Szilvia K. über Dreiecksbeziehung mit mutmaßlichen Mörder ihrer Schwester.
Ganz Österreich ist empört über den Fall Erwin K.: Der 54-Jährige durfte trotz Vorstrafen wegen Sexualdelikten die damals minderjährigen Schwestern Szilvia (heute 27) und Anita K. (23) bei sich wohnen lassen. Und verging sich an ihnen.
Tödlicher Fehler
Die Dreiecksbeziehung hielt bis zum heurigen Frühjahr, als Anita wegen eines anderen Mannes auszog – ein tödlicher Fehler, wie sich jetzt herausstellte. Die junge Frau wird seit einer Aussprache mit Erwin K. am 28. Oktober vermisst. Erwin K., der von der Polizei wegen Verdachts auf Mord, Freiheitsentzug und sexuellen Missbrauch festgenommen wurde, erhängte sich in seiner Zelle. Das Verfahren gegen Szilvia K., die ebenfalls in U-Haft genommen und dann wieder freigelassen wurde, läuft. Wir fanden Szilvia in ihrer Wohnung in Wien-Favoriten – eine sanfte, attraktive Frau: rehbraune Augen, das brünette Haar hochgesteckt. Sie trägt ein braunes Langarmshirt, darüber Pullunder, ein beiges Tuch. Sie redet leise, muss immer wieder schlucken. Am Ende des Interviews weint sie hemmungslos.
"Ich liebe Erwin immer noch"
Szilvia K. im ÖSTERREICH-Gesräch
ÖSTERREICH: Frau K., wie war Erwin K. wirklich?
Szilvia K.: Mir gegenüber war er immer liebevoll, zugänglich und hilfsbereit. Er war kein Tyrann. Sonst hätte ich mich ja nie darauf eingelassen, mit ihm eine Beziehung, eine Zukunft zu wollen.
ÖSTERREICH: Er hat Ihnen geholfen, als Sie Ihren leiblichen Vater wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt haben? Szilvia K.: Ja, er hat mich damals aus dem Schlamassel geholt. Bei ihm ging es mir von Anfang an gut.
ÖSTERREICH: Haben Sie ihn geliebt?
Szilvia K.: (nickt, unterdrückt Tränen).
ÖSTERREICH: Lieben Sie ihn immer noch?
Szilvia K.: (Wieder Nicken, schließt die Augen).
ÖSTERREICH: Waren Sie nie eifersüchtig auf Ihre Schwester? Er hatte ja auch Sex mit ihr ...
Szilvia K.: Ich war immer Erwins Nummer eins. Anita ist nie zwischen uns gestanden. Erwin hat mir auch immer das Gefühl gegeben, dass ich keine Angst haben muss, er würde mich allein lassen. Vielleicht war das alles aber auch nur Gehirnwäsche ...
ÖSTERREICH: Wieso Gehirnwäsche?
Szilvia K.: Naja, ich weiß jetzt plötzlich einfach nicht mehr, was wirklich war und was nicht.
ÖSTERREICH: Wann haben Sie Ihre Schwester das letzte Mal gesehen?
Szilvia K.: Das war am 28. Oktober. Am Vormittag. Sie kam zu uns ins Haus. Erwin wollte mit ihr sprechen. Es ging um Geld. Ich stieß dann dazu.
ÖSTERREICH: Warum kam die Polizei am selben Tag in Ihr gemeinsames Haus? Hatten Sie Ihre Schwester da schon als vermisst gemeldet?
Szilvia K.: Nein, das war so: Bevor Anita an dem Tag zu uns gefahren ist, hat sie ihren Freund Manuel gebeten, die Polizei zu rufen, wenn sie ihm nicht eine Nachricht per SMS schickt. Die Nachricht kam nicht. Also rief Manuel die Polizei.
ÖSTERREICH: Haben Sie sich da nicht gewundert, warum Ihre Schwester die Polizei einschalten wollte?
Szilvia K.: Genau darüber habe ich schon so viel nachgedacht. Ich weiß aber nicht, warum sie das gemacht hat.
ÖSTERREICH: Haben Sie mit Erwin darüber gesprochen?
Szilvia K: Ja, ich habe ihn damals angerufen und ihn gefragt, warum Anita die Polizei einschalten wollte. Er reagierte völlig überrascht. Er schien zuerst zu glauben, dass die Polizei bei ihrem Freund Manuel zu Hause war. Vielleicht spielte er mir ja nur etwas vor. Aber er wirkte so, als wäre er völlig verwundert.
ÖSTERREICH: Hat Erwin Ihnen gegenüber zugegeben, Anita etwas angetan zu haben?
Szilvia K: Diese Frage will ich nicht beantworten.
ÖSTERREICH: Warum, glauben Sie, hat sich Erwin K. das Leben genommen?
Szilvia K: Inzwischen ist mir einiges klar geworden. Darüber spreche ich aber nicht. Interview: