Die Zuneigung seiner Handballtrainerin führte bis ins Bett.
Der Paragraf 206 des Strafgesetzes regelt ein widerliches Verbrechen: „Schwerer sexueller Missbrauch von unmündigen Personen“ ist mit bis zu zehn Jahren Haft bedroht. Und es herrscht Übereinkunft „im Namen der Republik“, dass harte Urteile angebracht sind, wenn Kinder zu Opfern werden.
Trotzdem möchte wohl niemand gern Schöffe im Sensationsprozess sein, der Mittwoch am Landesgericht Wiener Neustadt verhandelt wird. Denn da sitzt die 40-jährige gebürtige Slowakin Renata C. auf der Anklagebank, bis April Jugendtrainerin beim Handballverein ZV Mc Donald’s.
Nachwuchsstar
In ihrer Funktion soll Coach Renata dem besten Werfer des Knabenteams zu nahe gekommen sein. Weil Erwin U. damals erst 13 Jahre alt war, lastet die Staatsanwaltschaft der (mittlerweile entlassenen) Betreuerin den Paragraf 206 StGB an.
Doch die Seele ist ein weites Land. Und im besonderen Fall wird es nicht leicht werden, zwischen Gefühl und krimineller Geilheit zu unterscheiden – und Schuld zu erkennen.
Zweifache Mutter
Denn es ist keine klebrige Geschichte, die Mittwoch im Strafprozess mündet, sondern eine verrückte: Renate C. ist zweifache Mutter. Trotzdem fühlte sie sich zu dem 13-jährigen Erwin hingezogen, ging dann mit ihrem Jungstar vor oder nach dem Training essen – und erzählte ihm dabei schließlich, was sie für ihn empfand. Für den Teenager war’s kein Schock. Denn auch er war heimlich in die Trainerin verliebt. Also endete die Aussprache im Bett. Und es ist nicht bei einer Umarmung geblieben.
Vater zeigte an
Erwins Eltern sind geschieden. Und kaum zu glauben ist: Seine Mutter unterstützte die Affäre und freundete sich sogar mit Renata C. an. Sein Vater indes erstattete Anzeige. Resultat: Das seltsame Paar ist noch immer zusammen. Erwin hofft, dass seine Geliebte nicht ins Gefängnis muss.
Im Juli wurde er 14. Hätte Renate C. so lange gewartet, gäbe es keinen Prozess.