Die großen Neuschneemengen haben zu erhöhter Lawinengefahr geführt - Straßen mussten gesperrt werden.
Wegen der starken Schneefälle und der hohen Lawinengefahr bereitet sich das Bundesheer auf etwaige Einsätze im Süden und Westen des Landes vor. Vorarlberg wurde bereits kürzlich ein Hubschrauber für eventuelle Flüge im Rahmen der Lawinensituation beigestellt. Zusätzlich wird für Vorarlberg ein Lawineneinsatzzug des Jägerbataillons 23 bereitgehalten.
In Tirol hält das Militärkommando engen Kontakt mit der Lawineneinsatzzentrale, um die drei Lawineneinsatzzüge aus St. Johann, Landegg und Lienz auf Anforderung rechtzeitig einsetzen zu können. Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) machte sich am Mittwoch bei der 6. Jägerbrigade in Tirol ein Bild der Lage.
In Kärnten wurden zwei Lawineneinsatzzüge in Spittal und Klagenfurt gebildet. Parallel hierzu läuft bereits eine Assistenzleistung des Bundesheeres zur Wildfütterung im Bezirk Hermagor. Die Tiere konnten hier nur durch den Einsatz von Hubschraubern versorgt werden.
Die Zufahrten zu den Skiorten hatten am späten Dienstagnachmittag wegen Lawinengefahr gesperrt werden müssen. Somit waren über Nacht in Lech, Zürs und Stuben rund 15.500 Personen - Einheimische und rund 10.000 Gäste - eingeschneit. Unter den Gästen in Lech befindet sich derzeit auch die holländische Königsfamilie, die einen zweiwöchigen Skiurlaub am Arlberg verbringt.
Frau nach Lawinenabgang gestorben
Eine 53-jährige Frau, die am Sonntagnachmittag im Bereich Fraxern (Bezirk Feldkirch) von einer Lawine verschüttet wurde, ist am Mittwoch im Landeskrankenhaus in der Bezirkshauptstadt ihren schweren Verletzungen erlegen. Die Frau aus Feldkirch hatte erst nach einer knappen halben Stunde in eineinhalb Metern Tiefe per Lawinensuchgerät geortet werden können.
Pfändertunnel wieder frei - 14 km Stau
Die Sperre des Pfändertunnels in Fahrtrichtung Deutschland konnte früher als erwartet aufgehoben werden. Bereits am Dienstagabend um 20.35 Uhr setzte sich der 14 Kilometer lange Lkw-Zug in Bewegung, der bereits Stunden vor dem Tunnel ausgeharrt hatte. Allerdings ereignete sich etwa eine halbe Stunde später im einröhrigen Tunnel ein Auffahrunfall zwischen zwei Lkw, bei dem ein Chauffeur schwer verletzt wurde. Nach der Bergung des Mannes und des demolierten Schwerfahrzeugs konnte der Tunnel gegen 23.30 Uhr endgültig freigegeben werden. Schon zuvor waren Lkw durch Bregenz nach Deutschland umgeleitet worden.
Lawinengefahr!
Die Lawinensituation in den Tiroler Tourengebieten wurde von den Experten als "heikel" bezeichnet, die Gefahr sei verbreitet erheblich, gebietsweise (in den besonders neuschneereichen Regionen) auch als groß einzustufen. Gefahrenstellen lagen in steilen Hängen aller Hangrichtungen oberhalb von etwa 1.600 Metern. Lawinen könnten schon bei geringer Zusatzbelastung ausgelöst werden, es reiche dazu schon das Gewicht eines einzelnen Wintersportlers. Die Möglichkeiten für Skitouren und Variantenfahrten seien eingeschränkt, abseits der gesicherten Pisten sei Erfahrung in der Beurteilung der Lawinensituation nötig.
Zudem sei am Mittwoch auch vermehrt mit Selbstauslösungen mittlerer, teilweise auch großer Lawinen zu rechnen. Diese könnten exponierte Verkehrswege und Hüttenzustiege gefährden. Die eisige Polarluft und der klare Nachthimmel sorgten am Mittwoch für einen sehr kalten Morgen und Vormittag im Gebirge. Durch die Kälte sollte die kritische Lawinensituation erhalten bleiben. Die Lawinengefahr werde nur langsam zurückgehen, hieß es von den Experten.
Zugsverbindung gesperrt
Die Arlbergbahn-Strecke ist am Dienstagabend wegen Lawinengefahr gesperrt worden. Die Schienenverbindung zwischen Vorarlberg und Tirol ist damit bis auf weiteres unterbrochen. Für die Fernverkehrszüge wurde zwischen Bludenz in Vorarlberg und Landeck in Tirol ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Am Mittwochvormittag werden die Lawinenexperten die Situation neu bewerten.
