Schock auch in Chile

Axt-Killer: Opfer war mit Sonder-Visum in Wien

13.06.2024

Jene Chilenin, die von ihrem Mitbewohner mit  Axt-Schlägen gegen den Kopf tödlich verletzt wurde, war erst seit November in Österreich - und auf Arbeitssuche.

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Wien. "Hallo, mein Name ist Carla und ich bin seit zwei Monaten in Österreich", schrieb die damals noch 21-jährige Chilenin, die im April Geburtstag hatte, Anfang des Jahres auf ein Job-Portal auf Facebook. Die Südamerikanerin habe ein Working Holiday-Visum (das maximal ein Jahr gültig ist und von chilenischen Staatsangehörigen zwischen 18 und 30 Jahren bei der Österreichischen Botschaft in Santiago de Chile beantragt werden kann (Anm. der Red.).

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Clara S. aus Santiagio de Chile vor der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten. 

Mit diesem Sonder-Visum suchte die junge Frau, die zunächst in einer Wohnung in der Erzherzog-Karl-Straße in der Donaustadt Unterschlupf fand, nach einem Job.  "Ich bin sofort verfügbar, bin schnell und agil und arbeite sowohl im Team als auch allein professionell", schrieb sie auf Englisch und wies darauf hin, bei ihrem Aufenthalt ihr Englisch verbessern zu wollen. Laut Angaben im Internet hat sie in Dubai und Abu Dhabi eine Schule für Höhere Kulinarik besucht und dürfte in diesem Bereich in der Spitzengastronomie in Wien auch eine Stelle gefunden haben. Möglicherweise traf sie dabei auf ihren späteren Peiniger, der als Room Boy im Luxus-Hotel beschäftigt war.

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Zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt 2024 zog Carla S. in die WG des 26-Jährigen, der seine Psychose offenbar lange gut zu verbergen wusste - Kollegen beschreiben ihn als "extrem freundlich und ruhig". Einem zweiten Mitbewohner (der zum Tatzeitpunkt nicht in der Wohnung war) und der Südamerikanerin verheimlichte der Rumäne vermutlich aber, dass er seit 2020 in Behandlung und Ende des Vorjahres sogar auf der Psychiatrie gewesen war. 

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Warum der nicht allzu große muskelbepackte Osteuropäer am Dienstag derart durchdrehte, dass der 26-Jährige seine Wut erstmals gegen andere und nicht wie bisher gegen sich selbst richtete, ist noch völlig unklar. Die Ermittlungen nicht nur wegen des Schusswaffengebrauchs eines Polizisten, der den Amok laufenden Axt-Mann tödlich verletzte, sind weiter am Laufen.

Das 22-jährige Opfer hinterlässt zutiefst trauernde Eltern, einen Zwillingsbruder und ein verstörtes Chile, das die blutigen Geschehnisse im zivilisierten, fernen Wien nicht verstehen kann.

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