Vietnamesen-Bande betrieb Indoor-Anbau in großem Stil - verhaftet.
Details zu dem am vergangenen Freitag durchgeführten Schlag gegen eine vietnamesische Drogenbande haben die Ermittler am Dienstag in Eisenstadt bekannt gegeben: Die Bande hatte im Burgenland und in Niederösterreich drei riesige Indoorplantagen mit insgesamt 2.100 Cannabispflanzen betrieben. Die Plantagen wurden von eigenen Arbeitskräften betreut. Aus anderen europäischen Ländern sei dieses System bereits bekannt, in Österreich sei dies der erste derartige Fall, bei dem auch die Täter identifiziert wurden, hieß es bei einer Pressekonferenz im Landespolizeikommando Burgenland.
Bereits im August hatten die Ermittler Hinweise aus der Bevölkerung in Antau erhalten, dass "Chinesen" sich immer wieder in einem Objekt aufhielten, die Jalousien rund um die Uhr verdunkelt seien und komisches Licht nach außen leuchten würde, schilderte Werner Fasching von der Suchtmittelgruppe vom Landeskriminalamt (LKA) Burgenland. Die hätten nach einer "ganz simplen" Arbeitsweise gehandelt: "Sie mieten Lagerhallen, Häuser und leerstehende Objekte an, bauen diese immer weiter aus und betrieben riesengroß angelegte Indoorplantagen."
Die Haupttäter seien meist nur kurz in Österreich gewesen und hielten sich ansonsten im benachbarten Ausland - im konkreten Fall in Bratislava - auf. Dort wurden auch die "Hanfbauern" angeworben, die die Plantagen in Österreich betreuten. Dafür wurden ihnen 300 bis 500 Euro monatlich versprochen. Die Hanfbauern hätten zum Teil nicht einmal gewusst, dass sie in Österreich sind, so Schlaffer: "Sie durften das Haus nicht verlassen, sie wurden mit kalten Lebensmitteln versorgt und wurden per SMS oder per Handy angewiesen, wie sie zu düngen haben, wann das Licht zu bedienen ist."
Am vergangenen Freitag beobachteten Fahnder dann den Abtransport von 37 Kilogramm Cannabisblüten mit einem Endverkaufswert von rund 370.000 Euro und schlugen bei der Übernahme in Wien zu. Drei mutmaßliche Haupttäter wurden festgenommen. Dann nahmen die Fahnder die Plantagen in Antau und Marz (Bezirk Mattersburg) sowie in Neunkirchen - dort befand sie sich mitten in der Innenstadt - ins Visier und verhafteten vier der dort eingesetzten Hilfskräfte.
"Die Indoorplantagen waren höchst professionell ausgestattet, hatten perfekte Luftfilteranlagen, sodass von außen nicht wahrgenommen werden konnte, was sich da drinnen abspielt", berichtete Schlaffer. Dazu kamen ausgeklügelte Bewässerungs- und Beleuchtungssysteme.
Offenbar wegen der benötigten Räumlichkeiten wurden gezielt ehemalige Firmenobjekte - eine Tischlerei, eine Glaserei und Baufirma - angemietet. Ein Mietvertrag wurde im vergangenen Dezember, ein weiterer im April dieses Jahres abgeschlossen. In der Plantage in Neunkirchen dürften die Arbeiten bereits 2008 begonnen haben. Die festgenommenen Vietnamesen sind zwischen 25 und 40 Jahre alt, einer ist österreichischer Staatsbürger.
Auch ein weiteres mutmaßliches Drogendealertrio machten burgenländische Ermittler nach einem Hinweis ihrer ungarischen Kollegen dingfest: Einem 41-jährigen Ungarn, seiner in Wien lebenden Schwester und deren 47-jährigen Lebensgefährten wird der Handel mit Ecstasy-Tabletten, Kokain sowie Cannabisprodukten vorgeworfen. Der 47-Jährige hatte in Budapest auch einen Überfall auf einen Juwelier geplant. Die ungarische Polizei schlug jedoch vor dem Coup zu und nahm zwei Verdächtige fest.