Straßensperren in Salzburg
Lawinengefahr, Straßensperren und Verkehrsbehinderungen sind die Folge der zum Teil ergiebigen Schneefälle im Bundesland Salzburg. Die Lawinengefahr ist in den Nordalpen, den Pinzgauer Grasbergen und entlang der Tauern groß (Stufe 4), in den Lungauer Nockbergen erheblich (Stufe 3). Für Tourengeher bleibt die Situation weiterhin kritisch, da durch Selbstauslösungen Gefahr auch aus nicht einsehbaren Bereichen drohen kann, so der Lawinenwarndienst des Amtes der Landesregierung am Mittwoch.
Seit Dienstag hat es im gesamten Bergland Salzburgs ergiebigen Neuschneezuwachs gegeben; die größten Mengen sind von den Kitzbüheler Alpen über den Hochkönig bis zum Tennengebirge bzw. in die Salzkammergutberge gefallen - je nach Höhenlage zwischen 35 bis 70 Zentimeter Neuschnee. Entlang der Tauern waren es etwa zwischen 20 und 40 Zentimeter, wobei die Niederen Tauern mehr abbekommen haben. Die Nockberge verzeichneten rund 20 Zentimeter Neuschnee. Außerdem hat der Wind stürmisch aufgefrischt und den Neuschnee bis in den lichten Hochwald umfangreich verfrachtet.
Gesperrt wegen Lawinengefahr sind die B165 (Gerlos-Straße) und B99 (Katschberg-Straße) zwischen Tweng und Obertauern. Die B159 (Salzachtal-Straße) war Mittwoch früh bei der Ortseinfahrt von Golling in beiden Richtungen wegen hängengebliebener Lkw gesperrt. Kettenpflicht gibt es zahlreichen höhergelegenen Straßen.
Lawinengefahr auch in OÖ
In Oberösterreich hat der starke Schneefall vor allem im Süden und im Mühlviertel zu Behinderungen, Staus und Straßensperren geführt. Die Straßenmeistereien waren im Dauereinsatz. Der ÖAMTC meldete starke Behinderungen im Seengebiet. Auf der Westautobahn blieben zahlreiche Fahrzeuge liegen. Im Bezirk Vöcklabruck stürzte auf der B1 ein Lkw um und legte den Verkehr lahm. Die Hallstätter Landesstraße ist bei Bad Goisern Richtung Bad Aussee wegen Lawinengefahr gesperrt, auch die B 120 zwischen Inzersdorf und Pettenbach ist für Lkw über 3,5 Tonnen gesperrt und nur mit Winterausrüstung befahrbar.
Schneebretter in NÖ
Auch in Niederösterreich ist die Lage gespannt, insbesondere für die Ybbstaler Alpen. Im Rax-Schneeberggebiet herrschte erhebliche, im Wechselgebiet mäßige Lawinengefahr. "Selbstauslösungen von mittleren Lockerschneelawinen und von mittleren Schneebrettern" aus kammnahen Lagen sowie aus steilen Fels- und Schrofengelände seien zu erwarten.
Foto: (c) APA
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Durch den intensiven Schneefall sowie Lawinengefahr gab es Mittwoch zahlreiche Straßensperren.
Tirol
B176 Kössen zw. Klobenstein und Schleching in Bayern
B177 Grenzübergang Scharnitz
B188 zw. Mathon und Galtür aufgehoben
B197 Langen und St. Christoph
B198 Bach und Stockach
L229 zwischen Kasern und Glinzens
L238 zwischen Umhausen und Niederthai
L2 St. Ulrich und Waidring
L21 Berwang-Namloser Landesstraße: Stanzach und Namlos
L68 Stanzertal Landesstraße: zwischen Schnann und Pettneu
L237 Kühtai-Landesstraße: Kreuzung Ochsengarten und Kühtai
L266 Bschlaber Lstr. zwischen Elmen und Bschlabs
L268 Kaiserer Landesstr. zwischen Kaisers und Steeg
L264 Hornbacher Straße zwischen Vorderhornbach und Hinterhornbach
L225 Gnadenwalder Strßae: zw. Wisenhof und Martins Stube
L 232 Ranalter Straße: zw. Ranalt und Stubaier Gletscher
Vorarlberg
B197 Langen - und St. Christoph
L28 Bizauer Landesstraße: zwischen Schnepfau und Bizau
Salzburg:
L107 Wiestalstraße: zw. Faistenau und Ebenau
Kurzfristig gesperrt wegen Lawinensprengung:
A10 bei Flachauwinkel (bereits wieder aufgehoben)
P1 Felbertauern
Niederösterreich:
B20 Mariazeller Str. zwischen Annaberg und Freiland
L4056 zwischen Schwarzau und Ochsattel: Sperre wegen
Schneeverwehungen
L6167: zwischen Lackenhof und Lunz am See
L6174 zwischen Lunz am See und Lackenhof
Oberösterreich teilweise auch Stmk (Landesgrenze)
Hengstpass: L715 zwischen Unterlaussa und Rosenau
L547 Hallstättersee-Landesstraße: zw. Gosaumühle und LGR OÖ/Stmk