Menschliche Tragödie

AKH weist Schwangere ab – Baby tot

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Wehen setzten frühzeitig ein: 31-Jähriger fehlte Geld für die Behandlung

Tragische Spitals-Odyssee einer Schwangeren: Am 16. August bekommt eine Frau frühzeitig die Wehen – sie ist im fünften Monat. Ihr Ehemann und Freundin Hasna bringen sie ins AKH. Weil die Irakerin, die unter schweren Schmerzen litt, keine E-Card vorzeigen konnte, musste ihr Gatte aber erst einmal 150 Euro zahlen. Dann die Empfehlung der Mediziner: vier Tage stationäre Behandlung wegen einer Infektion. Kosten: jeweils 900 Euro – insgesamt 3.600 Euro für den Aufenthalt.

Freundin: "Ihr wurde die Erste Hilfe verweigert"
Doch die werdende Mutter hat kein Geld. Versicherung, Aufenthalts­genehmigung auch nicht. Sie war zu Besuch bei ihrem Gatten, der seit fünf Jahren in Wien lebt. „Wenn vor mir eine Frau mit Wehen steht, die blutet, frage ich nicht, wie viel sie zahlen kann. Außerdem ist Erste Hilfe verweigert worden“, sagt Karin Kuna auf Ö1. Die Aktivistin brachte den Fall an die Öffentlichkeit.

Version des AKH: Eine Aufnahme sei nicht notwendig gewesen. Die Patientin habe die stationäre Aufnahme abgelehnt. „Das Kind war nicht mehr zu retten. Die Mutter brauchte eine Behandlung, wir haben ein günstigeres Spital angerufen“, so Anton Luger, stellvertretender ärztlicher Direktor.

Nächste Station: Franz-Josef-Spital. Hier gab es laut Spital ein Verständigungspro­blem: Der Frau wurde erklärt, dass ein Sozialfonds die Kosten übernehmen würde. „Stimmt nicht! Uns wurde gesagt, wir müssen 817 Euro pro Tag zahlen“, ärgert sich der Ehemann.

Vier Tage später kommt das Kind nach Ohnmachtsanfällen der Mutter in einem Spital in Oberösterreich tot auf die Welt.
 

"Wir wollten unser Mädchen 'Nora' nennen"

ÖSTERREICH: Wir sitzen vor dem Spital, das Ihre Frau abgewiesen haben soll. Wie geht’s Ihnen jetzt dabei?
Ali R.: Es ist ein komisches Gefühl. Ich verstehe bis heute nicht, wieso man uns hier nicht helfen wollte.

ÖSTERREICH: Was ist denn hier genau passiert?
R.: Meine Frau war erst im 5. Monat schwanger, doch die Fruchtblase war geplatzt. Ich und ihre beste Freundin brachten sie ins AKH. Die erste Frage, die uns gestellt wurde, war: „Haben Sie eine E-Card?“ Aber meine Frau ist in Österreich nicht versichert.

ÖSTERREICH: Wie hat das Personal dann reagiert?
R.: Ich musste 200 Euro für die Behandlung zahlen. Meine Frau musste nass und mit Schmerzen in einem Rollstuhl sitzen bleiben. Sie durfte nicht zum Arzt, bevor nicht bezahlt worden war.

ÖSTERREICH: Ein Arzt empfahl einen viertägigen Aufenthalt …
R.: Der hätte 3.600 Euro gekostet. Ich hätte 2.000 sofort und den Rest auf Raten zahlen können. Das war aber nicht möglich.

ÖSTERREICH: Und was passierte im Josef-Spital?
R.: Es war die gleiche Situation, nur wäre der Aufenthalt billiger gewesen. Wenn wir nicht bezahlen, könne man uns nicht helfen. Vier Tage später kam das Baby tot zur Welt. Es wäre ein Mädchen gewesen. Wir wollten es Nora nennen. Das bedeutet auf Arabisch Licht.

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