Angebetete sollte Zug verpassen - Ihm drohen fünf Jahre Gefängnis.
Am 11. August 2011 war im ÖBB-Callcenter ein anonymer Drohanruf eingegangen: „Im Zug zwischen Bludenz und Bregenz ist eine Bombe.“ Der Intercity wurde in Feldkirch sofort gestoppt, der Bahnhof evakuiert. Sprengstoffexperten rückten mit Spürhunden an. Die gute Nachricht damals: keine Bombe; die schlechte: stundenlange Verspätungen.
Prozess
Dienstag, 9 Uhr, Saal 203 des Wiener Landesgerichts: Wie ein Häufchen Elend saß der anonyme Anrufer vor Richter Peter Liebetreu. „Warum tun Sie so etwas?“, fragte der Jurist den Wiener Martin F. (30). „Eine Kurzschlussreaktion.“ Die Vorgeschichte: Martin F. lernte 2008 im Internet Magdalena D. (30) kennen, verliebte sich unsterblich. Sie wollte aber nie etwas von ihm wissen. Auch nicht, als sie in Peru zwei Jahre wegen Kokainschmuggels in Haft war, der Wiener die Schuld auf sich nehmen wollte und ihr 17.000 Euro überwies.
„Bombastische“ Idee
Als Martin F. im Vorjahr erfuhr, dass seine große Liebe, die damals in Vorarlberg lebte, nach Polen heimkehren wollte, kam er auf die „bombastische“ Idee: „Ich dachte, dass sie so ihren Anschlusszug in Wien verpasst und bleibt.“ Pech: Magdalena machte in Wien endgültig Schluss, die ÖBB wollen 6.000 € für die Verspätungen, und dem Vorbestraften (er hatte auf der A 22 auf andere Wagen mit einer Paintball-Pistole geballert) drohen fünf Jahre – Verhandlung vertagt. Ein Psychiater soll klären, ob Martin F. zurechnungsfähig war. Es gilt die Unschuldsvermutung.