Skandal: Drei neue Propofol-Fälle: Lauter Ruf nach "Konsequenzen".
Die Spitals-Dramen in der Kinderklinik Innsbruck reißen nicht ab: Am Donnerstag kamen drei neue Fälle von Ärzte-Pfusch ans Licht. Die Details:
Fall 1: Achraf (6) wachte nach OP behindert auf
Im Juli 2006 verbrennt sich das neun Monate alte Baby Achraf mit heißer Marmelade. Im Klinikum Innsbruck soll dem Südtiroler Buben Haut transplantiert werden, aber irgendetwas läuft schief. Tragisch: Heute ist Achraf schwer behindert, kann weder sprechen noch richtig hören. Vater Abdellah Anafal aus Bruneck (Südtirol) zeigt Fotos von Achraf (heute 6) in die Kamera (siehe auch Interview): „Das ist Achraf, bevor er in die Klinik kam. Ein gesundes Baby. Jetzt ist er schwer behindert“, sagt er. „Ich will von der Tilak endlich wissen, was damals passiert ist!“
Die Tilak rechtfertigt sich, dass „für den Tiefschlaf kein Propofol“ verwendet worden sei, wohl aber vor der OP für die Hauttransplantation, und verspricht: „Der Fall wird neu aufgerollt!“ Unterstützung erhält Vater Anafal von Gabriele Fischer vom Elternverein Kinderklinik: Sie weiß von zwei weiteren Kindern, die nach Routine-OPs beeinträchtigt sind. „Deren Eltern wollen noch anonym bleiben.“ Für Fischer ist klar: Die ärztliche Direktorin Alexandra Kofler muss weg. „Sie ist eine Fehlbesetzung! Die gesamte Führungsmannschaft gehört unter Supervision!“
Fall 2: Kind (16 Monate) schwer krank
Im Frühling 2011 kommt es beim Tiroler Kleinkind während einer Routine-OP mit Propofol zu Komplikationen: Das Kind hat jedoch Heilungschancen.
Fall 3: Bub (3) nach Routine-OP behindert
Im Frühling 2011 muss ein Tiroler Bub zu einer Routineoperation. Wieder passiert ein Unglück: Nach der Behandlung mit Propofol ist er behindert.
Mit diesen drei Fällen sind jetzt neben der toten Azra (3), dem toten Amel (3) und der behinderten Nadina (4) sechs Fälle aktenkundig.
Vater: "Er hat das Gehirn eines Babys"
ÖSTERREICH: Wie geht es Achraf heute?
ABDELLAH ANAFAL: Organisch ist er gesund, dennoch: Wir haben ein sechs Monate altes Kind im Körper eines 6-Jährigen zu Hause. Kommunikation ist nicht möglich, er kann nicht einmal mit den Worten ‚Mama‘ und ‚Papa‘ etwas anfangen.
ÖSTERREICH: Wie soll es jetzt mit dem Fall weitergehen?
ANAFAL: Ich warte immer noch darauf, dass meine Frage beantwortet wird: Was ist damals wirklich passiert? Ich will endlich wissen, was Sache ist.
ÖSTERREICH: Wie hat man in der Tilak reagiert?
ANAFAL: Dort hat man unser Anliegen heruntergespielt. Das hat mich schon sehr verwundert.
ÖSTERREICH: Die Tilak meinte einmal, eine unerkannte Stoffwechselerkrankung sei schuld an der Behinderung.
ANAFAL: Das ist eine Schutzbehauptung. Unsere behandelnde Kinderärztin hat das dezidiert ausgeschlossen.
ÖSTERREICH: Können Sie sich vorstellen, rechtliche Schritte zu ergreifen?
ANAFAL: Absolut. Ja, rechtliche Schritte kann ich mir vorstellen.