Schlitzer zurück am Tatort. Motiv war verschmähte Liebe.
Schwer bewacht kehrte der 48-Jährige in jenes Laufhaus in Graz zurück, in dem er am 20. November die Prostituierte beinahe ermordet hatte. „Er musste seinen Angriff auf die Frau an einer Puppe zeigen“, so ein Ermittler, „Dabei bestätigte sich auch, was das Motiv für den Blutrausch des ansonsten ruhigen Mannes war.“
„Mia“ wies seine Liebesschwüre zurück
Friedrich O. wurde aus verschmähter Liebe zum Amokläufer. Der mäßig gepflegte Schnauzbartträger hatte sich als Freier in das Callgirl verschossen. Am Abend des Blutbades gestand er der 29-jährigen Bulgarin seine Zuneigung und eröffnete ihr seine Pläne für ein späteres gemeinsames Leben. Rotlicht-Profi „Mia“ nahm die Liebesschwüre nicht ernst – beinahe ihr Todesurteil. Friedrich O. explodierte ob der Zurückweisung, schnappte sich ein Stromkabel und versuchte, die zierliche Frau zu erdrosseln. Als das nicht klappte, zückte der Ripper ein scharfes Stanley-Messer und schnitt ihr tief in den Hals. „Die Wunde ging bis zur Wirbelsäule“, stellten später Ärzte fest.
Sein Wesen schlägt unvermittelt um
„Der Mann ist brandgefährlich. Bei psychischer Belastung schlägt er blitzschnell um“, sind sich Fahnder einig, die den Waldmenschen eingehend befragt haben. In der einen Sekunde noch verliebt säuselnd, in der nächsten ultrabrutal attackierend – so skizzieren sie die Psyche des Mannes, der bei Zurückweisungen rotsieht. Das hat er nicht nur bei Callgirl „Mia“ bewiesen, sondern bereits zwölf Jahre zuvor. Damals wollte sich seine Freundin Claudia B. von dem Sonderling trennen. Mit furchtbaren Folgen: Friedrich O., für den die Unschuldsvermutung gilt, zeigte zum ersten Mal, wie er auf Zurückweisungen reagiert. Er fesselte die vierfache Mutter, vergewaltigte sie vor ihrer kleinen Tochter und entführte sie anschließend. Erst nach einem dreitägigen Martyrium wurde die Frau befreit. „In ähnlichen Situationen könnte er wieder so reagieren“, befürchten Polizisten.
Daher wird jetzt auf Anweisung der Staatsanwaltschaft Graz ein Gutachten über den Geisteszustand des Häftlings erstellt. Im Frühjahr soll dann der Prozess wegen des versuchten Mordes an „Mia“ über die Bühne gehen. „Ist der Mann unzurechnungsfähig, wird er in eine Anstalt eingewiesen“, so Staatsanwalt Hans-Jörg Bacher.
Mord an Landwirtin: Warten auf DNA-Tests
War er’s oder war er’s nicht? Nach dem Mord an der 71-jährigen Maria Piribauer in Kirchberg am Wechsel wartet die gesamte Region nervös auf die Ergebnisse des DNA-Tests. Erst wenn die Untersuchungen von Spuren am Tatort und auf der Kleidung des Verdächtigen Friedrich O. (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) fertig analysiert sind, kann seine Täterschaft bewiesen – oder ausgeschlossen werden.
Mordermittler Leopold Etz: „Bis zu einem endgültigen Ergebnis können zwei Wochen vergehen. Jetzt heißt es, sich in Geduld zu üben.“ Die Bevölkerung in der Buckligen Welt zittert dem Testbericht entgegen: „Wenn es der Waldmensch nicht war, läuft bei uns noch immer ein gefährlicher Mörder herum“, so der einhellige Tenor.