Über ihre Trauer schrieb Barbara Pachl-Eberhart einen Bestseller.
Jeder Tag ist für sie Allerheiligen. Ihre verstorbene Familie – Thimo (†6), Fini (†2) und Ehemann Heli (†38) – sind eine feste Größe in Barbara Pachl-Eberharts Leben. „Sie sind immer in meinem Bewusstsein. So wie ich weiß, dass ich Hände, Beine und Füße habe“, beschreibt die Bestsellerautorin ihren Gefühlszustand. Das Schicksal von Pachl-Eberhart bewegte ganz Österreich: Vor über drei Jahren (wenige Tage vor Ostern) endet bei einem Crash auf einem Bahnübergang das Leben ihrer Familie. Die Trauer verarbeitete Pachl-Eberhart in dem Buch „Vier minus drei“. Über 130.000 Mal verkaufte sich das Buch. Im Frühjahr erscheint es als Taschenbuch. Auch ein neues Buch ist in Planung.
Neue Pläne
Derzeit befindet sich Pachl-Eberhart im Finale der Trauerphase. Sprich: Ihre Energie für Neues kommt langsam wieder zurück. Gemeinsam mit Lebensgefährten Ulrich Reinthaller eröffnet sie im Frühjahr 2012 das Seminarhaus Phönixberg im Pielachtal.
Dafür hängte Reinthaller auch seinen Schauspielerjob (bekannt aus „Hallo, Onkel Doc“) an den Nagel. „Es soll ein Haus für Körper, Geist und Seele werden, wo wir Seminare wie kreatives Schreiben, Malmeisterklassen oder Atmen und Bewegung anbieten“, so die Autorin. Auch wenn Pachl-Eberhart nun in ein neues Leben eintritt, wird das „alte“ Leben immer ihr Begleiter sein. Termine: 9.–11. 12. 2011 „Dialog – miteinander denken statt gegeneinander reden“, Seminarhaus Wien West, Infos: www.phoenixberg.at
„Der Friedhof ist ein Seelen-Flughafen“
ÖSTERREICH: Frau Pachl-Eberhart, Sie haben Ihre Familie bei einem Unfall verloren. Welche Bedeutung hat Allerheiligen für Sie?
Pachl-Eberhart: Das Wort Allerheiligen finde ich sehr schön, weil es daran erinnert, dass wir alle heilig sind. Wir kommen und gehen in einem Zustand, der heil ist. Ich besinne mich an diesem Tag an das Heile in mir und auf den heiligen Platz, an dem meine Familie auf mich wartet. Auf den Friedhof gehe ich nicht. Denn der Friedhof ist kein Platz, wo ich die Verstorbenen orte. In meinen Augen ist der Friedhof ein Seelenflughafen – ein Übergangsplatz.
ÖSTERREICH: Der Tod Ihrer Familie passierte vor drei Jahren. Ist da die Trauerarbeit schon beendet?
Pachl-Eberhart: Die Trauerphasen erinnern mich an die vier Elemente. Der Sterbende entschwindet in die Luft. In das Drüben geht man ein Stück mit. Dann bin ich durchs Wasser gegangen, durch die Gefühle. In diesem Zustand schwimmt man mehr mit, als dass man Leben in Griff hat. Danach kommt die wichtige Feuerphase, um wieder Kraft zu entwickeln. Die Trauer wird hier oft von einer Wutenergie abgelöst. Durch diese Kraft schafft man es – ohne nur mit zu schwimmen –, wieder auf die Erde zu kommen. Und irgendwo zwischen der Feuer- und Erdphase befinde ich mich.
ÖSTERREICH: Ihr Buch „Vier minus drei“ hat viele Menschen berührt. Wird es ein neues Buch geben?
Pachl-Eberhart: Sicher, aber die Zeit ist noch nicht so weit. Mein Buch „Vier minus drei“ scheint ein Klassiker in der Trauerliteratur zu werden. Trotzdem möchte ich nicht zur Trauerbegleiterin der Nation werden. Am 2. Dezember wird es meine letzte Lesung geben, weil ich beschlossen habe, nach vorne zu schauen.
ÖSTERREICH: Ihr Lebensgefährte Ulrich Reinthaller hat seinen Schauspielberuf aufgegeben und Sie haben gemeinsam ein Meditationshaus gegründet ...
Pachl-Eberhart: Da stecken wir derzeit viel Kraft und Liebe hinein. Im Dezember gibt es die ersten Termine. Im Frühjahr 2012 ist die offizielle Eröffnung.