Mit Christoph Feurstein kehrte Kampusch in Priklopils Haus zurück und verriet Zukunftspläne.
Es war die spektakulärste Flucht in der Kriminalgeschichte: Vor zehn Jahren, am 23. August 2006, flüchtete die damals 18-jährige Natascha Kampusch vor ihrem Peiniger Wolfgang Priklopil. Der hatte sie mehr als acht Jahre in einem Kellerverlies in seinem Haus in Strasshof (NÖ) festgehalten.
Am Montag kehrte Kampusch mit ORF-Mann Christoph Feurstein in Priklopils Haus zurück – und erzählte in Thema über ihr neues Leben.
Kampusch über Priklopil: "Er hat Hitler bewundert"
Erinnerung
Alle zwei Monate sei sie heute noch in Strasshof, so Kampusch: „Immer wenn irgendetwas zu tun ist“, Reparaturen am Dach oder im Garten etwa. Eigentlich wollte sie das Haus für Flüchtlinge öffnen, doch der Plan scheiterte an den Nachbarn.
Über ihren Entführer sagt sie: „Er hat Adolf Hitler bewundert und wollte, dass es mir so geht wie den Nazi-Opfern.“ Auch die ersten Jahre in Freiheit hätten sich angefühlt wie ein Gefängnis: „Ich bin zurückgekehrt in ein Gefängnis der Verurteilungen.“
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10 Jahre danach: Freunde, Zukunftspläne & ein Buch
Träume
Doch es gibt auch Positives zu berichten. Kampusch sei jetzt bereit, ihr „Leben selbst in die Hand zu nehmen“. Die 28-Jährige will die Matura nachholen, nimmt Gesangs- und Reitstunden, designt Schmuck für ihre neuen Freunde. Zum Jahrestag ihrer Flucht veröffentlicht sie ihr zweites Buch 10 Jahre Freiheit: „Ich will meine Geschichte selbst erzählen.“
Den Mann fürs Leben habe sie noch nicht gefunden, eine Beziehung sei aber nicht ausgeschlossen: „Ich denke, ich bin schon ein Mensch, der beziehungsfähig ist.“
"Will mein Leben selbst in die Hand nehmen"
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Kampusch in Thema über ihren Peiniger Priklopil: Er hat Adolf Hitler bewundert und wollte, dass es mir so geht wie den Nazi-Opfern. Er hat versucht, mir so wenig Kleidungsstücke wie möglich zu geben, um zu zeigen, dass er der Herr ist und ich nur Sklave. Er hat mir wenig zu essen gegeben, hat mich gedemütigt, schwere Arbeiten verrichten lassen und mir eine Glatze geschoren.
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Natascha Kampusch über ihre Freiheit und Vorurteile: So richtig frei gefühlt habe ich mich in den letzten zehn Jahren nur in ganz wenigen Momenten. Es war auch ein Gefängnis, in das ich zurückgekehrt bin. Ein Gefängnis der Urteile und Verurteilungen. Die Menschen dachten, dass ich ein Kind bekommen und es umgebracht hätte. Alte Damen haben mich als Lügnerin, Luder oder Schlampe bezichtigt.
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Natascha Kampusch über ihre Zukunftswünsche: Jetzt beginnt die Phase, wo ich versuche, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dieses Noch-mehr-zu-sich-selbst-Stehen möchte ich noch erweitern. Dass ich sage: „Ok, ich darf da sein, ich darf leben, ich darf mich entfalten.“