Interview

Bucher: "Kämpfe heuer wie kein anderer"

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Weniger als 50 Tage bis zur Wahl - ÖSTERREICH startet den Countdown.

Josef Bucher hat's nicht leicht: Zuerst engagierte ihm Strache seine Kärnten-Partie ab, dann kaufte ihm Stronach das halbe Team weg - jetzt ringt er mit den Korruptionsschatten der Telekom-Vergangenheit.

Doch Josef Bucher kämpft wie ein Löwe um das Überleben seiner Zwergerl-Partei BZÖ im Nationalrat.

2008 holte BZÖ-Gründer Jörg Haider in einem legendären Wahlkampf 10,8 % für die Orangen. Heuer wären sie mit der Hälfte zufrieden. Der Überlebenskampf gegen Strache, Stronach und sogar die NEOS wird hart, fast aussichtslos.

Doch Bucher ist Berufs-Optimist. Er will seine Partei fast im Ein-Mann-Alleingang ins Parlament katapultieren. Gelingt ihm das, ist er der logischste Kandidat für eine Dreier-Koalition -entweder als Ermöglicher von Rot-Grün oder von Schwarz-Grün, sogar von Schwarz-Blau.

Denn Bucher sagt: "Ich bin für jede Koalition bereit."

Bucher: "Frank Stronach wollte mich um 500.000 Euro kaufen"

