Killer-Cop Daniel L.

Anwältin: Er bereut seine Tat zutiefst

16.10.2016

Er sitzt in einer Viererzelle und gilt als suizidgefährdet. 

Zur Vollversion des Artikels

This browser does not support the video element.

Zur Vollversion des Artikels

Daniel L. (23) sitzt in in der Justizanstalt Wien-Josefstadt. Vergangene Woche wurde er aus einer Zweierzelle in einen Haftraum mit vier Mann verlegt. Hier wird er auf seinen Prozess warten, der vermutlich Anfang 2017 stattfinden wird.

Besuch von seiner Mutter und seinem Stiefvater hat Daniel L. bisher noch nicht erhalten. Auch seine Schwester war noch nicht bei ihm. Nur Anwältin Iris Augendoppler (34) hat den 23-jäh­rigen bereits viermal gesprochen: „Am Anfang war das schwierig, er war sehr verschlossen“, sagt die Advokatin zu ÖSTERREICH.

Eiskalter Killer oder Mord im Affekt nach Streit?

Die Gräueltat des Polizisten schockte und ist selbst für die Anwältin kaum nachvollziehbar. „Er stand unter enormem psychischen Druck“, sagt sie. Nach einem Streit mit seiner schwangeren Lebensgefährtin Claudia K. (25) soll er seine Dienstwaffe aus dem Kleiderschrank geholt haben. Er habe die Augen zugemacht und abgedrückt. Die Kugel traf die Schwangere in den Kopf. Danach ging er ins Wohnzimmer, wo er seinen einjährigen Sohn Noah erwürgt haben soll: „Weil er nicht wollte, dass er ohne Mutter aufwächst“, so die Anwältin.

Letztlich habe er die Leichen in Müllsäcke verpackt und in den Keller geschleppt. Tage später habe er sie in seinem Renault nach Trofaiach in der Steiermark gebracht und Abgängigkeitsanzeige erstattet. Im Interview spricht die Anwältin von einem Mord im Affekt. Einer Kurzschlusshandlung.

Die vielen Indizien deuten auf eine länger geplante Tat hin. So hat Daniel L. die Müllsäcke bereits am 29. September gekauft und unter dem Bett versteckt. Auch eine Axt hat er sich aus dem Baumarkt besorgt.

Hass. Die Anwältin möchte sich dazu nicht näher ­äußern. Fest steht aber: Im Gefängnis gilt Daniel L. als absolute Hassfigur. Gegen ihn sind bereits Drohungen durchgesickert: „Wenn wir den erwischen …“, so ein Häftling. Für Daniel L. gilt die Unschuldsvermutung.

"Ist Ihr Mandant ein eiskalter Mörder?"

ÖSTERREICH: Wie geht er mit dieser Tat um?

Iris Augendoppler: Er ist psychisch und mental schwer angeschlagen. Ich hoffe, er steht das durch. Es fällt ihm noch immer schwer, darüber zu sprechen, obwohl wir uns schon mehrmals getroffen haben. Ich taste mich langsam vor, um Details zu erfahren.

ÖSTERREICH: Ist er ein eiskalter Killer, oder zeigt er wenigstens Reue?

Augendoppler: Er bereut seine Tat zutiefst. Er fragt sich jeden Tag, wie er das rückgängig machen könnte, doch das geht nicht. Er weiß das natürlich.
ÖSTERREICH: Besteht Selbstmordgefahr?

Augendoppler: Er hat darüber gesprochen, ja. Aber ich bin keine Ärztin und kann das nicht einschätzen. Er fragt sich aber permanent, warum das überhaupt passiert ist, was ihn dazu getrieben hat.
ÖSTERREICH: Weshalb hat er letztlich gemordet?

Augendoppler: Weil er den enormen psychischen Druck seiner Lebensgefährtin nicht mehr ausgehalten hat, sagt er. Streitereien ist er immer aus dem Weg gegangen, er hat das monatelang weggedrängt. Da muss sich viel aufgestaut haben.

ÖSTERREICH: Mord im Affekt?

Augendoppler: Es ist noch zu früh, das zu beantworten. Tatsache ist, dass er sich nicht unschuldig fühlt, er wird auch die Tat nicht abstreiten. Ich gehe ­davon aus, dass er voll zurechnungsfähig war.

ÖSTERREICH: Warum verteidigen Sie so einen Mann?

Augendoppler: Ich bin Anwältin. Jeder hat ein Recht auf Verteidigung.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel