"Überdosis" Amlodipin
Bub überfahren: Lenker nahm Medikament
02.11.2010
Jener Lenker, der im Mai einen Bub überfuhr, nahm blutdrucksenkende Mittel.
Jener Autofahrer, der am 18. Mai 2010 in Wien-Döbling einen achtjährigen Buben auf einem Zebrastreifen ungebremst überfahren und getötet hatte, stand unter Medikamenteneinfluss. Das geht aus dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft Wien hervor, die dem 52-Jährigen fahrlässige Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen vorwirft.
Nebenwirkung: Schläfrigkeit
Der Mann hatte in der Früh zwei blutdrucksenkende Tabletten eingenommen und dabei den Beipackzettel missachtet, der die Einnahme höchstens einer Amlodipin-Kapsel empfiehlt und zudem ausdrücklich vor Schläfrigkeit als Nebenwirkung warnt. Dennoch setzte sich der Gemüsehändler hinter das Steuer seines Mercedes.
An der Kreuzung Döblinger Hauptstraße - Pyrkergasse dürfte er Fabian W. einfach übersehen haben, touchierte mit seinem schwarzen Mercedes den Lotsen seitlich und erwischte Fabian voll. Der Achtjährige hatte keine Überlebenschance. Der Unglückslenker, bei dem keine Alkoholisierung festgestellt werden konnte, gab unmittelbar nach dem schrecklichen Unfall an, er habe "kurz die Augen zugemacht" bzw. "ein Blackout gehabt".
Nicht fahrtauglich
Zurückzuführen ist dies auf die beiden Tabletten zu je zehn Milligramm, die der 52-Jährige jeden Morgen einzunehmen pflegt. Er habe sich dadurch in einen Zustand versetzt, in dem er keinesfalls Auto fahren hätte dürfen, weil er vorhersehen hätte müssen, dass er damit eine Gefahr für das Leben, die Gesundheit und die körperliche Sicherheit anderer darstellte, argumentiert die Staatsanwaltschaft.
Verhandlung kommenden Donnerstag
Die Verhandlung findet am kommenden Donnerstag im Wiener Straflandesgericht statt. Im Fall eines anklagekonformen Schuldspruchs drohen dem 52-Jährigen bis zu drei Jahre Haft. Als Zeugen sind der Vater des getöteten Buben, Fabians zwei Mitschüler, die den Tod ihres Klassenkameraden miterleben mussten, der Schülerlotse und der Notarzt geladen, der das Kind erstversorgt hatte.