ÖSTERREICH: Herr Bucher, mit Ihnen rechnet bei dieser Wahl ja keiner mehr!
Bucher: Dann haben alle die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ich bin Wirt und Hotelier aus Friesach - und ich garantiere Ihnen: Das BZÖ kommt wieder in den Nationalrat.
ÖSTERREICH: Sie sind aber offenbar ein Wirt ohne Gäste, sprich: Wähler.
Bucher: Ich war schon in allen 39 Wahlkreisen unterwegs und sage Ihnen: Der Zuspruch ist riesengroß. Ganz anders, als das Urteil in Ihrer Zeitung.
ÖSTERREICH: Wer kommt denn eher ins Parlament - Stronach oder Sie?
Bucher: Stronach hat so viel Geld, dass er 4 % eventuell schaffen wird -aber wir kriegen mehr.
ÖSTERREICH: Stronach klagt Sie. Weil Sie gesagt haben, er hat Ihnen 500.000 Euro geboten.
Bucher: Ich hoffe, der Prozess findet noch vor der Wahl statt - ich werde dort sagen, wie es wirklich war. Stronach hat mit mir drei Gespräche geführt. Er wollte mich aus dem BZÖ herausschälen - für eine neue Partei: "Allianz für Österreich". Er wollte dafür 500.000 Euro überweisen. Zuerst wollte er mich im BZÖ unterstützen, dann wollte er mich aus dem BZÖ herausholen. Aber das BZÖ und Bucher bleiben eine Einheit -für immer. Das ist untrennbar.
ÖSTERREICH: Er wollte Ihnen 500.000 Euro geben?
Bucher: Genau, ob für mich oder die Partei wurde nicht mehr besprochen, weil ich das gleich abgelehnt habe. Hätte ich das Geld genommen, hätte ich heute keine Berechtigung, mit Ihnen dieses Interview zu führen. Ich bin ein ehrlicher Kerl.
ÖSTERREICH: Hätten Sie nicht froh sein müssen, wenn Sie endlich den Namen BZÖ los sind? Sie haben ja ein fürchterliches Image.
Bucher: Ich stehe zum BZÖ Neu. Unter meiner Obmannschaft ist alles sauber gelaufen.
ÖSTERREICH: Kann sein -aber das BZÖ ist der Sargnagel vom Herrn Haider.
Bucher: Dann ist die SPÖ heute der Sargnagel vom Kreisky. Proksch, Zwentendorf. Aber man soll Respekt vor Toten haben - Haider und Kreisky sind Politiker, die viel geleistet haben, sehr initiativ waren. Klar läuft da auch mal was schief.
ÖSTERREICH: Nur steht Ihre Partei dank Haider als Korruptions-Partei Nr. 1 da.
Bucher: Die Korruptionspartei Nr. 1 ist die ÖVP. Martinz, Grasser -das sind große Fische. Alle, die bei uns unter Korruptionsverdacht standen - Gorbach, Wittauer, Gastinger -habe ich aus dem BZÖ rausgeworfen. Ich habe alle Unterlagen der Staatsanwaltschaft übergeben, für volle Transparenz gesorgt -mehr geht nicht.
ÖSTERREICH: Sie glauben aber nicht ernsthaft, dass Sie mit dieser Last den Sprung in den Nationalrat schaffen?
Bucher: Ich bin Unternehmer - und gewohnt, an einem Ziel festzuhalten, egal wie schwierig es ist. Und ich bin einer, der sich in den Bergen behauptet. Ich bin es gewohnt, den Gipfel zu erreichen -egal wie schwierig das ist.
ÖSTERREICH: Mit welchen Themen planen Sie jetzt Ihren Gipfelsieg am Kahlenberg?
Bucher: Unser Thema Nr. 1 heißt: Steuern senken. Wir sind die einzige Steuersenkungspartei im Land -und die einzige Partei, die ein Steuerkonzept hat. ÖSTERREICH: Etwa?
Bucher: Etwa, dass einer, der 4.000 Euro verdient, sofort 1.400 Euro im Jahr spart. ÖSTERREICH: Zweites Thema?
Bucher: Patchwork-Familien. Wir kämpfen für Geschiedene. Dass die Unterhaltszahlungen von der Steuer abgezogen werden -und Frauen den Unterhalt vom Staat voraus bekommen, aber auch Männer endlich mehr Rechte erhalten. ÖSTERREICH: Thema drei?
Bucher: Bildung. Wir wollen ein wirklich modernes Lehrerdienstrecht: Wer als Lehrer voll verdient -mehr als derzeit -soll 40 Stunden in der Schule sein. Wer nur 20 Stunden unterrichten will, soll das auch können - aber mit weniger Gehalt.
ÖSTERREICH: Wären Sie bereit in eine 3-Parteien-Koalition zu gehen?
Bucher: Selbstverständlich - ich verstehe keinen, der wie Stronach oder Strache sagt, er möchte nicht regieren. Dann braucht er gar nicht Politik machen. Nur im Parlament Anträge zu schreiben, ist für die Fisch!
ÖSTERREICH: Wie sehen Sie eigentlich Faymann?
Bucher: Er ist bemüht, einer der auf Konsens aus ist. Aber auch einer, der nicht wirklich weiß, wohin er dieses Land führen will.
ÖSTERREICH: Und den VPChef Spindelegger?
Bucher: Ein armer Tropf, der sich daran zu halten hat, was der mächtige Raiffeisen-Konzern will. Nach der Wahl wird er ausgetauscht, dann kommt der Nächste von Raiffeisens Gnaden. Der Zustand der ÖVP ist jämmerlich -das ist nur mehr ein Raiffeisen-Wahlverein. ÖSTERREICH: Und HC Strache?
BUCHER: Dessen Zeit ist vorbei. Sein Höhenflug ist beendet. Er ist alt geworden. Immer die gleichen Sprüche, die keiner mehr hören will. Er ist an seiner Personalpolitik gescheitert -er hat auf die falschen Leute gesetzt -auf Gauner und Ganoven.
ÖSTERREICH: Die alle von Ihrer Partei kamen ...
Bucher: Von denen wir uns Gott sei Dank lösen konnten.
ÖSTERREICH: Wer ist denn nun der Haider-Erbe -Sie oder HC Strache?
Bucher: Strache sicher nicht. Haider hat mich in die Politik geholt. Er hat gesagt: Du bekommst eine Chance, weil du der einzige Ehrliche bist. Du bist ein Exot.
ÖSTERREICH: Und wie sehen Sie sein Erbe heute -ein einziger Scherbenhaufen?
Bucher: Haider ist 2008 tödlich verunglückt. Bedauerlicherweise. So kann er viele Fehlmeinungen und Fehlentwicklungen wie die Hypo-Verstaatlichung nicht mehr zurechtrücken. Er hätte viele Vorwürfe, die man ihm heute macht, aufklären können.
ÖSTERREICH: Er könnte als BZÖ-Chef heute freilich auch im Gefängnis sitzen.
Bucher: Er könnte viele Fragen beantworten -auch ich hätte viele Fragen.
ÖSTERREICH: Sind Sie sein Erbe?
Bucher: Das ist nicht mein Ziel. Ich bin anders. Ich führe die Partei ganz anders. Aber ich glaube, Jörg Haider wäre stolz auf mich und das neue BZÖ. Weil wir in dieser Wahl kämpfen wie kein anderer.

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