Papst Benedikt XVI. hat oft auf seine engen Beziehungen zu Österreich verwiesen.
Vatikanstadt/Wien. Der am Samstag verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. war Österreich zeit seines Lebens eng verbunden. 1927 in Bayern in Marktl am Inn nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt geboren, war Joseph Ratzinger das Land seit seiner Kindheit nahe, wie er selbst 2007 vor seinem offiziellen Besuch erklärte. Die dreitägige Visite des deutschen Papstes in Wien, Mariazell und Stift Heiligenkreuz waren der Höhepunkt der Beziehungen Benedikts zu Österreich.
Er liebe Österreich und dies "seit den sonntäglichen Wanderungen, die wir zu Beginn der 1930er-Jahre über die Salzach-Brücke mit unserer Mutter nach Ostermiething, nach Sankt Radegund und an andere Orte auf der österreichischen Seite der Salzach gemacht haben", schrieb der damalige Papst in einem Brief an die Österreicher. Wenige Tage danach verbrachte er vom 7. bis 9. September 2007 drei Tage in Österreich. Höhepunkt seiner "Pilgerreise" war die Messe im steirischen Wallfahrtsortes Mariazell zum 850-Jahr-Jubiläum. Zudem besuchte er Wien und das Zisterzienserstift Heiligenkreuz.
Dreitägiger Besuch vom schlechten Wetter überschattet
Der dreitägige Besuch war vom schlechten Wetter überschattet. Bei der Liturgischen Eröffnungsfeier Am Hof in der Wiener Innenstadt sorgte der starke Regen für einen Stromausfall. Der Papst musste seine Rede vorzeitig abbrechen. Auch in Mariazell regnete es während der gesamten Messe, die der Papst auf dem Platz vor Basilika zelebrierte. Erst beim Angelusgebet am Sonntag zeigte sich ein wenig die Sonne, auch wenn der Wind dem Papst sichtlich zu schaffen machte. Trotzdem kamen mehr als 32.000 Pilger in den obersteirischen Wallfahrtsort.
Dennoch war der Besuch des als wenig charismatisch geltenden Papstes laut Vatikan-Kennern "kein Besuch der großen Massen". Bis zu 500.000 Österreicher verfolgten dafür den Papstbesuch im ORF-Fernsehen. Von den heimischen Medien wurde der Besuch fast durchwegs positiv kommentiert. Die Stellungnahmen reichten von "Optimum herausgeholt" bis zur Erfolgsbilanz für die Ortskirche. Eher kritisch wurde vermerkt, dass der Heilige Vater innerkirchliche Problembereiche nicht angesprochen habe.
Weniger entspannt gestaltete sich das Verhältnis Benedikts zu Österreich, als es um Personalentscheidungen ging. Als Anfang 2009 der erzkonservative Windischgarstener Pfarrer Gerhard Maria Wagner Weihbischof von Linz werden sollte, war nicht nur das Kirchenvolk irritiert. In einem für Kirchenverhältnisse geharnischten Hirtenbrief der Bischofskonferenz unter dem Vorsitz von Kardinal Christoph Schönborn wurde die Vorgehensweise kritisiert. Ergebnis war ein Vorsprechen der Bischöfe im Vatikan. Wagner ersuchte letztlich den Heiligen Stuhl um die Rücknahme seiner Nominierung.
Beschäftigung mit der österreichischen Pfarrerinitiative
Ebenso wenig vergnüglich dürfte für den Papst auch die Beschäftigung mit der österreichischen Pfarrerinitiative gewesen sein. Mehrmals hatten die "ungehorsamen" Kirchenrebellen versucht, vor dem Heiligen Vater vorzusprechen - ohne Erfolg. In seiner Gründonnerstagspredigt ging Benedikt XVI. schließlich auf deren Aufruf zum "Ungehorsam" ein: "Wir wollen den Autoren dieses Appells glauben, dass sie von Sorgsamkeit für die Kirche bewogen sind, dass sie überzeugt sind, die Trägheit der Institutionen mit drastischen Mitteln in Angriff zu nehmen, um neue Wege zu öffnen. Ist Ungehorsam allerdings ein Weg?"
Aber nicht nur Worte, auch Taten folgten in der Beziehung zu den Kirchenrebellen. Im November 2012 wurde dem Sprecher der Pfarrerinitiative, Helmut Schüller, der päpstliche Ehrentitel "Monsignore" entzogen. Zu den Gründen des Beschlusses wollte der stellvertretende Vatikan-Sprecher, Pater Ciro Benedettini, nicht äußern. "Man kann sie aber begreifen", sagte er.
Kardinal Schönborn selbst gilt als enger Vertrauter von Ratzinger seit dessen Jahren als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation. Im April, zum 95. Geburtstag des emeritierten Kirchenoberhauptes, nannte Schönborn Benedikt XVI. in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress ein "Geschenk für die Kirche und die Theologie". Nach seinem Tod bezeichnete er Ratzinger am Samstag einen "Begleiter und Vorbild" als Theologe, Priester und Bischof.