"Tattoo-Künstler"

Arbeitsloser Junkie zündete Freundin an

27.04.2010

Der Steirer, der seine Freundin mit Benzin übergossen und angezündet hat, dürfte wohl eine gescheiterte Existenz sein.

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© FF PUSTERHOFER
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Es gibt Gewalttäter, die dem ganzen Land den Atem verschlagen. Der 38-jährigen Steirer Jörg Raimund M. verschaffte sich Sonntagabend derart entsetzliche Popularität: Nach einem Streit übergoss er seine 22-jährige Freundin Sabine P. mit Brandbeschleuniger – und zündete die um Hilfe schreiende Frau an.

Das Beziehungsdrama in einem Einfamilienhaus in Lutschaun kam buchstäblich aus heiterem Himmel. Weil das Wetter schön war, machten Jörg Raimund M. und seine deutlich jüngere Geliebte aus Wartberg einen Ausflug.

Der hagere Obersteirer, der seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden trägt, gilt bei Nachbarn als „Spinner“. Er selbst bezeichnet sich gern als „Künstler“, weil er Bekannten bisweilen gegen Entgelt Tätowierungen verpasste. Tatsächlich aber ist M. auf Sozialhilfe angewiesen und seit 20 Jahren drogensüchtig. Sabine P. hat sich im vergangenen Fasching in den Junkie verliebt. Folge: Auch die frühere Tankstellen-Mitarbeiterin war zuletzt arbeitslos. Doch trotz der Existenzsorgen wirkte das Paar im Ort „harmonisch“.

Er sperrte die Tür ab und griff zum Feuerzeug
Auch beim Ausflug haben die beiden in Gasthäusern einander mehrfach zugeprostet. Als sie gegen 17 Uhr betrunken heimkehrten, kam es dann laut Jörg Raimund M. „wegen einer Lappalie“ zum Streit (Auslöser: angeblich das Foto einer Ex-Freundin). Was folgte, ist unfassbar: In Rage sperrte der Steirer die Haustür ab und verschüttete Alkohol und ein Desinfektionsmittel – auch über Sabine P. Dann entfachte er mit einem Feuerzeug Flammen und flüchtete durch ein Fenster zu einem Bauernhof, wo ihn die Polizei um 18.40 Uhr festnahm.

Durch die Schmerzensschreie der jungen Frau wurde Nachbar Josef Fink auf die Tragödie aufmerksam. Er brach die versperrte Tür auf, alarmierte Rettungskräfte und leistete bis zu deren Eintreffen Erste Hilfe. Sabine P. wurde mit einem ÖAMTC-Heli ins Wiener AKH gebracht, wo es am Montag hieß: „Die Schwerverletzte ist außer Lebensgefahr, aber 15 Prozent ihrer Haut sind verbrannt – vor allem im Gesicht und an den Armen.“

Chefermittler Alois Eber-hart berichtet nach der ersten Einvernahme des Täters: „Er gibt nur die Brandlegung zu, nicht aber die Tötungsabsicht.“ Über den „Künstler“ wurde U-Haft verhängt – wegen Mordversuchs.

Werbefilmer Andreas P. (45) im Interview nach der Attacke auf seine Tochter.
ÖSTERREICH: Haben Sie Sabine schon im Krankenhaus besucht?
ANDREAS P: Das war anfangs nicht möglich, weil ihr Zustand so kritisch war. Aber Dienstag werde ich im Wiener AKH zu ihr dürfen. Und die Ärzte haben mir schon gesagt: Gott sei Dank ist mein Mädchen über dem Berg.
ÖSTERREICH: Was wissen Sie vom Mann, der ihr das angetan hat?
ANDREAS P: Nur, dass ihn Sabine im letzten Fasching kennengelernt hat – und dass er nicht viel taugt. Ich habe von Vorstrafen wegen Drogendelikten gehört. Und auch den großen Altersunterschied fand ich bedenklich. Aber sie hat mir nie von Problemen erzählt. Seit sie großjährig war, wollte Sabine ihr eigenes Leben leben.
ÖSTERREICH: Was empfindet ein Vater nach so einer Attacke auf sein Kind?
ANDREAS P.: Wut, Angst und Verzweiflung. Man fragt sich: Wieso trifft es ausgerechnet uns?

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