72 Prozent gläubig
Das Comeback von Gott
23.12.2007
Die größte internationale Religionsstudie, der Religionsmonitor 2008, bringt überraschende Ergebnisse für Österreich.
Zu Weihnachten sind die Kirchen bis auf den letzten Platz gefüllt. Doch wie sieht es mit der Religiosität der Österreicher abseits der christlichen Feste aus? Der Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung – die größte internationale Religionsuntersuchung – bringt nun rechtzeitig zum Weihnachtsfest 2007 ein überraschendes Ergebnis: Der Glaube ist hierzulande weiter verbreitet als bisher angenommen. Ganze 72 Prozent der Befragten stufen sich als religiös ein. Ein Fünftel hält sich sogar für hochreligiös. Und: Die Religion nimmt für sie in vielen Lebensbereichen eine zentrale Bedeutung ein.
Comeback Gottes
„Es gibt Leute, die sprechen sogar von
Renaissance der Religion. Wir sagen, es gibt eine spirituelle Dynamik in
säkularen Kulturen“, erklärt der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner, der
im Forschungsteam der Bertelsmann-Stiftung mitgewirkt hat. Die renommierte
deutsche Welt am Sonntag sprach aufgrund der ähnlichen Ergebnisse für
Deutschland sogar von einem „Comeback Gottes“. Einschätzungen wie diese
bestätigen auch die Detail-Ergebnisse der Studie.
- Für 56 Prozent der Österreicher ist das persönliche Gebet wichtig.
- 57 Prozent orientieren sich an den zehn Geboten.
- 35 Prozent nehmen mehrmals pro Jahr an einem Gottesdienst teil.
Selbst unter den Nichtreligiösen geben 49 Prozent an, dass die Religion Auswirkungen auf die Kindererziehung hat. Das heißt: Sogar wer selbst nichts mit der Kirche am Hut hat, lässt seine Kinder taufen, am Religionsunterricht teilnehmen und bringt ihnen die christlichen Traditionen näher.
Kluft entsteht
Auch bei den unter 30-Jährigen sind religiöse
Werte wichtiger als angenommen. Nur 14 Prozent glauben gar nicht an Gott.
Allerdings ist der Anteil der Hochreligiösen bei ihnen um vieles geringer
als in den anderen Altersgruppen. Nur fünf Prozent bekennen sich dazu. 39
Prozent geben hingegen an, nicht religiös zu sein. Experten gehen davon aus,
dass die Kluft zwischen Atheisten und Gläubigen damit tiefer wird. „Die
Daten lassen vermuten, dass der Anteil der Atheisierenden in den nächsten
Jahren zunehmen wird“, so Zulehner.
Im internationalen Vergleich findet sich Österreich trotz der überraschenden Ergebnisse nur im hinteren Mittelfeld. An der Spitze liegt Nigeria, wo sich 92 Prozent für hochreligiös halten. Den höchsten Wert eines westlichen Landes erzielen die USA. Im Land der Fernsehprediger und der freiwilligen Enthaltsamkeit spielt die Religiosität in vielen Lebensbereichen eine zentrale Rolle. Am wenigsten religiös sind die Menschen in Russland, wo der Kommunismus seine Spuren hinterlassen hat.