Die Männer rasten mit dem Auto in Elektromärkte - in 1 Min. waren sie leergeräumt. Jetzt klickten die Handschellen: Die Bande wurde in Litauen gefasst. Sie soll allein in Österreich acht Blitzeinbrüche getätigt haben.
Eine europaweit agierende Blitzeinbrecherbande aus Litauen ist der Polizei ins Netz gegangen. Die Männer sollen auch für acht Einbrüche in Elektrogeschäfte in Österreich verantwortlich sein. In Oberösterreich, Salzburg und Tirol gingen sie wie bei allen insgesamt 35 Taten in Europa immer nach der gleichen Masche vor. Zuerst stahlen sie Fahrzeuge, um damit in die Elektrogeschäfte zu rasen. Innerhalb von einer bis eineinhalb Minuten packten sie dann Elektronikartikel in riesige Taschen.
1,5 Millionen Euro Schaden
Insgesamt verursachte die Bande seit
2008 in Österreich, Deutschland, Schweden, Belgien, Italien und Frankreich
einen Schaden von 1,5 Millionen Euro. 18 Männer sind in Haft, darunter vier
Personen der obersten Führungsebene. Zwei Bandenchefs (27 und 25 Jahre), die
in Österreich aktiv waren, sind ebenfalls festgenommen worden. Zur
Ausforschung der Täter wurden 16 Hausdurchsuchungen durchgeführt.
Kommandozentrale in Litauen
Die oberste Ebene der Tätergruppe
machte von Litauen aus Vorgaben, in welches Geschäft einzubrechen ist und
welche Waren mitzunehmen sind. Die Aufträge wurden an die Gruppenführer
weitergeben, die mit ihren "Soldaten" in das jeweilige Land
reisten und die Einbrüche durchführten. Die Länder selbst wurden immer
wieder gewechselt, um den Polizeibehörden die Aufklärung der Straftaten zu
erschweren.
"Vor den Einbrüchen wurde das jeweilige Geschäft von den Gruppenführern sehr genau ausgekundschaftet, es wurden Pläne gezeichnet und jeder Soldat wurde genauestens über seine Aufgabe beim Einbruch instruiert", sagte Ernst Geiger, Leiter der Abteilung für Ermittlungen im Bereich organisierte und allgemeine Kriminalität. An der Durchführung der Einbrüche waren bis zu neun Täter beteiligt. Die erbeuteten Waren wurden mittels Lastkraftwagen oder speziell umgebauten Fahrzeugen nach Litauen gebracht und an die Hintermänner weitergegeben, die den Verkauf organisierten. Im Laufe der Ermittlungen konnten innerhalb der Organisation vier operierende Gruppen ausgeforscht werden, die die Einbrüche über Auftrag durchführten.
Acht der Einbrecher werden nach kleineren Verfahren in Litauen nach Österreich ausgeliefert, da sie hierzulande aktiv waren. Ein weiterer dürfte ebenfalls für die Taten in Österreich verantwortlich sein, liegt aber mit einer Schussverletzung in einem litauischen Spital. Ein weiterer Mann ist noch auf der Flucht.
Tirol, Salzburg, OÖ
2009 suchte die Bande viermal
österreichische Elektromärkte heim, wie etwa am 14. August in Salzburg. Bei
einem Einbruch in Wels am 4. September verursachte sie einen Schaden von
60.000 Euro. Am 17. September räumten die Kriminellen in Wörgl ein Geschäft
aus und am 8. November versuchten sie in einen Markt in Innsbruck
einzubrechen.
Festgenommener packte aus
Auf die Spur der Bande kamen die
Ermittler durch die Festnahme eines Täters aus der oberen Ebene in Tirol
nach einem Pkw-Einbruch. Dieser verriet der heimischen Polizei den Modus
Operandi. "Da ist uns ein großer Fisch ins Netz gegangen",
sagte Christoph Hundertpfund, stellvertretender Leiter des
Landeskriminalamts Tirol.
Das heimische BK hat bei der internationalen Polizeioperation unter dem Namen "I-Pod" (nach dem Musikplayer iPod, Anm.) mit Europol eine federführende Rolle übernommen. BK-Beamte unterstützen in Litauen die örtlichen Polizeibehörden bei der Zerschlagung der Bande, sagte Geiger. "Erstmals ist es uns gelungen, in Zusammenarbeit mit den litauischen Behörden einen Schlag gegen eine litauische Organisation in ihrem Heimatland durchzuführen."
Aufgrund der länderübergreifenden Vorgangsweise der Täter wurde im BK die ARGE "I-Pod" unter Federführung der Staatsanwaltschaft Innsbruck gegründet. "Durch die enge Zusammenarbeit mit ausländischen Polizeibehörden stellten wir fest, dass die Täter auch in Schweden, Belgien, Italien und Frankreich aktiv waren. Die weiteren Ermittlungen in Zusammenarbeit mit Europol ergaben, dass es sich bei den Tätern um eine hierarchisch organisierte Gruppierung aus Litauen handelt", sagte Geiger. Maßgeblich an der Operation beteiligt waren die Landeskriminalämter Tirol und Oberösterreich.
Bilder und Video: (c) BKA