Gefahren im Netz

Anonymous: Zittern vor nächster Attacke

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Nach Enthüllung sensibler Daten: Experte sagt "sie sind zu allem fähig"

Anonymous blamierte zahlreiche Behörden. Die Angst vor neuen Daten-Enthüllungen ist groß. Welche Strafen den Internet-Hackern drohen.

Es ging Schlag auf Schlag: zuerst die Polizei, dann die Tiroler Gebietskrankenkasse, schließlich das Innenministerium und die Stadt Wien. Die Hackergruppe Anonymous blamierte eine Behörde nach der anderen. Via Twitter behauptete sie, im Besitz von teils brisanten Daten zu sein. Spätestens seit den Enthüllungen diese Woche steht fest: In Österreich wird mit Daten nicht immer verantwortungsbewusst umgegangen. An anderer Front kämpft der Wiener Max Schrems um mehr Rechte für Facebook-User. Er unterstellt dem Internet-Giganten mangelnden Datenschutz (siehe unten).

Wer ist das nächste Opfer? Doch wer sind Anonymous und die österreichische Untergruppe AnonAustria? Welche Gefahr geht von ihnen aus? Muss sich Österreich jetzt auf weitere peinliche Offenbarungen einstellen? „Anonymous ist eine lose Organisation ohne zentrale Führungsstruktur. Man kann nicht genau sagen, wie viele Mitglieder die Gruppe hat. Anonymous ist aber definitiv mehr als eine Person“, sagt Josef Pichlmayr, IT-Experte bei der IT-Sicherheitsfirma Ikarus zu ÖSTERREICH.

„Kein sicheres System“
Die Mitglieder des österreichischen Ablegers würden übers Internet miteinander kommunizieren und möglicherweise sogar auch aus mehreren Ländern kommen. Dass es in naher Zukunft zu weiteren Veröffentlichungen teils brisanter Daten kommt, schließt der Experte nicht aus: „Österreich ist im Vergleich zu anderen Ländern kein Schlaraffenland für Hacker. Trotzdem gibt es kein zu 100 % sicheres System“, sagt Pichlmayr. Je mehr Personen, Organisationen und Dienste in einen Datensatz involviert sind, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eine Lücke finden kann. „Sie haben es geschafft, Missstände aufzuzeigen“, so Pichlmayr.
Das meint auch die Journalistin und IT-Expertin Sarah Kriesche. „Anonymous ist es gelungen, eine Datendiskussion loszutreten. Sie sind zu allem fähig, ihre eigentliche Vision bleibt es, auf etwas aufmerksam zu machen“, sagte sie in der ZIB24.

Bis zu ein Jahr Gefängnis
Tatsache ist: Für die Hacker ist jeder Datenklau ein Spiel mit dem Feuer. Die Cyber-Ermittler stehen ihnen noch hilflos gegenüber – noch immer gibt es keine Spur zu Anonymous.

Der mögliche Strafrahmen für Hacking ist in Österreich jedenfalls hoch.

IT-Rechtsexperte Lukas Feiler von der Wirtschaftskanzlei Wolf Theiss: „Wer sich rechtswidrig Zugang zu Daten verschafft, dem droht eine Verwaltungsstrafe von bis zu 25.000 Euro. Wird jedoch Schädigungs- und Gewinnabsicht nachgewiesen, ist eine Gefängnisstrafe von einem Jahr möglich.“
 

Wiener klagt Facebook

Max Schrems (23) will den Missbrauch persönlicher Daten stoppen. Der Jus-Student aus Wien hat den Internet-Riesen Facebook wegen Mängeln beim Datenschutz verklagt und sorgt damit auch in Deutschland und den USA für Aufsehen. Am Donnerstag widmete ihm Bild die Titelstory.

„Das enorme Interesse hat mich überrascht“, erklärt Schrems. „Aber mir geht es darum, dass sich bei Facebook endlich etwas ändert.“

Laut Gesetz hat jeder Nutzer das Recht auf eine Kopie jener Daten, die ein Unternehmen über einen anfertigt. Max Schrems hat einen solchen Antrag bei Facebook gestellt und erschreckende Antwort bekommen: eine Daten-CD und 1.200 A4-Seiten. Der Schock: Auch Nachrichten und Fotos, die längst gelöscht worden waren, wurden von Facebook weiter gespeichert.

Hundertfach fordern nach Schrems’ Vorbild jetzt Netzwerk-Nutzer ihre persönlichen Daten an. 40 Tage hätte Facebook Zeit, um diese Anfragen zu beantworten. Verzögert wird die Herausgabe aber weiterhin. „Es ist absurd, dass so ein Großkonzern es nicht schafft, die gesetzliche Frist einzuhalten“, erklärt der 23-jährige Student.

Eins zumindest ist fix: Sollte Schrems im Kampf gegen Facebook siegen, hilft das allen Nutzern. Dann nämlich dürften keine gelöschten Daten mehr gespeichert werden.

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