Der Mediziner möchte heim, weil seine Frau schwer erkrankt ist.
Der Prozess gegen einen österreichischen Mediziner, der in Dubai wegen Mordes angeklagt ist, ist am Mittwoch erneut vertagt worden. Alle fünf Zeugen der Anklage, die gegen den Arzt aus Oberösterreich hätten aussagen sollen, blieben der Verhandlung unentschuldigt fern. "Es ist zermürbend", sagte Eugen Adelsmayr kurz nach der Verhandlung. "Ich habe keine Zeit mehr zu taktieren." Der Mediziner möchte so schnell wie möglich heim, seine Frau leidet an einer schweren, bösartigen Erkrankung.
Kein Zeuge erschienen
"Nicht ein einziger Zeuge der Anklage ist erschienen. Alle fünf haben den Erhalt der Vorladung unterschrieben, doch alle fünf blieben der Verhandlung unentschuldigt fern. Das sagt doch schon alles", sagte Adelsmayr im Interview. Laut dem dortigen Recht dürfen sie dreimal unentschuldigt fernbleiben, dann werden sie vorgeführt. Das könnte allerdings erst in zwölf Wochen so weit sein. "Ich frage mich nur, was sie dadurch gewinnen. Mir können sie nicht mehr schaden. Ich habe keinen Job, kein Geld und keinen Reisepass. Das einzige, was sie damit erreichen, ist, dass das Waschen von Schmutzwäsche in der Öffentlichkeit vermieden wird." Adelsmayr vermutet, dass sein ehemaliger Arbeitgeber den Zeugen untersagt hat auszusagen. "Dass die Zeugen lügen, wäre vor Gericht ja leicht beweisbar."
Dem Intensivmediziner und einem indischen Kollegen wird der Tod eines querschnittgelähmten Patienten durch Unterlassung von Hilfeleistung und eine hohe Dosis Opiate im Februar 2009 am Rashid Hospital in dem arabischen Emirat zur Last gelegt. Der Oberösterreicher soll eine Order ausgegeben haben, dass der Kranke im Falle eines Herzstillstands nicht wiederbelebt werden soll. Der indische Kollege war der diensthabende Arzt, als der Patient einen Herzinfarkt erlitt. Laut Eugen Adelsmayr war der Inder zu diesem Zeitpunkt mit einem weiteren Patienten beschäftigt und hatte daher keine Zeit, den gelähmten Patienten zu reanimieren. Dieser starb um 3.30 Uhr. Eugen Adelsmayr sei zum Zeitpunkt des Todes bereits seit 36 Stunden nicht mehr im Krankenhaus gewesen.
Frau schwer erkrankt
Nach der zehnminütigen Verhandlung am Mittwoch, bei der der österreichische Botschafter und der Konsul anwesend waren, soll die Verhandlung am 25. September weitergehen. "Meiner Frau geht es schlecht, jeder Tag zählt. (...) Meine Priorität ist, dass ich jetzt zu meiner Familie komme", so Eugen Adelsmayr Laufend wurde von seiner Anwältin und auch vonseiten Österreichs beantragt, dass der Mediziner zu seiner Familie nach Österreich reisen darf. "Jede Bemühung ist abgewiesen worden", sagte Adelsmayr. "Für jeden ist offensichtlich, dass die Maske ab ist. Es gibt hier kein Interesse, dass das fair und gerecht abgewickelt wird." Der Mediziner: "Man muss sich hier von unserem humanitären Hintergrund verabschieden. Das zählt hier nicht, das ist eine andere Welt."