Mafias verkauft Welpen schon um 200 Euro, legal kosten sie auch schon mal 1.500 Euro.
Wien. Die dunkle Seite der Vorweihnachtszeit: Jetzt beginnt die Hochsaison der Welpenmafia. Süße, aber meist sehr kranke Hunde werden am Schwarzmarkt angeboten – als Weihnachtsgeschenk. Bei einer aktuellen Schwerpunktaktion wurden mehrere Händler gefasst. Auf der Mariahilfer Straße in Wien gab es acht Anzeigen, ein Hund wurde konfisziert. In Wien-Liesing ertappten die Beamten ein Dealer-Paar: Sie lieferten offenbar gerade Hunde mit einem Kleintransporter aus. Die drei Tiere (Border Collie, Spitz, Shetland Sheepdog) waren in kleine Boxen gepfercht. Das Duo aus der Slowakei (er 21, sie 22 Jahre alt) wurde angezeigt.
Hunde sind krank, müssen jetzt lange in Quarantäne
Parasiten. Die Hunde sind jetzt im TierQuarTier untergebracht, befinden sich in Quarantäne, sagt Annemarie Hurban: „Alle Welpen hatten Parasiten. Sie werden bei uns jetzt medizinisch versorgt und gepflegt.“
„Tierfabriken“. Die Tiermafia ist straff organisiert. Am Beginn der Kette stehen die „Züchter“, auch Vermehrer genannt. „Das sind in Wahrheit Fabriken“, sagt Martina Pluda von Vier Pfoten (siehe Interview). Normalerweise werfen Hündinnen bis zu vier Mal im Leben, hier werden sie insgesamt bis zu 24 Mal trächtig.
Dann gibt es die Zukäufer – wie es wohl das angezeigte Paar war. Sie bieten die Hunde an Kunden an, bestellen aber auf Anfrage auch bestimmte Rassen bei Züchtern.
Mega-Geschäft mit Tieren ohne Impfungen & Papiere
Krank. Hunde sind ein Millionen-Business. Bei offiziellen Züchtern kosten Rassenhunde schon Mal 1.500 Euro, beim illegalen Dealer nur 200 bis 300. Dafür haben sie keine Impfungen, keine Papiere und sind oft sehr krank.
Mafia. Bis zu 200.000 werden jährlich aus Osteuropa nach Österreich und Deutschland geschmuggelt. Mittlerweile, so Martina Pluda von den Vier Pfoten, ist es das „zweitlukrativste Geschäft nach dem Handel mit Waffen und Drogen“.
Im Internet floriert Handel mit Welpe
Strenge Gesetze Vor zwei Jahren wurde das Tierschutzgesetz geändert, Online-Verkäufe werden strenger reguliert. Auch im Internet dürfen Tiere von Privatpersonen nicht angeboten werden.
Öffentlich Dennoch geht der Handel unverändert weiter. Diverse Seiten (siehe Screenshot) kontrollieren die angebotenen Waren kaum. Viele illegale Händler haben sich auf geschlossene Facebook-Gruppen verlegt. Im Darknet kann man sowieso alles kaufen.
Ausland Der Handel verlagert sich seit Längerem ins Ausland
Züchter Nur registrierte Züchter dürfen in Österreich ihre Hunde öffentlich bewerben und verkaufen.
Vier-Pfoten-Kampagnenchefin Pluda: "Nur Drogen und Waffen sind lukrativer
ÖSTERREICH: Wie werden die Hunde gehalten?
Martina Pluda: Diese Tiere werden in furchtbaren Zuständen in Zwingern gehalten. Sie leben in ihrem eigenen Kot, haben keinen Kontakt zu Artgenossen oder anderen Menschen. Sie sind auch nicht sozialisiert, also sehr schwer weiterzuvermitteln, wenn sie dann gerettet werden.
ÖSTERREICH: Diese Tiere werden dann um etwa 200 Euro verkauft?
Pluda: Wir wissen mittlerweile, dass das Geschäft mit dem Welpenhandel das zweitlukrativste Geschäft ist, nach dem Handel mit Waffen und Drogen. Das ist wirklich wahnsinnig.
ÖSTERREICH: Wie könnte man dieses Problem lösen?
Pluda: In erster Linie durch Aufklärung. Tiere sind kein Spielzeug, sie sind Wegbegleiter für 15 Jahre. Und dann bräuchten wir einheitliche Gesetze auf EU-Ebene. Österreich hat das schon sehr streng reguliert und wir begrüßen diesen Schritt, aber wir bräuchten die gleichen Bestimmungen auch in Ländern, wo eben die meisten Hunde produziert werden.