PROZESS DER WOCHE

"Burgi" ausgeknockt - alles wegen einer einzigen Rose

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Ein Aufeinandertreffen mit so schweren Folgen für alle Beteiligten  - daran hat in diesem Moment am 14. Dezember um 6 Uhr in der Früh, als in der Disco die Lichter ausgingen und alle zu den Taxis strömten, niemand gedacht. Und dann war da noch diese Rose.

Wien. Viel wurde über den Fall (der Woche) schon geschrieben - auch beim Prozess gegen den Angreifer, einen 23-jährigen aus dem Umland von Wien, wurden wieder neue Details um diesen wenigen Momente vor der In-Disco Volksgarten beim Heldenplatz bekannt: Etwa, dass es eine "unerklärliche Kurzschlussreaktion" des Burschen mit gutem Background, der gerade die Matura macht, gewesen wäre, und der sich jetzt kaum noch außer Haus traut, weil er Rache-Aktionen von Rapid-Hooligans befürchtet. Ein Umstand, der auch bei bzw. vor der Verhandlung am Freitag im Grauen Haus neben dem eigentlichen Prozess ein Riesen-Thema war.

So wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, zusätzliche Polizeikräfte dafür abkommandiert, der Angeklagte schon in aller Früh geheim in den Saal gebracht, auch nach dem milden Richterspruch verließ er (immer an der Seite seines Vaters) den Saal quasi durch den Hinterausgang, das Gesicht mit Sonnenbrille, Mehr-Tages-Bart, schwarzer Kappe und Hoodie-Kapuze richtiggehend vermummt - nicht einmal die Generalien (Alter, Name, Beruf, Einkommen) wurden vor der Öffentlichkeit durchgenommen - so groß war die Befürchtung, dass irgendein Ultra den Namen des schließlich zu 16 Monaten bedingt Verurteilten erfahren und dann persönlich Rache üben könnte. 

Burgstaller prozess
© Fuhrich
× Burgstaller prozess

Am interessantesten bzw. geradezu haarsträubend ist, wie es überhaupt zu der Auseinandersetzung zwischen dem gebürtigen Kärntner, der bis Sommer 2024 die Kapitänsbinde trug, und dem Jungspund, der mit einer ganzen Clique unterwegs gewesen war, gekommen war. Anzumerken ist, dass keiner vor Ort mehr nüchtern war, "Burgi" hatte 1,68 Promille.

Wie ein Beteiligter und Freund des Angreifers gegenüber oe24 und dann im Zeugenstand schilderte, hatte Burgstallers Freundin vor der Disco den 23-Jährigen und seinen Kumpel um Feuer für eine Zigarette gebeten, während Burgstaller und ein Rapid-Mannschaftskollege mit einem Taxler um den Fuhrlohn für die Heimfahrt verhandelten. "Da kam dieser Rosenverkäufer vorbei, der alles verschenkte, was er in dieser Nacht nicht verkauft hatte. Mir gab er auch eine Rose, die ich ohne jeden Hintergedanken an die Frau, der wir gerade Feuer gegeben hatten, weiterreichte." Im nächsten Momente kam auch schon Burgstaller immer näher: "Was wollt ihr von ihr?"

burgstaller schläger 16 Monate
© zVg
× burgstaller schläger 16 Monate

Burgstaller: "Ich riech' nix, ich schmeck' nix"

Der 23-Jährige versetzte dem Kicker darauf mit der linken Faust einen Schlag ins Gesicht. Dass es sich beim Gegenüber um einen Stürmer des SK Rapid handelte, war dem "Boxer" angeblich nicht bewusst. Sein Vater ist allerdings Rapid-Fan, auch der Freund erkannte ihn - und wollte alle noch beruhigen. Erst schubst ihn der Widersacher. Dann versetzt er ihm einen Faustschlag. Mitten aufs Kinn. Burgstaller fiel rücklings um. 

"An den Vorfall selber kann ich mich fast nicht erinnern", erklärte das Opfer vor dem Richter. Er sei "im Krankenhaus aufgewacht". Körperlich-motorisch geht es ihm mittlerweile wieder besser. "Ich hab' andere Probleme. Ich riech' nix, ich schmeck' nix. Vom Auge hat sich die Netzhaut gelöst." Unversöhnlich dann das Ende des Prozesses. Der Angeklagte wollte sich nach der Befragung des Ballesterers bei dem Kicker entschuldigen. Das lehnte Burgstaller ebenso ab wie einen Handschlag, um den Verteidiger Ainedter namens seines Mandanten ersuchte. Jetzt geht es - am Zivilrechtsweg um Geld, um richtig viel Geld: Burgstaller will 80.000, Rapid 60.000 Euro Wiedergutmachung. Im Gerichtsaal hatte der 23-Jährige nur das vom Gerichtsmediziner errechnete Schmerzengeld (4.200 Euro) überreichen wollen.

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