Mehr als ein Dutzend Beschwerden beim Presserat über „Krone“ und „Falter“.
Wien. Die Sonntagstitelstory der Kronen Zeitung zum Tod der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr hat nicht nur auf Social Media einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Krone hatte mit dem Titel „Letzte Abrechnung der Impf-Ärztin“ die Abschiedsbriefe Kellermayrs veröffentlicht.
Nachahmungsgefahr durch Berichterstattung
Sieben Beschwerden zu dem Krone-Artikel wurden bis Montag beim Presserat eingebracht. Demnach soll bei Berichten über Suizide generell Zurückhaltung geübt werden, da durch die Identifikation mit der Tat eine Nachahmungsgefahr entstehen kann (ÖSTERREICH veröffentlichte den Inhalt der Abschiedsbriefe bewusst nicht). Der Presserat beruft sich dabei darauf, dass es wissenschaftlich erwiesen sei, dass durch eine sensationslüsterne Berichterstattung über Suizide weitere Suizide ausgelöst werden können.
Erschwerend hinzu kommt noch, dass die Krone auf ihrer Online-Seite beim Artikel über Kellermayr stundenlang die Kommentarfunktion nicht gesperrt hat und dort gleich mehrere pietätlose Postings zum Tod der oberösterreichischen Ärztin veröffentlicht wurden.
›Falter‹-Chef Klenk nannte Details zu Suizidmethode
Auch der Newsletter von Falter-Chefredakteur Florian Klenk wird ein Fall für den Presserat. Hierzu wurden ebenfalls sieben Beschwerden eingebracht. Klenk hatte in seinem Newsletter die genaue Suizidmethode veröffentlicht. Gegenüber dem Standard erklärte Presserat-Geschäftsführer Alexander Warzilek, dass er dem Senat zwar nicht vorgreifen wolle, das Nennen der Suizidmethode halte er allerdings für einen „heiklen Punkt“, der zur Nachahmung führen könne.
Der Falter-Chefredakteur spricht gegenüber dem Standard von einem „Fehler“. Er werde im nächsten Newsletter um „Entschuldigung“ bitten. Mehrere Falter-Leser stornierten wegen dem Bericht ihr Abo der Stadtzeitung.