Am 1. Mai 2006 stürzte ein Rettungshubschrauber beim Landeanflug auf das Salzburger Unfallkrankenhaus ab.
Der 34-jährige Pilot Martin Nussdorfer überlebte mit schwersten Verletzungen. Bereits einen Monat danach hegte der Oberösterreicher die Hoffnung, bald wieder in der Pilotenkanzel zu sitzen. Vier Tage vor dem Heiligen Abend erfüllte sich sein sehnlichster Wunsch. Nussdorfer fuhr am Mittwoch in der Früh zur Austro Control nach Wien und holte sich um 9.20 Uhr seine Berufshubschrauber-Lizenz ab.
Überglücklich
"Die Lizenz ist das schönste
Weihnachtsgeschenk. Ab heute darf ich wieder fliegen. Es ist ein befreiendes
Gefühl des Sieges", freute sich der erfahrene ÖAMTC-Pilot aus Weißkirchen an
der Traun im APA-Gespräch. Ab 2. Jänner beginnt die so genannte
Einfliegungsphase. Mit einem Lehrer fliegt er das gesamte Einsatzspektrum
ab. Nach einem "Check"-Flug begleitet ihn noch ein zweiter Pilot auf seinen
Rettungsflügen, dann, Anfang Februar, ist der Oberösterreicher im regulären
Einsatzbetrieb wieder auf sich allein gestellt.
Glücklich hält jetzt der 34-Jährige den gewerblichen Hubschrauberführerschein in Händen. Für dieses Ziel kämpfte er monatelang mit Konsequenz und Willensstärke. Selbst der flugmedizinische Sachverständige war beim Durchlesen seiner Befunde beeindruckt, welcher Kampfgeist dahinter stecken musste. Das Gutachten des Radiologen fiel wie das des Flugpsychologen positiv aus.
Vier Wochen Intensivstation
Der Weg zur Erlangung der
Flugtauglichkeit war mühevoll. Acht Wochen lag der Pilot im Krankenhaus,
davon vier Wochen auf der Intensivastation. Weitere acht Wochen verbrachte
er im Rehabilitations-Zentrum in Bad Häring in Tirol. Nach seiner Entlassung
am 25. August benötigte er keine Physiotherapie mehr. "Mit Eigeninitiative
und Überzeugungskraft" konnte er die Genesung vorantreiben. Auch psychisch
war er schnell wieder auf der Höhe. "Ich bin von Anfang an bestens betreut
worden."
Acht Operationen
Dass er so rasch wieder fit war, hielt am Tag
des Unglücks keiner für möglich. Nach dem Aufprall des "Christophorus 6" aus
20 Metern Höhe auf einen Spielplatz war Nussdorfers rechter Unterschenkel
zertrümmert. In das rechte Auge hatte sich ein scharfer Gegenstand gebohrt.
Die Ärzte konnten sein Bein und das Augenlicht retten. Insgesamt acht
Operationen musste er über sich ergehen lassen. Jetzt trägt er eine
Kontaktlinse, damit ist die Sehleistung zu 100 Prozent wiederhergestellt.
Sein Dank gilt den behandelnden Ärzten, sein größter Wunsch dem Fliegen. "Um
weiterhin das Leben von Menschen retten zu können."
Meisterhafte Notlandung
Noch während des Absturzes dachte der
Pilot an das Leben der vier Insassen. In den paar Sekunden, die ihm noch
blieben, versuchte er den außer Kontrolle geratenden Eurocopter 135 so
gegenzusteuern, dass er nicht an das Krankenhausgebäude prallte. "Da
verringern sich die Überlebenschancen." Die Meisterleistung einer
"kontrollierten Notlandung" gelang. Die Notärztin Eva F., der Flugretter
Josef K. und der Notfallsanitäter Gerhard T. kamen mit leichten Verletzungen
davon. Der Patient Erwin H., ein schwer verletzter Motorradfahrer, überstand
den Crash ohne weitere Verletzungen.
Technischer Defekt
Weiterhin ungeklärt ist die Unfallursache.
"Ich bin mir sicher, es war ein technischer Defekt", betonte Nussdorfer.
Kurz vor der Landung habe es Probleme mit dem Drehmomentausgleich durch den
Heckrotor gegeben. Der Hubschrauber schmierte nach rechts ab.
Gerichtsakt noch nicht geschlossen
Die Untersuchungen der
Flugunfallkommission sind noch nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft
Salzburg, die gegen den Piloten wegen des Verdachts der fahrlässigen
Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen ermittelt,
beauftragte einen gerichtlich beeideten Sachverständigen. Das Gutachten ist
noch nicht fertig. Nussdorfer ist überzeugt, dass sich der Verdacht gegen
ihn entkräften wird.