Der 29-jährige Verdächtige machte bei der Haftprüfung keine Angaben. Indes werden von tschetschenischer Gruppierung auf Telegram Waffen zum Kauf angeboten. Die Polizei ermittelt mit "hoher Intensität".
Wien. Nachdem in Wien am Wochenende eine Art "Bandenkrieg" zwischen jungen Männern tschetschenischer bzw. syrischer und afghanischer Abstammung eskaliert ist, hat das Wiener Landesgericht am Dienstag über einen am Samstag festgenommenen Tschetschenen die U-Haft verhängt. Das teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf APA-Anfrage mit. Als Haftgründe wurden Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr angenommen. Die U-Haft ist vorerst bis zum 23. Juli befristet.
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Ein Projektmanager mit Matura
Der 29-Jährige, gegen den wegen Beteiligung an versuchtem Mord ermittelt wird, machte bei der Haftprüfung keine Angaben. Er soll am Freitagabend mit seinem BMW-SUV - der Verdächtige hat AHS-Matura und ist als Projektmanager tätig - mehrere Tschetschenen zum Anton-Kummerer-Park in der Brigittenau gebracht haben, wo es zu Wildwest-Szenen zwischen Tschetschenen und Syrern kam. Holzlatten, Pfeffersprays, Messer und sogar Schusswaffen kamen dabei zum Einsatz, drei Personen wurden verletzt. Sie mussten von Rettungskräften ins Spital gebracht werden.
Zwei verfeindete Gruppen
Indes werden die jüngsten Geschehnisse - am Samstag gab es in der Brigittenau eine weitere Schlägerei, am Sonntag wurden bei einem Zusammentreffen von Tschetschenen und Syrern bzw. Afghanen am Bahnhof Meidling vier Männer niedergestochen bzw. -geschlagen und schwer verletzt - von den beiden verfeindeten Gruppen im Internet heiß diskutiert. Auf diversen Telegram-Kanälen werden Medienberichte über die Schlägereien und Messerstechereien geteilt.
Auch Polizei ist mit der neuen Gruppierung "505" massiv beschäftigt.
Waffen auf "Telegram" angeboten
Auf einem gegen die Syrer bzw. Afghanen gerichteten Kanal bietet ein User offen Waffen an. "Männer, eigentlich brauchen wir so was nicht, aber heutzutage besser dabei zu haben, ich verkaufe gut Qualitative: Pfefferspray Machete Sprungmesser Schlagringe mit Spitzen Teleskopschläger Schlag Hammer (für Straße gedacht) Schreckschuss Auf Anfrage auch Schusswaffen. Schreibt privat für Preise", heißt es in etwas holprigem Deutsch.
Ermittlungen "mit hoher Intensität"
Seitens der Landespolizeidirektion hieß es auf APA-Anfrage, man ermittle "mit hoher Intensität". Insbesondere das Landeskriminalamt Wien führe umfangreiche Ermittlungen zu den Verbindungen und Hintergründen durch. "Es handelt sich bei den Beteiligten der letzten Tage um ethnische Gruppen, in denen das Ehrgefühl eine sehr wichtige Rolle spielt", betonte die Polizei am Dienstagnachmittag in ihrer Stellungnahme.
Motiv: "Kontrolle über den öffentlichen Raum"
Oftmals werde als Motiv die "Kontrolle über den öffentlichen Raum" genannt: "Insbesondere rivalisieren syrische und tschetschenische Gruppen in diesem Zusammenhang. Es gab im letzten Jahr mehrere Situationen, in denen versuchte Aussprachen zwischen diesen ethnischen Gruppen in geringerem Ausmaß als in den letzten Tagen eskaliert sind. Dabei kam es zu Verletzten auf beiden Seiten, verursacht durch Messerstiche und andere Straftaten."
Insbesondere Anfang Juni eskalierte eine Aussprache im Arthaberpark in Wien-Favoriten, wo ein Angehöriger der tschetschenischen Gruppe durch einen syrischen Staatsangehörigen schwer verletzt wurde.
Die Vorfälle vom Wochenende bringt die Polizei direkt mit einem Vorfall im Arthaberpark in Favoriten in Verbindung, wo am 3. Juni ein 30 Jahre alter Tschetschene niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wurde. Er konnte nach gesicherten Informationen der APA mittlerweile das Spital verlassen, soll sich an der jüngsten Eskalation aber nicht beteiligt haben. Die Tatverdächtigen konnten nicht gefasst werden, es soll sich aus Sicht der tschetschenischen Community um Syrer handeln, wobei auf Telegram Fotos der angeblichen Täter kursieren.
Die Landespolizeidirektion betont, neben neuen sicherheitspolizeilichen Maßnahmen würden nach dem blutigen Wochenende umfangreiche kriminalpolizeiliche Ermittlungen durchgeführt. "Informationen aus sozialen Medien und Messengerdiensten werden umfassend in die laufende Bewertung der Lage und die kriminalpolizeilichen Ermittlungen einbezogen", hieß es.