Quelle nicht in Österreich
Atom-Rätsel: Waren es Röntgen-Geräte?
10.11.2011
Die IAEO meldet Spuren des Jod 131 in mehreren Teilen Europas.
Um Punkt 12.02 Uhr schlug Donnerstagmittag das Lebensministerium Alarm: An mehreren Mess-Stellen des Landes wurde gestern völlig überraschend radioaktives Jod-131 festgestellt. Betroffen: Die Stationen in Wien, Linz sowie Niederösterreich und das Schlimme: Vorerst konnte niemand sagen, woher das radioaktive Material überhaupt kam.
Jod sogar in Schweden und Dänemark nachgewiesen
Nicht nur wir haben das Jod-131 gefunden: Auch in Dänemark und Schweden wurde es nachgewiesen. Hier war die Konzentration sogar noch höher als bei uns. Ebenso teilte die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) am Freitag mit, dass man in mehreren Teilen Europas "sehr geringen Werte von Jod 131" gemessen hat.
Fest steht: Jod-131 ist verantwortlich für zahlreiche Schilddrüsen-Krebsfälle nach Atom-Unglücken, beispielsweise von Tschernobyl, Hiroshima oder Nagasaki. Aber: Zumindest in Österreich soll aktuell keine erhöhte Gesundheitsgefahr vorliegen. Bei höchstens einem Nanosievert würde die Strahlen-Belastung liegen, erklärte das Lebensministerium. Zum Vergleich: Schon bei einem normalen Langstreckenflug ist die radioaktive Belastung für jeden einzelnen Passagier um das 40.000-fache höher. Der Grund dafür liegt in der kosmischen Strahlung, der wir tagtäglich ausgesetzt sind. Doch: Warum wurde dann gestern überhaupt Alarm geschlagen?
„Die Mess-Instrumente sind heute schon so gut, dass sie auch dann ausschlagen, wenn die Dosis noch völlig ungefährlich ist“, hieß es gestern aus dem Büro von Lebensminister Nikolaus Berlakovich. Sorgen brauche man sich auf keinen Fall machen.
Gleiches erklärt auch Niklas Schinerl von Greenpeace: „Wenn die Zahlen stimmen, dann sehe ich auch keine Gesundheitsgefahren für Österreich.“ Allerdings gibt er im Gespräch mit ÖSTERREICH auch zu bedenken: „Es muss unbedingt geklärt werden, wo das Jod überhaupt hergekommen ist.“ Und gerade das ließ sich zumindest bis gestern noch nicht sagen.
Fest stand zumindest, dass die Quelle im Südosten, vielleicht in Ungarn oder Tschechien zu suchen ist und offenbar kam das radioaktive Material nicht aus einem AKW, sondern aus der Industrie. Verwendet wird es beispielsweise bei der Herstellung von Röntgen-Geräten.