Autorin schimpft sie eine „cholerische Diva“.
Er hat mit sich gerungen, immer wieder um das Projekt gekämpft und bis zu seinem plötzlichen Tod im Jänner 2011 intensiv am Drehbuch gearbeitet: Bernd Eichinger, Deutschlands erfolgreichster Kinoproduzent, wollte um jeden Preis die Entführung von Natascha Kampusch verfilmen. Jetzt hat seine Witwe Katja ein Buch über sein Leben geschrieben (BE, 25,70 Euro) und widmet auch seinem letzten großen Projekt ein Kapitel. Klar ist: Eichinger findet längst nicht nur positive Worte über Natascha Kampusch.
„In einer Sekunde wird eine Situation zum Schlachtfeld“
Besonders ein gemeinsames Wochenende am Wolfgangsee war prägend. Eichinger schreibt: „N. K. (Natascha Kampusch, Anm. der Redaktion) ist kein unangenehmer oder unfreundlicher Mensch. (…) Aber sie ist auch wie eine cholerische Diva … ihre Stimmungen schwanken, und von einer Sekunde zur anderen wird eine absolut angenehme Situation zu einem Schlachtfeld.“ Sogar von „Psychoterror“ spricht Katja Eichinger.
„Sie war ihrem Peiniger absolut ebenbürtig“
Und die Autorin geht noch einen Schritt weiter: „Sie hat ja immer nur einen Teil erzählt, nämlich den Teil ihrer Opfergeschichte.“ Doch laut der Journalistin gab es noch einen anderen Teil, „nämlich die Geschichte, wie sie stärker wurde als P. (Entführer Wolfgang Priklopil, Anm.) und wie sie sich genommen hat, was sie zum Überleben brauchte (einschließlich Sex)“. Nach Ansicht des TV-Produzenten sei „Natascha Kampusch ihrem Peiniger absolut ebenbürtig, wenn nicht sogar stärker“ gewesen.
„Frau Kampusch wird dazu keine Stellungnahme abgeben“, erklärte am Mittwoch ihr Sprecher.
Film abgedreht – ab Februar in den Kinos
Es wird der Aufreger-Film im kommenden Jahr: Im Februar wird 3.096 Tage, die Verfilmung der Kampusch-Gefangenschaft von Regisseur Sherry Hormann in die Kinos kommen. Inzwischen sind die Dreharbeiten für den Streifen in München, die im Mai starteten, schon abgeschlossen. Natascha Kampusch wird von der irischen Schauspielerin Antonia Campbell-Hughes gespielt.
© TZ Oesterreich/Singer
„Ich kann die ewigen Artikel und Fernsehberichte über den Fall Kampusch nicht mehr ertragen. Jedes Mal denke ich mir: Wie geht Natascha Kampusch damit um, dass sie immer wieder mit denselben Fragen konfrontiert wird? Man sollte diese junge Frau, die derart viel erleiden musste, endlich in Ruhe lassen. Der Täter ist vor dem göttlichen Gericht gestanden und nach seiner Buße wird er seinen Frieden gefunden haben.“
© TZ "Oesterreich"
„Wenn sämtliche Hypothesen im Fall Kampusch einen wahren Kern hätten, dann wäre Natascha Kampusch sicherlich daran interessiert, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Der Fall wurde umfassend von der Justiz und der Polizei geprüft. Es gibt nichts mehr zu ermitteln und man sollte endlich den Deckel über diesem Fall zumachen.“
© Christine Wurnig
„Ich bin der Meinung, dass man Natascha Kampusch endlich in Ruhe lassen sollte. Durch die neuen Verschwörungstheorien verlängert man nur ihr Leid. Ich gehe davon aus, dass von der Polizei das Bestmögliche unternommen wurde, um die Wahrheit zu finden. Ich plädiere dafür, dass Natascha Kampusch endlich das Recht und die Möglichkeit bekommt, in ein normales Leben zurückzukehren. Sie war acht Jahre in Gefangenschaft, aber ihre Opferrolle ist noch immer nicht zu Ende, weil der Fall noch immer nicht geschlossen ist.“
© uibk
„Wichtig wäre eine emotionsfreie Debatte, die sachlich erfolgt und mit kühlem Verstand – das ist aber nicht möglich. Alles muss auf den Tisch und der Fall muss neu aufgerollt werden. Aber es braucht ausländische Experten für die Aufklärung. Natascha macht sehr viel mit. Wenn sie in die Öffentlichkeit geht, heizt sie den Fall aber wieder neu an.“
© TZ "Oesterreich"
„Die Debatte wird in Österreich mittlerweile so emotional geführt, dass es besser wäre, wenn ausländische Experten den Fall Kampusch objektiv betrachten würden. Diese Lösung würde zu einer Beruhigung der Situation beitragen. Ich bezweifle, ob es günstig ist, dass Natascha jetzt ein TV-Interview gegeben hat.“
© TZ Oesterreich Pauty Michele
„Es ist für viele Menschen unvorstellbar, dass es außer der öffentlichen Wahrheit noch eine andere Wahrheit geben kann.“
© TZ Oesterreich/Singer
„Natascha ist ein armes Mädchen, aber der Fall ist noch nicht gelöst.“