen, dass der Patient schon tot war, als er das Zimmer betrat. Der Richter gab dem Antrag statt.

Für 18. März ist die nächste Verhandlung angesetzt
Aber keiner weiß, was da passiert: Gibt es ein Urteil? Wird der Fall neu aufgerollt und dauert noch Monate länger? „Die Bandbreite dessen, was das nächste Mal vor Gericht passiert, ist sehr groß“, bestätigt auch Elisabeth Ellison-Kramer, Leiterin der Rechtsabteilung im Außenministerium. Adelsmayrs Anwältin Azza Al Mulla hat nun das Plädoyer elektronisch bei Gericht eingebracht.

Adelsmayr skeptisch
Der Intensivmediziner sieht in dem neuen Beweisstück keine Entlastung für sich. Es deutet alles darauf hin, dass Adelsmayr nie wieder nach Dubai fliegt. „Ich habe bewiesen, dass der medizinische Bericht verfälscht war und nie gegen mich Anklage erhoben werden durfte. Trotzdem wird alles mobilisiert, um den Prozess weiterzuführen. Die Stimmung wird immer aggressiver.“

18. März: Urteil oder neuer Prozess

Neun Prozess-Runden hat es im Fall Eugen Adelsmayr bereits gegeben – die nächste ist aber wahrscheinlich die alles entscheidende.

Am Dubai Court setzte Richter Maher Salama bereits den nächsten Termin für den 18. März an. „Dann wird entweder das Urteil gefällt oder aber das ganze Verfahren neu aufgerollt“, sagte gestern in Dubai Anwältin Azza al-Mulla zu ÖSTERREICH. Jetzt liegt es am Richter: Ist der Prozess wegen gefälschter Beweise zu Ende, oder beginnt alles wieder von vorne?

Lesen Sie auf der nächsten Seite das ÖSTERREICH-Interview mit Eugen Adelsmayr.

Arzt: „Familie ist am Ende“

ÖSTERREICH: Herr Adelsmayr, warum waren Sie gestern zum ersten Mal nicht beim Prozess anwesend?
Adelsmayr: Meine Familie ist mit den Nerven fertig, und ich hätte vor Gericht auch nichts mehr ausrichten können. Es waren die Plädoyers vorgesehen.

ÖSTERREICH: Aber der Verteidiger des Mitangeklagten behauptet nun, dass der Krankenpfleger die Todesstunde des Patienten gefälscht hat …
Adelsmayr: Diese Behauptung ist ein Blödsinn. Der Mitangeklagte will nun den Pfleger beschuldigen, damit er freigesprochen wird. Er sucht nach einem neuen Opfer. Ich kenne das Dokument schon seit Langem, das heute vorgelegt wurde, und es ist definitiv nicht gefälscht.

ÖSTERREICH: Wie werten Sie nun die unerwartete Verzögerung?
Adelsmayr: Ich habe aufgedeckt, dass die Beweise gegen mich gefälscht sind. Eigentlich hätte nie gegen mich Anklage erhoben werden dürfen, trotzdem macht das Gericht jetzt weiter. Es ist nicht einmal sicher, ob es am 18. März eine Urteilsverkündung gibt oder weiterverhandelt wird. Das zeigt mir, dass die Stimmung sehr aggressiv gegen mich ist.

ÖSTERREICH: Werden Sie beim Urteil dabei sein?
Adelsmayr: In Dubai muss man bei der Urteilsverkündung nicht anwesend sein.

ÖSTERREICH: Das heißt, Sie reisen nicht nach Dubai?
Adelsmayr: Meine Familie lässt mich nicht nach Dubai.

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