ÖSTERREICH-Interview
Arzt-Prognose - "100.000 Grippe-Opfer!"
14.01.2008
Sozialmediziner Michael Kunze rechnet in den nächsten Wochen mit 100.000 Grippe-Kranken und einigen tausend Todesfällen in Österreich.
ÖSTERREICH: Hat die Grippe-Welle jetzt Österreich erreicht?
Michael Kunze: Die Aktivität der Viren hat in den vergangenen Wochen stark zugenommen. Die Influenza ist da und wird auch vom Institut für Virologie ausgerufen. Ich rechne damit, dass wir in zwei bis drei Wochen die Influenza mit Hunderttausenden Kranken in ganz Österreich voll da haben werden.
ÖSTERREICH: Für einige endet eine Grippe-Infektion tödlich.
Michael Kunze: Je nach Ausprägung sterben jährlich einige tausend Menschen an den Folgen der Infektionskrankheit. Das sind im allgemeinen Menschen, die schon vorgeschädigt sind, zum Beispiel an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung gelitten haben.
ÖSTERREICH: Wo herrscht eine hohe Ansteckungsgefahr?
Michael Kunze: Die Kindergärten und Schulen sind ungeheure Verbreitungspools. Über die Kinder kommt dann häufig die Influenza in die Familien. Auch in den Verkehrsmitteln herrscht hohe Ansteckungsgefahr, wenn man in der U-Bahn sehr eng steht. Jetzt ist auch die Zeit, um aufs Händeschütteln zu verzichten, denn das ist der häufigste Übertragungsweg. Man hustet, hält sich die Hand vor den Mund und gibt sie dann dem Nächsten. Händeschütteln sollte jetzt absolut eingestellt werden.
ÖSTERREICH: Wie sieht Ihre Prognose für die Grippe-Welle in diesem Jahr aus?
Michael Kunze: In sieben europäischen Ländern läuft die Grippe schon, vor allem in Spanien und Italien. Wenn wir genauer wissen, wie sie dort verläuft, kann man auch genaue Prognosen für Österreich erstellen.
ÖSTERREICH: Kann man sich jetzt noch vor der Influenza schützen?
Michael Kunze: Man kann sich schützen und das sollte man auch tun. Es gibt noch Möglichkeiten, sich impfen zu lassen. Besonders Schul- und Kindergartenkinder sollten geimpft sein.