Bezirk Güssing
Burgenländer hortete Totenköpfe
16.07.2013
Der 47-Jährige wurde wegen Störung der Totenruhe angezeigt.
Die Polizei hat nach einer anonymen Anzeige im Haus eines 47-jährigen Südburgenländers 56 Totenköpfe und 55 Knochen aus einer Grabstätte der Pfarrkirche in Maria Weinberg (Bezirk Güssing) entdeckt. Er soll sie die Gebeine dort gehortet und ausgestellt haben. Der Mann gab gegenüber der burgenländischen Wochenzeitung "BVZ" an, dass er diese nur "vor dem Verfall" retten wollte. Die Polizei teilte am Dienstagnachmittag jedoch mit, dass der 47-Jährige einen Auftrag für die Beschaffung der Gebeine vorgetäuscht habe.
Der Beschuldigte dürfte laut Landespolizeidirektion Burgenland eine Vorliebe für Totenköpfe und menschliche Gebeine haben. Man gehe davon aus, dass er vermutlich durch Gespräche mit Gemeindebürgern bzw. bei einer Kirchenbesichtigung darüber informiert wurde, dass sich in einer Kapelle neben der Kirche ein unterirdischer Karner (Gebeinhaus, Anm.) befinde.
Vor etwa vier Wochen soll der 47-Jährige den Mesner kontaktiert und getäuscht haben: Er soll erzählt haben, dass er in offizieller Mission unterwegs sei und Gebeine für ein Museum in Oberwart benötige. Daraufhin habe der Mesner im guten Glauben die Räumung des Karners bzw. den Abtransport der Totenköpfe und Oberschenkelknochen genehmigt. Der Südburgenländer stieg später durch ein Loch in die Grabstätte, räumte den seit dem 17. Jahrhundert bestehenden Karner bis auf wenige bereits beschädigte Stücke aus und brachte die Relikte in seine Wohnung.
Anzeige
Der wegen Störung der Totenruhe angezeigte Mann aus dem Bezirk Oberwart meinte gegenüber der Wochenzeitung "BVZ": „Vor drei Jahren habe ich mich freiwillig bereit erklärt, den Karner (Gebeinhaus, Anm.) zu säubern. Vor Kurzem habe ich durch Zufall erfahren, dass der Mesner, mit dem ich dort immer gearbeitet habe, Ende dieses Jahres aufhört. Und dann wollte ich retten, was noch zu retten ist.“ Laut Exekutive stimmt diese Version nun allerdings nicht.
Auf die Schliche sei man dem 47-Jährigen im Zuge umfangreicher Ermittlungen gekommen, so Polizeisprecher Wolfgang Bachkönig zur APA. Nachdem der Beschuldigte auf einem Flohmarkt in Kemeten (Bezirk Oberwart) drei Totenköpfe und zwei Oberschenkelknochen zum Verkauf angeboten haben soll, wurde er anonym angezeigt. Der "Sammler" selbst meinte in dem Bericht jedoch, er habe die Totenschädel im Rahmen des Flohmarktes ausgestellt, "um Werbung für mein Privatmuseum zu machen“.
Nach der Anzeige statteten ihm Polizisten einen Besuch ab und fanden bei einer freiwilligen Nachschau die Gebeine. Die Köpfe und Knochen wurden sichergestellt und sollen wieder zurückgebracht werden.
Er ist sich keine Schuld bewusst
Der 47-Jährige hat nach eigenen Angaben bereits mehrmals im Landesmuseum angefragt, um einen Termin zur Besichtigung seines "Privatmuseums" zu vereinbaren und ist überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Er geht davon aus, dass alles "in museale Hände" kommt.