Drama um Lauda-OP
Arzt: "Zustand war extrem kritisch"
03.08.2018
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Walter Klepetko über die Transplantation: Vorausschicken möchte ich, das war nicht alleine mein persönlicher Einsatz. Es war der Einsatz eines sehr, sehr großen Teams, das aus vielen Abteilungen hier im AKH besteht. Bezüglich des Zustands: Angesichts der nicht ganz einfachen Umstände sind wir sehr zufrieden mit dem Verlauf. Ich bitte um Verständnis, dass wir derzeit keine weiteren Details bekannt geben wollen.
… über Laudas Zustand: Die Bedingungen sind natürlich erschwert gewesen, aber die Voraussetzungen waren so, dass wir in der Risikoeinschätzung die Bedingungen als handhabbar angesehen haben. Gleichzeitig muss man sagen, dass der Zustand von Herrn Lauda ein extrem kritischer war, was letztendlich auch diese rasche Durchführung dieser Transplantation nach sich gezogen hat. Sie müssen sich vorstellen, dass Herr Lauda in den letzten sieben Tagen nur mehr durch eine Pumpe, also eine Art Herz-Lungen-Maschine, am Leben erhalten wurde. Gleichzeitig aber bei vollem Bewusstsein war – das ist eine sehr moderne Art, wie wir hier die Patienten in dieser schwierigen Phase behandeln. In dieser Situation, wenn es wirklich keine Behandlungsalternative gibt, ist die Lebenserwartung ohne eine Transplantation auf Tage beziehungsweise wenige Wochen beschränkt.
… über Aussichten: Wir in Wien rechnen mittlerweile mit einer Ein-Jahres-Überlebensrate von etwa 93 Prozent.
Niki Lauda: Gute Nachrichten nach OP
Große Sorge um Niki Lauda: Der Formel-1-Star und Airline-Manager musste sich am Donnerstag im Wiener Allgemeinen Krankenhaus einer Lungentransplantation unterziehen. Der als äußerst kompliziert geltende Eingriff wurde von den Topärzten Walter Klepetko, dem Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie, und Konrad Hötzenecker erfolgreich durchgeführt, wie das AKH am Abend bekannt gab.
Lauda wird aus dem Koma geholt
In der Nacht auf Mittwoch wurde die Lunge aus Deutschland geholt. Vom Flughafen Schwechat wurde sie mittels Polizeieskorte (üblich bei Spenderorganen) ins AKH gebracht. Die Experten nahmen schließlich den komplizierten Eingriff vor. Nun erfuhr ÖSTERREICH, wie es um die Sportlegende nach der schweren Operation steht. Wie es heißt, soll Lauda im Wachkoma liegen. Demnach wird er am Freitagnachmittag von den Ärzten wieder aus dem Tiefschlaf geholt, wie ÖSTERREICH aus dem Umkreis von Lauda erfuhr. In Anbetracht der Schwere des Eingriffs und der Umstände ist dies eine äußerst positive Nachricht für Lauda und seine Familie.
Vor dem Eingriff sei er an der Herz-Lungen-Maschine angeschlossen gewesen, heißt es.
Aus Sommergrippe wurde eine Lungenentzündung
Es handelt sich um eine sehr schwere und riskante Operation, es besteht höchste Lebensgefahr - das ganze Land bangt um Niki Nazionale. Schon seit 20. Juli liegt Niki Lauda im AKH, wie ÖSTERREICH als erstes Medium berichtete.
Begonnen hatte das Drama mit einer zunächst übergangenen Sommergrippe während Laudas Urlaub auf Ibiza. Als sich der Infekt nach heftigen Fieberschüben und Hustenanfällen zu einer Lungenentzündung auswuchs, ließ sich der 69-Jährige in seinem Privatjet nach Wien fliegen, um sich im AKH behandeln zu lassen.
Dort erkannte man sofort den Ernst der Lage und lieferte den Patienten in der Intensivstation ein. Ein Problem bei seiner Behandlung: Niki Lauda darf nach seinen zwei Nierentransplantationen viele Medikamente nicht nehmen.
Und Laudas Lunge ist nach seinem Feuerunfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring schwer beeinträchtigt. Weil Lauda giftigen Rauch einatmete, wurde seine Lunge schwer verätzt und ist seither nur eingeschränkt funktionsfähig. Dennoch schien es Lauda im AKH zunächst wieder besser zu gehen.
Spenderlunge aus dem Ausland eingeflogen
Dann am Mittwoch der Schock: Lauda ging es mit einem Schlag wieder schlechter.
- Am Nachmittag diagnostizierten die Ärzte akute Lebensgefahr, die Lunge war nicht mehr zu retten.
- In einer internationalen Datenbank wurde fieberhaft ein geeignetes Spenderorgan gesucht.
- Noch Mittwochnacht konnte eine neue Lunge aus dem Ausland eingeflogen werden.
Der Eingriff am Donnerstag verlief nach ersten Erkenntnissen erfolgreich.
Schwieriges Jahr für Lauda
Gesundheitlich ist es ein schwieriges Jahr für Niki Lauda. In diesem Jahr musste er sich bereits einer Herzoperation unterziehen, seine zwei Nierentransplantationen, ebenfalls Spätfolgen seines Unfalls, schließen eine Reihe von Medikamenten aus, die jetzt hilfreich wären.
Vor der Operation wollte Lauda die Airline verkaufen
Dazu kommt die berufliche Belastung: In den letzten Monaten war Niki Nazionale permanent auf Achse - mit Formel-1-Rennen und der von ihm neu gestarteten Airline Laudamotion hatte er eine extreme Doppelbelastung. Schonung war für ihn stets ein Fremdwort - er war immer zu 100 Prozent im Einsatz. Er dürfte einsehen, dass es so nicht weitergehen kann. Wie ÖSTERREICH erfuhr, hatte er noch vor der Operation versucht, seine Laudamotion zu verkaufen.
Die Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft hatten ihm auch emotional zugesetzt. Als er auf der Intensivstation lag, hatte die Belegschaft ultimativ den Kollektivvertrag eingefordert, andernfalls mit einem Streik bei der Airline gedroht. Das scheint er sich jetzt nicht mehr antun zu wollen.
Transplantation der Lunge - eine komplizierte OP
Eine Transplantation der Lunge ist einer der kompliziertesten und riskantesten Eingriffe in der Medizin. Das Wiener Allgemeine Krankenhaus ist das einzige Spital in Österreich, das diese Operation durchführen kann, und es genießt auch in dieser Disziplin Weltruhm. Die Mediziner Walter Klepetko und Konrad Hötzenecker, die Niki Lauda operiert haben, gelten als große internationale Kapazitäten.
Überlebensrate in letzten Jahren stark gestiegen
Zwischen 100 und 120 Transplantationen im Jahr werden durchgeführt. Sie werden dann notwendig, wenn das Organ vollkommen irreparabel angegriffen ist. Bei COPD, bei Lungenfibrose beispielweise. Bei Niki Lauda ist die Lunge seit seinem Horrorunfall im Jahr 1976 verätzt und massiv beeinträchtigt.
Lebensgefahr
Trotz der Schwere des Eingriffs sind die Überlebenschancen in den vergangenen Jahren immer höher geworden. Die Überlebensrate zwischen ein und fünf Jahren liegt bei 65 Prozent. Auch die Lebensqualität nach einer Lungentransplantation hat sich erheblich gebessert und erlaubt den meisten Patienten wieder ein normales Leben.
Für Niki Lauda werden die nächsten Tage sehr wichtig - dann wird sich herausstellen, ob es zu keiner Abstoßungsreaktion des neuen Organs kommt.