Aufatmen ist angesagt – dem gefährlichste Bankräuber Österreichs wurde endlich das Handwerk gelegt.
Wien, Linz. Wie ÖSTERREICH aufdeckte, konnte der 35-jährige Raffael S. nach dem letzten Coup werden – er hatte alles auf eine Karte gesetzt, um zwei Geldkoffer mit einer Million Euro abzustauben – mit dem Bargeld in Scheinen sollten im Foyer einer Filiale in Favoriten die Bankomaten und SB-Geräte befüllt werden. Als S. am 14. April maskiert und mit einer Maschinenpistole sowie einem Kampfmesser bewaffnet zum Überfall schritt, stieß er auf Gegenwehr, worauf er zwei Schüsse abgab und in der Hektik lediglich eine beladene Geldkassette mit wenigen Tausend Euro bei der Flucht mit dem Scooter mitnahm.
In fünf Jahren mehr als 800.000 Euro erbeutet
Versteck. Über Spuren, die der einschlägig vorbestrafte Ex-Knacki am Tatort hinterließ, kam die Kripo ihm auf die Schliche – da half auch nichts, dass er seine Schuhe wegwarf oder sich den Bart abrasierte, vor Ort in seiner Wohnung und in einem Versteck im Liftschacht des Hauses konnten die Ermittler genug belastendes Material finden – und zwar nicht nur für den aktuellen Fall. Wie ÖSTERREICH zugetragen wurde, steht der Notstandshilfeempfänger, der sich nach Costa Rica absetzen wollte, um dort eine Hotel zu eröffnen, im Verdacht, eine ganze Reihe von Bank- und Casinoüberfälle begangen zu habe, wo er teils geringe Summen bis hin zu beträchtlichen Geldbeträgen erbeuten konnte. Insgesamt dürfte der mutmaßliche Serientäter mehr als 800.000 Euro geraubt haben. Und zwar bei mehreren Coups auf die Filialen einer türkischen Bank in Wien und in Linz, wobei Raffael S. einmal sogar auf de „lustige“ Idee kam, als Muslimin im Hijab auf dem Scooter zuzuschlagen.
Corona. Gar nicht lustig: Bei zwei Raubüberfällen feuerte der junge Wiener (der noch nie einer geregelten Arbeit nachgegangen sein dürfte) um sich – einmal soll er einem Security vom Fluchtrad aus nach einem Coup in der Wiener City in den Oberschenkel egschossen haben. Und: Der Verdächtige soll jener schießwütige Bankräuber sein, der in der Pandemie in April 2020 mit Corona-Maske, Einkaufstasche und 10er-Packung Toilett-Papier in eine Bawag am Rennbahnweg kam, um die Geldtransporteure zu überfallen. Eine Kundin (siehe Story unten) geriet zwischen die Fronten, wollte weglaufen und wurde niedergeballert.
Bankkundin erlitt bei Überfall Leberdurchschuss
Die 58-jährige Julia L. überlebte knapp und laboriert bis heute an den Folgen.
Schmerzensgeld. Die Kugel drang durch ihre Leber und ihr Leben hing an einem seidenen Faden – weil sie an jenem schicksalhaften Tag im April 2020 zu Beginn des Lockdowns noch schnell Bankgeschäfte erledigen wollte, stand sie plötzlich mitten in einem Raubüberfall: Als sie in Panik laut aufschreiend davonlaufen wollte, schoss der Täter sie brutal nieder. Weil ein Sicherheitsmann die Frau noch in die Bank gelassen hatte, obwohl längst klar war, dass ein Überfall stattfand, klagte die Frau, vertreten durch die streitbare Anwältin Astrid Wagner, die Bawag auf Schadensersatz und Schmerzensgeld. Letztlich verglich man sich mit einem mehrstelligen Geldbetrag.
Ausgeweitet. Zunächst wurde gegen den Serientäter nur wegen schweren Raubes und wegen des Schusses auf den Security in der City wegen absichtlich schwerer Körperverletzung ermittelt. Die Attacke auf Julia L. bringt ihm aber den Verdacht des versuchten Mordes ein – und damit bis zu einer lebenslangen Haftstrafe. Es gilt die Unschuldsvermutung.