Das Familienoberhaupt der Esterházys: 'Umgang in dieser Familie mit 88-jähriger Mutter ist schockierend!'
Im Interview für die Sonntagsausgabe der Tageszeitung ÖSTERREICH geht Paul-Anton Esterházy, das Oberhaupt der bis ins 13. Jahrhundert zurückreichenden Adelsfamilie, mit Stefan Ottrubay, Chef der Esterházy-Stiftung, hart ins Gericht: "Der Umgang mit der 88jährigen Mutter in dieser Familie ist schockierend. Können denn die Geschwister Ottrubay nicht zum Handy greifen und sich gegenseitig über die angeblich gewünschten gemeinsamen Reisen mit der betagten Mutter informieren? Scheinbar nicht. Stattdessen muss man sie auf offener Straße ohne Gepäck ins Auto verfrachten und dann 100 Polizisten in die Eiseskälte schicken, die auch noch eine internationale Alarmfahndung administrieren müssen. So etwas und sonstige Umgangsformen, die wir von Herrn Ottrubay erlebt haben, haben eben nichts mit unseren Werten zu tun."
Und: "Es gibt viele Gründe, sich von Herrn Ottrubay zu distanzieren und keinen, das nicht zu tun."
In seiner Stellungnahme hatte Esterházy von "sehr unüblichen Maßnahmen" gesprochen, mit dem ihm von Ottrubay verwehrt wurde, Kontakt zu seiner 2014 verstorbenen Tante Melinda aufzunehmen. Andere Familienmitglieder haben sogar davon gesprochen, Melinda Esterházy sei regelrecht weggesperrt worden. Dazu Paul-Anton Esterházy: "Ich finde es mehr als unüblich, dass ich Tante Melinda z.B. nicht einmal ein Geschenk zum 90er überreichen durfte. Über Weisung Ottrubays wurde ich nicht vorgelassen, nach dem vergeblichen Besuch hat er mich noch wissen lassen, dass es eine Nettigkeit von ihm gewesen wäre, nicht die Polizei geholt zu haben. Aber das war nur ein Highlight der kompletten und rigorosen Zugangssperre."
Ob es je zu einer Versöhnung mit Ottrubay kommen könnte? Esterházy: "Das müssen Sie ihn fragen. Zuletzt haben wir uns vor dem Landesgericht in Wien gesehen. Nach einem Vergleich hat er mir und meinem Anwalt den Handschlag verweigert. So etwas haben wir beide noch nie erlebt."
Seine Aufgabe als Familienoberhaupt sehe er darin, seiner Familie wieder die Oberhoheit über ihr Vermögen und ihren Besitz zu verschaffen. Esterházy: "Das ist meine Verantwortung. Dabei erwarte ich mir kein Geld – das wird man immer alles reinvestieren müssen. Vor allem jetzt. Ich möchte aber unbedingt wieder für die alte, positive Esterházy´sche Unternehmenskultur sorgen."
Sein Ziel sei es allerdings nicht, ins Schloss Esterházy in Eisenstadt zurückzuziehen: "Das Schloss ist ein herausragendes Kulturdenkmal mit identitätsstiftendem Charakter für die Region. Es muss unbedingt weiterhin ein Platz des öffentlichen Lebens und der Kultur bleiben. Mir gefällt mein Leben in meiner Mietwohnung in Wien. So etwas finde ich auch im Burgenland."
Einen positiven Aspekt sieht Paul-Anton Esterházy an der ganzen Affäre: "Spätestens nach den jüngsten Ottrubay-Episoden können alle im Land die beiden Familien endlich auseinanderhalten."