Eine 66-jährige Frau hat in St. Andrä am Zicksee (Bezirk Neusiedl am See) monatelang neben der Leiche ihres Lebensgefährten gelebt.
Polizisten fanden am Dienstagnachmittag den bereits stark verwesten Leichnam des Mannes in einem Zimmer des Hauses. Auf den Todesfall aufmerksam geworden waren die Beamten nach einem anonymen Anruf, den ein Mediziner in Frauenkirchen erhalten hatte.
Amtsarzt abgewimmelt
Der frühere Gemeindearzt verständigte
daraufhin seinen Kollegen in St. Andrä, so Bürgermeister Erich Goldenitsch
am Mittwoch. Als der Arzt die Leichenbeschau durchführen wollte, sei er von
der Lebensgefährtin des Mannes jedoch abgewimmelt worden. "Da ist niemand
gestorben", ihr Mann sei in Deutschland, ließ die Frau den Mediziner wissen.
Der Ortschef, dem die ganze Angelegenheit "etwas suspekt" vorkam, benachrichtige den Amtsleiter, der die Polizei verständigte. Beim Betreten des Wochenendhauses drang den Beamten bereits starker Verwesungsgeruch entgegen. Im größeren von zwei durch einen schmalen Gang verbundenen Räumen fanden sie schließlich den Toten, der in Decken eingewickelt war.
Verstorbener galt als wohlhabend
Der 85-jährige, kinderlose Mann
hatte einen Wohnsitz in Wien, wo ihm eine Wohnung gehörte. Den
Geschäftsleuten sei er vom Einkaufen in der Gemeinde bekannt gewesen. Er
galt als eher wohlhabend und habe einmal angekündigt, er wolle sein Vermögen
einem Tierheim vererben.
Herkunft der Lebensgefährtin ungeklärt
Woher seine
Lebensgefährtin stamme, müsse man erst eruieren, da sie nicht in St. Andrä
gemeldet sei, so der Bürgermeister. Der Verstorbene war verheiratet und
lebte von seiner Frau getrennt. Seine Frau habe sich seit etwa eineinhalb
Jahren um Kontakt zu ihm bemüht, sie habe ihn jedoch nicht persönlich
erreichen können.
Wo die Lebensgefährtin des 85-Jährigen geschlafen hat, wisse man noch nicht. Im Haus sei Gewand gestapelt gewesen, auch viele teils bereits abgelaufene Lebensmitteldosen wurden dort gelagert. Die Wochenendsiedlung liege etwa zwei Kilometer außerhalb des Ortes, so Goldenitsch. Im Winter sei sie großteils unbewohnt. Viele der Hausbewohner würden um die Karwoche anreisen und die Siedlung etwa Mitte Oktober wieder verlassen.
Genaue Todesursache muss noch geklärt werden
Der Leichnam,
der sich laut Polizei seit März 2007 im Haus befunden haben dürfte, war noch
am Dienstag in der örtlichen Leichenhalle obduziert worden. Dabei wurden
keine äußerlichen Anzeichen einer Gewalteinwirkung festgestellt, so die
Sprecherin der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Alexandra Maruna. Das Ergebnis
eines toxikologischen Gutachtens stehe allerdings noch aus. Weitere
Erhebungen, etwa im Hinblick auf das Pensionskonto des Verstorbenen, würden
noch durchgeführt.