Wegen der schlechten Pistenverhältnisse verletzen sich täglich Hunderte Wintersportler. Die Ambulanzen und Gipsräume sind übervoll.
Das Landeskrankenhaus St. Johann in Tirol, Montagnachmittag: In der Unfallambulanz geht es hektisch zu, im Minutentakt werden verletzte Skifahrer, Snowboarder und Rodler eingeliefert. Man sieht schmerzverzerrte Gesichter, lädierte Knie, weinende Urlauber. Primar Robert Kadletz: „Heuer sind überdurchschnittlich viele schwer verletzt.“ Er musste am Dienstag fast im Halbstundentakt operieren.
100 Verletzte pro Tag in der Uniklinik Innsbruck
Wie in der
Kitzbüheler Gegend geht es in allen großen Krankenhäusern in Österreich zu:
Seit dem Heiligen Abend explodiert die Zahl der verletzten Wintersportler –
so sind die Gipszimmer und Operationssäle voll belegt. Alleine in die
Innsbrucker Uniklinik werden pro Tag 100 verletzte Skifahrer eingeliefert.
Professor Michael Blauth sagt zu ÖSTERREICH: „Zu Weihnachten hat es
schlagartig begonnen. Es ist heuer viel los. Ich schätze, dass wir bis zu
Saisonende 5.000 Verletzte zu betreuen haben.“
Der Grund für die Unfallserie ist klar: Die meisten Pisten in den Skigebieten sind spiegelglatt. So gleicht jede Abfahrt einem Balanceakt. Eine kleine Unachtsamkeit oder ungeschliffene Kanten – und der Sturz ist unvermeidbar. Primar Kadletz: „Es sind zwar weniger Sportler auf den Pisten, aber wir zählen mehr Verletzte. Die Pisten sind derzeit einfach zu eisig.“
Das Hauptproblem: Zwar konnten während der Kältephase die Schneekanonen auf Hochtouren arbeiten, echter Neuschnee war aber überall rar. Und das Warmwetter mit Regen machte jede Piste zur Eisfläche. Vereinzelt sind die Wintersportler auch alkoholisiert und verlieren die Kontrolle.
Gipsbomber fliegen die verletzten Urlauber heim
Die meisten Opfer
erleiden Beinbrüche, Knieverletzungen und Brüche der Handgelenke. Aber: „Man
sieht, dass viele Skihelme oder Protektoren tragen. Das hilft“, sagt Blauth.
Experten gehen davon aus, dass mindestens jeder Zweite mit Helm unterwegs
ist, Tendenz stark steigend. Seit Weihnachten fliegen auch die „Gipsbomber“
regelmäßig verletzte Urlauber in ihre Heimat.
Jakob Ringler, Chef der Tyrol Air Ambulance: „Seit 23. Dezember hatten wir 40 Patienten. Die schlimmste Zeit kommt erst im Februar. Insgesamt werden wir heuer 1.500 Verletzte transportieren.“ Jochen Prüller