Kaufmann Ernst H.
Der einzige Angeklagte im Fall Natascha
16.03.2010
Jetzt gibt es doch noch einen Angeklagten im Entführungsfall Kampusch: Ernst H. soll den Kidnapper auf der Flucht „begünstigt“ haben.
Die Unterwelt kennt die goldene Regel bei jedem Polizeiverhör: „Sagst Du ja, bleibst Du da, sagst Du nein, gehst Du heim.“ Der 45-jährige Kaufmann Ernst H., einst Vertrauter und Geschäftspartner von Kampusch-Entführer Wolfgang Priklopil, versuchte es mit einem Jein – und fuhr ein.
Am 23. August 2006, dem Tag von Nataschas Flucht, hatte ihn Priklopil um ein Treffen gebeten. Danach ließ sich der Kidnapper von einem Zug überrollen.
„Er war im Retourgang schneller als die Funkstreife vorwärts.“
Ernst H. über Priklopils Rage
Wahrheit.
Über die letzte Aussprache lieferte Ernst
H. der Polizei zwei Versionen: Weil er „nicht in den Fall hineingezogen
werden wollte“, erzählte der Wiener. Priklopil habe nur sein Herz
ausschütten wollen, weil er betrunken in ein Planquadrat geraten sei und um
seinen Führerschein bange. Drei Jahre sagte Ernst H. der Soko-Natascha, die
den Akt noch einmal aufrollte, die Wahrheit: Priklopil hat ihm beim Treffen
sein Verbrechen gestanden und eine Lebensbeichte abgelegt. Dann stieg er aus
dem Auto, um Selbstmord zu begehen.
Wahnsinn.
Das Eingeständnis hat Folgen, denn Staatsanwalt
Hans-Peter Kronawetter hat jetzt gegen Ernst H. einen Strafantrag wegen
„Begünstigung“ eingebracht. Weil er den Entführer „der Strafverfolgung
entzogen“ habe, drohen Ernst H. bis zu zwei Jahre Haft. Den Angeklagten
trifft der Prozess „wie ein Schlag in den Magen“.
„Natascha kommt wieder nicht zur Ruhe – Wahnsinn. “
Anwalt M. Ainedter
Sein Anwalt Manfred Ainedter vermutet: „Offenbar soll die Neuauflage der Untersuchungen zum Fall Kampusch jetzt mit Gewalt gerechtfertigt werden.“ Nachsatz: „Auch für Natascha ist das ein Wahnsinn, weil sie mit dem Thema weiterhin nicht abschließen kann.“ Prozesstermin: noch vor dem Sommer.
h3. Wie sich Ernst H. verteidigt – das Interview
ÖSTERREICH: Sie sind jetzt der einzige Angeklagte im
Entführungsfall Kampusch. Ein Keulenschlag – oder nehmen Sie’s mit
Galgenhumor? |