Fall Arigona

Asyl-Kind darf vorerst bleiben

02.10.2007

Es gibt Berichte wonach ein Bruder Arigonas straffällig wurde. Landesrat Stockinger will, dass Asylwerber sich an die "Hausordnung" Österreichs halten.

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© ERICH PETSCHENIG
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"Ein humanitärer Aufenthalt bedingt das Einhalten der Hausordnung Österreichs", regierte Oberösterreichs Gemeindereferent Landesrat Josef Stockinger (V) auf Berichte, wonach zumindest ein Sohn der Familie mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein soll. Wer sich nicht an diese "Hausordnung" halte und in Österreich strafrechtlich verurteilt worden sei, solle nicht bleiben können und in sein Herkunftsland abgeschoben werden. "Diese klare Grenzziehung darf auch in der aktuellen Diskussion um das konkrete Schicksal von recht gut in den Gemeinden integrierten Familien nicht vermischt werden", so Stockinger. Er erklärte aber gleichzeitig, dass Österreich seinen Prinzipien als offenes Land für Flüchtlinge treu bleiben müsse.

Vizekanzler Wilhelm Molterer (V) hatte gestern in der "ZiB2" des ORF mitgeteilt, er habe mit Platter vereinbart, in diesem Fall das Urteil des Verfassungsgerichtshofes abwarten.

Asyl-Kind darf vorerst bleiben
Im idyllischen Frankenburg hängen Transparente: "Tiere werden besser behandelt als Familie Zogaj", steht auf einem. Arigonas Freundinnen zeigen in der Schulklasse auf den Sessel, der heute frei geblieben ist. "Hoffentlich kommt sie wieder", sagt Mitschülerin Anna Kaiser. Unausgesprochener Zusatz: "Und bleibt dann für immer."

Die 15-jährige Arigona Zogaj, die hier mit ihren Eltern seit fünf Jahren gut integriert lebt, ist aufgrund der drohenden Abschiebung in den Kosovo untergetaucht. Wie ÖSTERREICH berichtete, schrieb die 15-Jährige aus ihrem Versteck einen Brief, der nun auch die Politik bewegt. Denn die Schülerin drohte in dem Brief mit Selbstmord: "Lebend stelle ich mich der Polizei nicht."

Die Mutter der 15-Jährigen erlitt, nachdem sie den Brief ihrer Tochter mit der Selbstmord-Drohung erhielt, einen Zusammenbruch und liegt im Spital.

Krisenstab
Im Haus der Familie Zogaj tagt ein Krisenstab. Freunde und Bekannte, welche die Familie aus dem Kosovo hier gefunden hat und die jetzt vorbehaltlos hinter ihr stehen, warten auf ein Lebenszeichen. Oder auf irgendetwas Erfreuliches.

Innenminister Günther Platter reagiert erstmals auf den Fall. Eine Garantie, dass die 15-Jährige und ihre Familie in Österreich bleiben dürfen, gibt es zwar nicht. Arigona und ihre Mutter dürfen aber vorerst in Österreich bleiben, bis der Verfassungsgerichtshof über den Asylantrag endgültig entschieden hat.

Gutachten nötig
Die Aussagen bleiben vage. Minister Platter verspricht dem Mädchen nur: "Einen Rücktransport wird es ohne ein medizinisches Gutachten nicht geben." Er appelliert an das Mädchen zurückzukommen.

Arigona will aber auch, dass ihr Vater und ihre vier Geschwister, die vergangenen Donnerstag in den Kosovo ausgeflogen wurden, nach Österreich zurückkehren dürfen. Sie befinden sich derzeit in einem kleinen, vom Bürgerkrieg immer noch zerstörten Dorf im Kosovo.

Währenddessen geht die Suche nach Arigona weiter. Die Polizei macht sogar Hausdurchsuchungen bei Freunden der Familie. Es gibt jedoch keine Spur vom Versteck des Mädchens.

Am Samstag soll in Frankenburg eine Demo für die Zogajs stattfinden.

Auch Fischer für Gnade. Gestern hat sich auch Bundespräsident Heinz Fischer in die Diskussion eingeschaltet. Er spricht sich dafür aus, Familien, „die sich erfolgreich um Integration bemüht haben ... gegebenenfalls Aufnahme finden“, zu lassen.

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