ÖSTERREICH

Chaos um Schweinegrippe-Impfung

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Bei einer Massenimpfung gegen die Schweinegrippe drohen chaotische Verhältnisse: Wer wann geimpft werden soll, ist noch völlig offen.

Nie zuvor griff die Schweinegrippe so schnell um sich wie in dieser Woche: Weltweit explodierte die Zahl der bestätigten Fälle auf 130.000 Infektionen (selbst der Spiegel glaubt aber an hohe Dunkelziffern), allein in Österreich wurden bis Freitag bereits 97 Fälle gezählt (s. unten).

Und: Ein Höhepunkt der Pandemie ist noch nicht erreicht – die Weltgesundheitsorganisation rechnet schon bald mit zwei Milliarden (!) Infektionen.

50 Millionen Impfungen
Doch auf die weltweite Pandemie ist Österreich derzeit im Gegensatz zu anderen Staaten nur mangelhaft vorbereitet – gleich fünf Probleme machen die Schweinegrippe jetzt bei uns besonders gefährlich:

Keine Bestellung: Die österreichische Regierung hat den Grippe-Impfstoff immer noch nicht fix bestellt. Vorläufig wurde lediglich eine ‚Vorbestellung' über 16 Millionen Impfdosen abgegeben.

Klar ist: Die Länder mit fixen Bestellungen, wie beispielsweise Deutschland, bekommen den Impfstoff wohl zuerst ausgeliefert. Österreich wird dabei also durch die Finger schauen.

Prominenten-Bonus: Bei einer österreichweiten Impfaktion werden laut Pandemieplan bestimmte Gruppen der Bevölkerung bevorzugt: medizinisches Personal, Soldaten, Polizisten und Politiker werden zuerst geimpft. Argument: viel Kontakt mit anderen. Aber: Was ist mit den Taxifahrern oder der Supermarkt-Kassiererin? Sie werden bei den ersten Impf-Wellen nicht berücksichtigt, obwohl sie mit genauso vielen Menschen in Kontakt treten.

Chaos in Spitälern: Dass medizinisches Personal zu allererst geimpft werden soll, ist klar. Aber: Im Notfallplan ist nicht genau festgelegt, in welcher Reihenfolge diese Schutzimpfung erfolgen soll. „Eine österreichweite Impfung wäre sicher eine logistische Herausforderung. Auch ob beispielsweise Allgemeinmediziner früher als Pfleger geimpft werden sollen, muss erst noch geklärt werden“, sagt Michael Kunze, Sozialmediziner und Mitglied des Krisenstabes des Gesundheitsministeriums.

Datenschutz-Skandal: Auch Schwangere und chronisch Kranke sollen bei einer Massenimpfung bevorzugt werden. Wie das Gesundheitsministerium allerdings an die sensiblen Patientendaten (welcher Patient an welcher Krankheit leidet) kommen will, weiß bisher noch niemand. „Vorstellbar ist, dass diese Informationen von den Krankenkassen weitergegeben werden“, so Kunze. „Aus Datenschutzgründen wäre das sehr pro­blematisch“, erwidert Waltraut Kotschy, Geschäftsführerin der Datenschutzkommission. „Solche persönlichen Informationen dürfen nicht einfach weitergegeben werden.“

Unklar ist auch, welche chronischen Krankheiten als gefährlicher eingeschätzt werden als andere. Bei der letzten Gesundenbefragung 2007 gab mehr als ein Drittel (!) der Österreicher an, unter einer chronischen Krankheit zu leiden ...

Ministerium: „Wir sind sehr gut vorbereitet“
Das Gesundheitsministerium streitet die Probleme derzeit ab: „Wir sind sehr gut vorbereitet, der Pandemie-Plan wird strikt befolgt. Konkrete Vorbereitungen zu einer österreichweiten Behandlung mit Tamiflu oder einer landesweiten Impfung gibt es derzeit keine“, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ).

Schon 100 infizierte Österreicher
Der Anstieg der Krankheitsfälle ist alarmierend – täglich werden mehr Menschen direkt vom Urlaubsflieger in die Quarantänestationen der Spitäler gebracht.

Die letzte Zählung des Gesundheitsministeriums am Freitag ergab: 97 Österreicher sind an der Schweinegrippe erkrankt. Doch die Ausbreitung nimmt an Dynamik zu – seit Samstag gibt es fix mehr als 100 Erkrankte.

In der vergangenen Woche hielten besonders die Fälle von drei jungen Kärntnern das Land in Atem (siehe Foto). Sie holten sich die Krankheit an den beliebten Urlaubsstränden Mallorcas.

Alleine Freitag gab es 16 neu registrierte Infizierte, davon in Salzburg vier neue Fälle, dazu gibt es mehrere Verdachtsfälle, wo noch Tests ausstehen.

Das Erstaunliche an der Neuen Grippe auch in Österreich: Die Krankheit befiel bislang fast ausschließlich Junge und vor allem Männer.

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